Der Ex-Bundesligist Sportliche Vereinigung Blau-Weiß 1890 dominierte die abgelaufene Berlin-Liga-Saison 2017/18 und steigt somit in die NOFV-Oberliga auf.
Auch, nachdem der Berliner Meistertitel bereits unter Dach und Fach war, ließ der souveräne Tabellenführer nicht nach: die Sp. Vg. Blau-Weiß 90, die sich am 31. Spieltag vorzeitig Platz eins und den Aufstieg in die NOFV-Oberliga Nord sicherte, blieb sich auch in den letzten Runden treu – und siegte. Zum Saisonabschluss kannten die Mariendorfer etwa kein Erbarmen mit Absteiger Nordberliner SC, der auf dessen Platz mit 8:0 weggefegt wurde. Damit konnten die Blau-Weißen zu guter Letzt auch noch die 100-Tore-Marke in der Spielzeit 2017/18 übertreffen. Die meisten erzielten Treffer der Berlin-Liga (103), die mit Abstand wenigsten kassiert (16), 91 von 102 möglichen Punkten eingefahren – keine Frage: Diese Werte sind meisterhaft. Und das war natürlich ganz nach dem Geschmack der Verantwortlichen um Präsident Michael Meister. Denn der frühere Bundesligist (Saison 1986/87) vollzog dieses Jahr den ersten Schritt zum großen Ziel: Spätestens binnen fünf Jahren wollte man den Durchmarsch in die Regionalliga Nordost geschafft haben. Mit dem nun vollzogenen Aufstieg in die Oberliga liegt man also mehr als im Soll. Präsident Meister und die sportliche Leitung um Ex-Profi Marco Gebhardt (unter anderem Eintracht Frankfurt, 1. FC Union) verfuhr dabei nach dem Motto: „Nicht kleckern, sondern klotzen." Vor der Spielzeit wurde der Kader quasi runderneuert, die meisten Neuzugänge wiesen dabei bereits Erfahrungen aus Ober- und Regionalliga auf.
91 von 102 möglichen Punkten eingefahren
Dass bei einem Umbau in diesem Maße zunächst nicht gleich alles funktioniert, war diese Saison dabei durchaus eingepreist. Zwar startete der Topfavorit der Berlin-Liga mit fünf Siegen in die Saison, dann aber folgten vier Partien ohne Dreier. Die Niederlage gegen Eintracht Mahlsdorf (0:1) Mitte Oktober auf eigenem Platz ließ die Konkurrenz dann sogar hoffen, dass der Meisterkandidat Nummer eins entscheidend aus dem Tritt geraten könnte. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Mariendorfer nur auf Platz drei, vier Zähler hinter dem Führungsduo Berliner SC und SD Croatia. Doch am Ende sollte dies die einzige Pleite von Gebhardts Schützlingen bleiben – und nicht nur das: Ab dem zehnten Spieltag gewann man bis auf eine Ausnahme alle Partien. Es erwies sich nun, dass der unter höherklassigen Bedingungen trainierende Kader die Strapazen der Saison deutlich besser wegstecken konnte, als es beim Rest der „Geheimfavoriten" der Fall war. In der Defensive konnte sich Marco Gebhardt dabei vor allem auf bewährte Kräfte verlassen: Torwart Kilian Pruschke sowie die Verteidiger Timo Bruckmann und Sascha Kuche sind schon mindestens zwei Jahre im Verein. Dazu gesellte sich mit Robin Mannsfeld ein Neuzugang, der mit 34 Ligaeinsätzen gleich zum Volltreffer avancierte. In der Offensive überragte Mittelfeldspieler Kevin Gutsche (19 Treffer) vor allem mit 23 Torvorbereitungen, auch der flinke Lukas Rehbein (elf Tore, 14 Vorlagen) lieferte die erwartet starke Leistung ab. Bester Schütze der Blau-Weißen wurde dabei ein alter Hase: 20 Mal traf der mittlerweile 38-jährige Rani Al-Kassem, der schon seit 2013 für Blau-Weiß spielt und noch ein Jahr dranhängen soll.
Auch beim Vizemeistertitel der Berlin-Liga 2017/18 gab es am Ende keinen Zweifel: Eintracht Mahlsdorf belegte mit stolzen 80 Punkten den zweiten Platz und dürfte in der kommenden Spielzeit damit der Topfavorit sein. Mit dem neuen, oberligaerfahrenen Trainer Christian Gehrke (kam von Germania Schöneiche) hat der eingespielte Kader der Mahlsdorfer im abgelaufenen Jahr noch an Spielstärke gewonnen. Die beiden Ausrutscher in der Rückrunde auf eigenem Platz gegen die Aufsteiger Spandauer Kickers (1:3) und SV Sparta (0:4) zeigten zwar, dass die Qualität mit der von Blau-Weiß 90 nicht mithalten konnte – mit punktuellen Verstärkungen könnte der große Wurf nächste Saison aber gelingen. Selbst, wenn der 2017/18 lange verletzte Christoph Zorn – Berlins Amateurfußballer 2017, der es in den vorangegangenen vier Saisons auf 120 Tore für die Eintracht brachte – nicht mehr mitwirken können sollte.
Eine Saison der Extreme verlebte der Berliner SC. Der in den vergangenen Spielzeiten vornehmlich im unteren Mittelfeld der Liga beheimatete Club ging dieses Jahr die Personalplanung offensiver an und wurde so zum Geheimtipp bei den Experten. Nicht zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte – unter der Leitung des erfahrenen Trainers Wolfgang Sandhowe (66) spielte der Club aus dem Grunewald eine tolle Saison. Vor allem in der Offensive bestachen die Gelb-Schwarzen und mischten in Liga und Pokal kräftig mit. Doch ein tragischer Zwischenfall sollte den BSC in seinen Grundfesten erschüttern: Der erst 24-jährige Damantang Camara brach im März beim Training zusammen und starb. Ein Schock für den Berliner Fußball, in dessen Kreisen Camara als liebenswerter Sportsmann geschätzt wurde, und natürlich für den BSC im Besonderen. Spieler und Trainer, die die Tragödie miterlebten, sahen sich zunächst außerstande, den Betrieb fortzusetzen. Der Verein bat um Aufschub der unmittelbar folgenden Spiele und der Berliner Fußball-Verband (BFV) gestattete diesen. Doch irgendwann musste es weitergehen – und der BSC meisterte die Belastung beeindruckend. Trotz zusätzlicher englischer Wochen verlor man nur noch gegen das Spitzenduo und zog obendrein erstmals in der Vereinsgeschichte ins Berliner Pokalfinale ein, wo man allerdings dem zwei Ligen höher spielenden Titelverteidiger BFC Dynamo mit 1:2 unterlag. Ohne Zweifel also eine Saison bei den Grunewaldern, die man im Positiven wie im Negativen so schnell nicht vergessen wird.
1. FC Schöneberg mit am Ende sechs Punkten
Am Tabellenende fand der stete Aufstieg der vergangenen Jahre beim 1. FC Schöneberg ein ernüchterndes Ende. Im Jahr 2011 spielte man noch in der Kreisliga B, seitdem ging es stets aufwärts – doch die für die höchste Spielklasse der Hauptstadt nötige Qualität konnten die Schöneberger mit am Ende sechs Punkten und 161 Gegentoren nicht nachweisen. Nach fünf Jahren Berlin-Liga ist auch im beschaulichen Heiligensee Schluss – der dort ansässige Nordberliner SC konnte die Klasse nicht mehr halten. Am letzten Spieltag erwischte es dann auch noch die DJK Schwarz-Weiß – der Sieg zum Abschluss nutzte den Neuköllnern nichts mehr, da die Konkurrenz ebenfalls punkten konnte. Hier heißt es also, sich in der Landesliga neu aufzustellen – den Niederungen also, denen Blau-Weiß 90 vor zwei Jahren entstieg und die der Kultclub aus Mariendorf in naher Zukunft noch weiter hinter sich lassen will.