Bei der Weltmeisterschaft in Russland treffen die besten Fußballspieler der jeweiligen Länder aufeinander. Mit dem Kicken angefangen haben viele in den heimischen Ligen. FORUM stellt deshalb nacheinander die Ligen von vier Ländern außerhalb Europas vor. Dieses Mal: die „Campeonato Brasileiro da Série A" – die erste brasilianische Liga.
Geschichte
Brasilien ist mehr als acht Millionen Quadratkilometer groß. Zum Vergleich: Deutschland ist nur 360.000 Quadratkilometer groß. Die enorme Größe Brasiliens hat dafür gesorgt, dass es in dem Land lange keine offizielle nationale Liga gab. Schließlich müssen die Mannschaften für Auswärtsspiele weite Strecken zurücklegen. Deshalb haben auch heute noch lokale Meisterschaften in den einzelnen Bundesstaaten einen hohen Stellenwert.
Zum ersten Mal ganz offiziell hat die „Campeonato Brasileiro da Série A" 1971 stattgefunden. Somit gibt es im Fußballerland Brasilien noch gar nicht so lange eine nationale Liga. Mittlerweile hat sich die Brasileirão, wie Fans die Liga auch nennen, aber etabliert – auch dank der zunehmend modernen Infrastruktur in dem südamerikanischen Land.
Spielmodus
Die erste brasilianische Liga wird ganz klassisch ausgetragen: Jede Mannschaft spielt gegen jede andere in einem Heim- und Auswärtsspiel. 20 Teams duellieren sich jede Saison um den Titel. Los geht es normalerweise im Mai, der Meister wird nach 38 Spieltagen im Dezember gekürt. Heißt de facto: Während der WM befinden wir uns in Brasilien eigentlich mitten in der aktuellen Spielzeit. Deshalb haben die Liga-Verantwortlichen in diesem Jahr den Spielplan ein bisschen angepasst. Eröffnet wurde die Saison bereits im April, dafür macht sie während der Weltmeisterschaft eine Pause. So konnten Spieler aus der brasilianischen Liga ohne Probleme in ihre Landesauswahl berufen werden.
Clubs haben es in der brasilianischen Liga gar nicht so schwer, sich für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Selbst das Team auf Platz zwölf darf international antreten. Allerdings nur bei der Copa Sudamericana, die in etwa mit der Europa League vergleichbar ist. Die Mannschaften, die ganz vorne in der Tabelle stehen, sichern sich dagegen ein Ticket für die Champions League Südamerikas – Copa Libertadores. So einfach es scheint, sich als Verein in Brasilien für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren, desto härter ist dort der Abstiegskampf. Die letzten vier Mannschaften steigen allesamt aus der Ersten Liga ab – ohne die Chance, sich durch eine Relegation zu retten.
Der Rekordmeister
Der brasilianische Dauersieger kommt nicht etwa aus Rio de Janeiro, wie man vielleicht vermuten mag, sondern aus São Paulo, der größten Stadt Brasiliens: Die dort ansässige Sociedade Esportiva Palmeiras darf sich derzeit mit neun Titeln Rekordmeister nennen. In Deutschland ist der Verein eher unter dem Namen Palmeiras São Paulo bekannt. Die größten Erfolge des in grün-weiß spielenden Clubs liegen allerdings schon ein paar Jahre zurück. Ende der 60er-Jahre und Anfang der 70er-Jahre sicherte man sich insgesamt fünfmal die brasilianische Meisterschaft. Die 90er sind den Anhängern des Clubs ebenfalls besonders in Erinnerung. Damals durften sie nicht nur zwei Meisterschaften ihres Teams feiern. In der Saison 1998/99 gewann Palmeiras außerdem zum bisher einzigen Mal die Copa Libertadores, die südamerikanische Champions League. In jüngster Vergangenheit konnten die Palmeiras-Fans nicht mehr so oft feiern. Nach der Meisterschaft 1994 folgte die nächste erst im Jahr 2016. Immerhin konnte man sich in der Zwischenzeit dreimal brasilianischer Pokalsieger nennen. Die Tatsache, dass zeitgleich Erzrivale Corinthians ein Hoch erlebt hat, dürfte die lange Durststrecke für Palmeiras-Anhänger jedoch noch schwerer zu ertragen gemacht haben. In den 2000er-Jahren feierte der Club, der ebenfalls aus São Paulo kommt, mehrere Meisterschaften. Damit hat Palmeiras Erzrivale aufgeholt und sitzt dem Rekordmeister mit nun schon sieben Titeln im Nacken. Zumal Corinthians São Paulo auch schon die Copa Libertadores gewinnen konnte und sich sogar schon zweimal Fifa Club-Weltmeister nennen darf. Kein Wunder also, dass es im Derby Paulista zwischen Corinthians und Palmeiras immer heiß hergeht.
Bekannte Gesichter
Tatsächlich verdient ein in Deutschland relativ bekannter Profi derzeit in Brasilien sein Geld: Alexander Baumjohann. Der Mittelfeldspieler kickte unter anderem für Schalke, Hertha und Bayern in der 1. Bundesliga. Jetzt heißt sein Club EC Vitória. Im Sommer 2017 hat es Baumjohann nach Brasilien verschlagen – auch der Liebe wegen. Seine Frau ist Brasilianerin. Nun ist der gebürtige Waltroper in ihre Heimat ausgewandert. Baumjohanns Zeit in dem südamerikanischen Land war bisher aber noch nicht von Erfolg gekrönt: Obwohl der 31-Jährige bereits innerhalb der Liga den Verein gewechselt hat, kommt er bisher auf nur sehr wenige Einsätze.
Diesen Namen sollten Sie kennen
Die „Campeonato Brasileiro da Série A" ist bekannt für ihre vielen Talente. Immer wieder mischen Nachwuchsspieler die Liga auf. Der Spieler mit dem laut dem Portal „transfermarkt.de" höchsten Marktwert ist derzeit etwa ein 17-Jähriger. Vinícius Júnior heißt er und stürmt derzeit noch als Linksaußen für Flamengo Rio de Janeiro. Das aber nicht mehr lange. Real Madrid hat sich bereits die Dienste des Talents gesichert – laut Medienberichten für wahnsinnige 45 Millionen Euro Ablöse. Noch ist aber geplant, dass Vinícius Júnior ein weiteres Jahr bei seinem brasilianischen Club bleibt. Was macht einen so jungen Teenager aus Brasilien interessant für den Weltclub Real Madrid? Der trickreiche Außenspieler gehörte gleich in seiner ersten richtigen Saison fest zum Kader seines Teams dazu und erzielte in der Liga immerhin drei Tore. Die hat er in der aktuell laufenden Spielzeit bereits überboten. Vinícius Júnior ist also ein Versprechen für die Zukunft von Real Madrid. Dass er die astronomische Ablöse wirklich wert ist, muss der 17-Jährige im Starensemble der Madrilenen noch beweisen.