Kaffeeklatsch und Chatgruppe, zusammen Pferde stehlen, Seelen ineinander tunken und sich in Krisen beistehen. Was wäre ein Leben ohne Freundinnen? Das Thema ist aktuell. Sozialpsychologen fanden in Studien heraus, dass intensive Gespräche und emotionale Unterstützung die Hauptrollen in Frauenfreundschaften spielen. Freundinnen fühlen sich oft seelenverwandt. Sie regen einander an und können ohne die Andere nicht sein. Freundinnen sind für Frauen existenziell.
Wer mit dieser Erwartung an das Buch mit dem schlichten Titel „Freundinnen" herangeht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Anna von Planta, die als persönliche Lektorin von Friedrich Dürrenmatt tätig war, hat zwölf Kurzgeschichten hochkarätiger Schriftstellerinnen zusammengestellt. Unter anderem erzählen Ronja von Rönne, Patricia Highsmith, Doris Dörrie, Amélie Nothomb und Connie Palmen über ungewöhnliche Frauenbeziehungen. Sie schreiben über Mädchenfreundschaften, die dem Erwachsenwerden nicht standhalten, über Liebesbeziehungen, über Zickenkrieg und Boshaftigkeiten.
Amélie und Pétronille sind zum Beispiel Saufkumpaninnen. Sie verkosten gemeinsam edelsten Champagner. Betti und Maren entwickeln einen skurrilen Plan, weil ihnen die Männer, der Job und das Geld ausgegangen sind. Emily wird von ihrer besten Freundin betrogen. Alice wohnt nur noch aus Bequemlichkeit mit Hattie zusammen und erträgt dafür ungeheure Gemeinheiten. Die Freundschaft von Maria und Tsugumi dagegen fängt erst an, nachdem die beiden heftig aneinandergeraten sind.
Was macht eine Freundschaft aus? Was können Freundinnen tolerieren, was verzeihen? Wann trennen sich die gemeinsamen Wege? Die spannend geschriebenen Geschichten lassen die Leser ins Grübeln kommen und die Grenzen von Freundschaft neu ausloten. Zugleich sind die Erzählungen äußerst unterhaltsam und bewegen sich, dank der ausgewählten Autorinnen, auf sprachlich höchstem Niveau – ein absoluter Lesegenuss.