Der FCS hat den Aufstieg abermals nicht geschafft. Am Ende war das Team nicht clever genug. Präsident Hartmut Ostermann macht den Fans Mut.
Wer weinende Männer nicht mit ansehen kann, war am vergangenen Sonntag auf Giesings Höhen völlig falsch. Als der Nichtaufstieg feststand, brachen alle Dämme. Patrick Schmidt, der sich trotz quälender Knieprobleme selbstlos in die Schlacht warf, verstand die Welt nicht mehr. Der 24-Jährige wechselt von seinem Herzensclub zum Zweitligisten Heidenheim. „Es ist eine Katastrophe, wir haben alles versucht, aber es hat nicht sollen sein. Mit tut es so leid für die Leute."
2:3 zu Hause gegen die Münchner Löwen, ein 2:2-Unentschieden auf Giesings Höhen. „Fehlendes Spielglück", attestierte Trainer Dirk Lottner seinem Team, aber unter dem Strich wird bei der Analyse auch zu klären sein, warum der FCS am Ende doch wieder scheiterte. Das Hinspiel hatten die Blau-Schwarzen mehr oder weniger vergeigt. Zweimal den Start in die Halbzeit verpennt, am Ende nicht fähig gewesen, ein Unentschieden zu sichern. Dazu die Rote Karte gegen Kevin Behrens im Hinspiel. „Wenn das nicht passiert, gewinnen wir das Heimspiel" sagte Lottner.
Der FCS war besser und hatte alles in der Hand
Doch im Rückspiel hatte der FCS noch einmal alles in der Hand. Zur Pause führte Lottners Team mit 1:0 und als Sebastian Jacob nach 57 Minuten auf 2:0 erhöhte, stand der FCS mit einem Bein in der Dritten Liga. Doch dann leistete sich Mario Müller, einer der stabilsten Spieler der gesamten Saison, einen folgenschweren Fehler, verschätzte sich und konnte nur noch zur Notbremse greifen. „Wir stehen hier mit leeren Händen da. Das ist unglaublich, aber wir waren nicht clever genug", sagte Torschütze Jacob. „Ich bin erst ein halbes Jahr hier, der Verein hat mir wieder eine Chance gegeben. Es ist ganz schlimm für die Leute, die seit zwei Jahren auf dieses Ziel hingearbeitet haben." Ob der 24-Jährige in der kommenden Saison wieder für den FCS auflaufen wird, ist offen. Der Verein hatte die Gespräche für das Saisonende angekündigt. „Das ist nicht irgendein Club für mich. Wenn der Verein es will, bin ich gerne bereit, den Weg hier weiterzugehen." Bei Redaktionsschluss offen war auch die Frage, ob Lottner den Weg weitergehen wird. Sein Vertrag läuft zum 30. Juni aus, am vergangenen Sonntag war nicht der richtige Zeitpunkt, um Gespräche aufzunehmen. „Mir tut es leid für die Mannschaft und für die Fans. Meine Person ist erst mal zweitrangig", sagte der Kölner, der mit Eintracht Braunschweig in Verbindung gebracht wird. Die FCS-Verantwortlichen wollen aber offenbar mit Lottner weitermachen. Dieter Ferner und Sportdirektor Marcus Mann spendeten sich zunächst gegenseitig Trost, während Präsident Hartmut Ostermann den Gastgebern gratulierte. Der „Chef" sagte aber auch: „Das ist nicht das Ende. Wir werden uns sortieren und dann wieder angreifen. Nächstes Jahr steigt der Meister auf. Wir werden die Voraussetzungen schaffen, dass wir dieses Ziel angehen können. Und das wollen wir am liebsten mit Dirk Lottner."
Seit 2015 hängen der 1. FC Saarbrücken und auch die SV Elversberg in der Regionalliga fest. Zweimal verpatzten die „Molschder" die Relegation, zweimal die SVE. Da auch Mannheim sogar dreimal und die Offenbacher Kickers einmal scheiterten, ist in der Südweststaffel ein regelrechter „Aufstiegsstau" entstanden. „Das sind Dinge, die wir so hinnehmen müssen. Die Bürde der Relegation ist nun vorbei. Wir haben gezeigt, dass wir Meister werden können und das müssen wir wiederholen", sagte Ostermann. Es ist zu erwarten, dass der Verein weder Kosten noch Mühen scheuen wird, um dieses Ziel zu erreichen. Der Kader hat weitestgehend Konturen angenommen, lediglich im Angriff steht man „blank" da. Die Top-Torjäger Schmidt und Kevin Behrens werden den Verein Richtung Zweite Liga verlassen, Christoph Fenninger hat die zur automatischen Vertragsverlängerung nötige Anzahl an Spielen erreicht. Ob der FCS dennoch mit ihm plant, ist offen. Sebastian Jacob, der nach langer Verletzungspause wieder in Tritt kam, hat auch noch kein Vertragsangebot. Der frühere Jugendspieler lässt seinen Berater den Markt sondieren, wartet aber auf ein Signal vom FCS: „Ich würde gerne bleiben, aber da muss der Verein auf mich zukommen. Der FCS ist nicht irgendein Club für mich."
Nicht irgendein Club ist der FCS auch für Patrick Schmidt. Der 24-Jährige wechselt nun nach Heidenheim und haderte am Sonntag kräftig mit dem Schicksal. „Ich bin zwei Jahre nicht verletzt und dann passiert so was. Das ist nicht zu glauben." Was er meinte: Kurz vor den Relegationsspielen zog er sich im Spiel bei Schott Mainz eine Knieverletzung zu. Beim anschließenden Training fiel ihm ein Mitspieler auf die lädierte Stelle. Danach pausierte er bis kurz vor den entscheidenden Partien. Was er jetzt erst verriet: „Normalerweise hätte ich mit dieser Verletzung eine vier- bis sechswöchige Reha machen müssen. Aber das kam nicht in Frage." Die Bänderverletzung verschwieg der Verein in der Hoffnung, Schmidt würde doch noch irgendwie richtig fit werden. Doch nach der Roten Karte für Kevin Behrens im Hinspiel musste der Webenheimer in München gar von Beginn an ran: „Es ist so bitter, dass ich meinem Verein nicht mehr helfen konnte. Ich habe Schmerzmittel genommen, aber nach 60 Minuten ging gar nichts mehr." Es spricht für den außergewöhnlichen Charakter des Saarländers, dass eine Auswechslung nicht in Frage kam. „Wie er den Kopf hingehalten hat für den Verein ist Wahnsinn. Davor ziehe ich meinen Hut", sagte Lottner.
Schmidt opferte sich für seinen Heimatverein auf
Es passt zur Tragik der Saison, dass „Mentalitätsmonster" Kevin Behrens zum Schlüssel des Misserfolgs wurde. Ohne seine sinnlose Grätsche im Hinspiel wäre des FCS wohl aufgestiegen. „Das ist seine Art zu spielen. Wir haben oft von diesen Emotionen profitiert. Nun ist es einmal ins Negative umgeschlagen. Das sind Geschichten, die nur der Fußball schreibt", sagte Vizepräsident Dieter Ferner.
Die Vereins-Ikone wird wie Präsident Ostermann und Schatzmeister Dieter Weller weitermachen. Auch Sportdirektor Marcus Mann und Geschäftsführer David Fischer werden an Bord bleiben. „Das ist nicht das Ende", sagte Ostermann am Sonntag und tröstete einen Fan: „Wir werden uns einmal schütteln und dann wieder angreifen."