Der KFC Uerdingen steigt in die Dritte Liga auf. Nach Lizenz- und Überweisungs-Wirrwarr ist es jetzt offiziell. Doch nach dem Pyro-Abbruch im Relegationsrückspiel war es ein langer Weg.
Im Anschluss an die Aufstiegsfreude kam der Schock in Uerdingen. In den Play-offs gegen den Südwest-Zweiten Mannheim war der Mannschaft von Trainer Stefan Krämer nach dem 1:0 im Heimspiel und mit dem Sieg im Carl-Benz-Stadion sportlich eigentlich der Durchmarsch in die Drittklassigkeit gelungen. Nach Ausschreitungen von Waldhof-Fans hatte der DFB die entscheidende zweite Begegnung mit 2:0 für den KFC gewertet.
Doch dann verkündete der DFB die zunächst niederschmetternde Nachricht, dass die geforderte Liquiditätsreserve des KFC Uerdingen möglicherweise erst nach Ablauf der Ausschlussfrist eingegangen sei. Die Nichteinhaltung der Frist hätte nach den Statuten zur Folge, dass die Bedingung nicht erfüllt ist und daher keine Zulassung zur Dritten Liga erteilt werden könne.
Rückspiel mit 2:0 für den KFC gewertet
Zu diesem Zeitpunkt hatte der KFC mit großer Euphorie im Krefelder Rathaus längst den zweiten Aufstieg nacheinander gefeiert. Danach wurde es turbulent: Der Verein mit Präsident und Geldgeber Michail Ponomarew kontrollierte noch einmal alles und kam zu der Erkenntnis, alle Unterlagen komplett eingereicht zu haben „und allen Anforderungen rechtzeitig nachgekommen zu sein". Der KFC vertrat von Beginn an eine klare Meinung: Im Lizenzverfahren habe der Verein „alle Punkte in vollem Umfang erfüllt, zu hundert Prozent transparent und korrekt gearbeitet und finanzielle Garantien in einer Höhe abgegeben, die in dieser Liga in Deutschland einmalig" seien. Das Geld sei sogar zweimal überwiesen worden. „Unsere Garantien sind tadellos und finanziell die stärksten in der Dritten Liga", hatte Ponomarew wissen lassen. Sollte der KFC nicht aufsteigen können, werde er sein Engagement beenden, hatte der Uerdinger Sponsor angekündigt. Wasser auf die Mühlen der Fußballromantiker. Ebenso sorgte der Präsident mit diesen Aussagen selbsterklärend nicht nur für ein gutes Medienecho.
Die Chancen des KFC waren derweil eigentlich nicht wirklich gut. 2001 war dem SV Wilhelmshaven wegen eines ähnlichen Formfehlers die Regionalliga-Zulassung verweigert worden: Eine wichtige Fax-Seite war erst zehn Minuten nach Ablauf der Frist in der DFB-Zentrale in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise eingegangen – und damals zeigte sich der Verband unerbittlich, Wilhelmshaven musste sich den Statuten beugen.
Doch der KFC hatte Glück. Nach eingehender Prüfung stehe fest: Die für den Aufstieg notwendige Finanzreserve von 1,2 Millionen Euro sei vom KFC überwiesen, jedoch von der zuständigen Bank zu spät gutgeschrieben worden, erklärte DFB-Vizepräsident Rainer Koch, der Vorsitzende des Zulassungsbeschwerdeausschusses nach Prüfung des Sachverhaltes. Der KFC Uerdingen steigt also endgültig in die Dritte Liga auf. Der Zulassungsbeschwerdeausschuss des Deutschen Fußball-Bundes entschied einstimmig für den ehemaligen DFB-Pokalsieger und erteilt den Krefeldern die Lizenz für die Rückkehr in den Profibereich. Demnach bleibt der unterlegene Gegner Waldhof Mannheim in der Regionalliga.
Uerdingens Rechtsbeistand Christoph Schickhardt reagierte erfreut auf die Entscheidung und lobte den DFB, der sich in dieser Causa „absolut korrekt" verhalten habe. „Wenn das sportliche Ergebnis auch mit dem am Grünen Tisch übereinstimmt, ist es richtig", hielt der Sportrechts-Experte fest. Die Verhandlung vor dem Zulassungsbeschwerdeausschuss sei „absolut notwendig" gewesen. „Wir können uns jetzt dem Sport zuwenden", sagte Schickhardt.
Die Mannheimer hingegen reagierten irritiert. „Ich sehe das eher schwierig aktuell. Ich werde mit Sicherheit nochmal mit dem DFB sprechen und mir das in einem persönlichen Gespräch erklären lassen", sagte Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp der Deutschen Presse-Agentur. „Für beide Vereine waren die vergangenen Tage eine Extremsituation, für Uerdingen sicher noch mehr als für uns", sagte Kompp. „Wichtig ist, dass man für die Zukunft klarere Verhältnisse schafft und klare Fristen setzt." Das will der DFB nun tun.
„Wir können uns jetzt dem Sport zuwenden"
Schade ist hierbei aber auch, dass die sportliche Leistung der Mannschaft in den Hintergrund rücken musste. Denn der Weg zurück in den Profifußball war ein weiter. „Der KFC ist wieder da" – rund 1.300 Anhänger der Blau-Roten feierten damals am 27. Juli 2013 mit einer Choreografie im Lohrheidestadion in Wattenscheid ihre Rückkehr auf die Regionalliga-Bühne. Nach fünf Jahren Abstinenz, mit Ausflügen in die Fünfte und Sechste Liga, meldeten sich die Krefelder damals gleich mit einem 2:0-Auftaktsieg zurück. Damit begann aber der Anfang vom Ende der Euphorie. Der Sieg wurde aberkannt, und die Uerdinger rutschten bis zum Ende der Saison auf Platz 17 ab, stiegen aber ebenso wie die Wattenscheider – wegen glücklich verlaufenden sportlichen Konstellationen – nicht ab und durften ein weiteres Jahr Regionalligaluft schnuppern. Danach war es trotzdem so weit. Der Abstieg in die Oberliga war in der kommenden Saison unvermeidbar. Nachdem zwei Jahre lang über Dörfer getingelt wurde, stand am Ende der Aufstieg. Michael Wiesinger wurde verpflichtet, teilweise war die Mannschaft 14 Spiele ungeschlagen. Trotzdem musste Coach Wiesinger gehen. Stefan Krämer wurde geholt, nur um eine ähnlich beeindruckende Serie hinzulegen wie Wiesinger. Und so passt diese turbulente Schlussphase der Saison mit Sieg im Hinspiel, Pyro und Spielabbruch im Rückspiel zum KFC Uerdingen. Das Lizenz-Wirrwarr und der in der Luft hängende Aufstieg waren nur die Spitze des Eisbergs.
Trotz dieser vielen Auf und Abs steht am Ende der verdiente Aufstieg in die Dritte Liga. Sicherlich mit finanziellen Mitteln, die in dieser Klasse niemand hat. Für die kommende Saison kündigte der Präsident schon die „besten finanziellen Mittel" der Dritten Liga an. Wer weiß, vielleicht wird ja auch sie nur eine Durchgangsstation für den KFC. Eine Überweisung, die möglicherweise zu spät getätigt wurde, wird es danach nicht wieder geben.