Wer „I Wanna Dance With You Again" im Radio hört, könnte meinen, es handle sich um ein bislang unveröffentlichtes Abba-Stück: diese köstlich sämigen Synthesizer-Schleifen, sehnsüchtiger Gesang, der überschwängliche Bombast, die Geste der Weltumarmung! Es ist aber nicht Abba, sondern es handelt sich um ein norwegisches Duo namens Band Of Gold – bestehend aus Nikolai Haengsle und Nina Elisabeth Mortvedt. Und, ja, die beiden können noch weit mehr als an Abba erinnern!
„Into The Void" zum Beispiel wird zwar hübsch gezupft, die Zeile „I’m leaving you, Babe!" indes mit Drohgebärde vorgetragen und zudem mit Fuzz Bass unterfüttert. Angeblich wurde der Track in seiner allerersten Demo-Version belassen. So bewegt sich „Where’s The Magic" wunderbar aufreibend zwischen Radio-Pop und Sperrigkeit. Man darf das auch künstlerische Freiheit nennen. Ob diese sein Publikum findet? Der Lohn des genauen Hinhörens ist jedenfalls groß.
„I Could Spot You At A Hundred Miles" und der Titel-Song klingen wie Bangles-Pop mit angezogener Handbremse und der schieren Lust an Quertreiberei. „Well Who Am I" pluckert eigentlich fröhlich auf die Tanzfläche, wird aber von Haengsle’s provokanten Rock-Gitarre-Einschüben immer wieder vehement daran gehindert, um schließlich in einem unglaublichen Chaos-Finale zu münden! Es gibt nur ein einziges langes Stück, es heißt „Bring Back" und eröffnet den Acht-Song-Reigen mit feist pulsierendem Bass, allerlei Percussion, Gitarren-Kapriolen, prachtvollen Synthies und Mortveth’s nordisch-kühler Stimme. Und man fragt sich: Hoppla, was geht hier eigentlich vor?
„Away With You" könnte eine entspannt pulsierende Coverversion eines Lucinda-Williams-Liedes sein – seltsam und betörend. „Look At Me" schippert ganz am Ende dieses zweiten Band-Of-Gold-Werkes wieder in selige Abba-Gewässer – dieses Mal aber gänzlich bombastfrei. „I see you wave across the room / I see us whirl across the room" heißt es in „I Wanna Dance You Again". Aha, Leidenschaft ist wohl das Geheimnis!