Der 1. FC Saarbrücken hat nach dem verpassten Aufstieg als letzter Regionalligist den Trainingsbetrieb wieder aufgenommen. Der Vorjahreskader wurde abermals verstärkt.
Rund 250 Fans waren ins FC-Sportfeld gekommen, um den Aufgalopp der Mannschaft mitzuverfolgen. „Eigentlich hätten wir besser an einem Sonntag angefangen. Es ist Wahnsinn, wie positiv die Mannschaft angenommen wird. Das ist nach dieser Enttäuschung nicht selbstverständlich“, sagte Sportchef Marcus Mann.
Dass sich die Enttäuschung nach dem verpassten Aufstieg in Grenzen hält, liegt vor allem an der Arbeit des 34-Jährigen. Quasi als letztes Ass zauberte Mann den Verteidiger Benjamin Kessel aus dem Ärmel. Der 30-Jährige hatte in der vergangenen Saison immerhin 24 Einsätze beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. „Es gab da noch mal ein Gespräch zum Saisonende, aber das ist vorbei. Ich möchte über den FCK auch keine Worte mehr verlieren“, sagte der Bad Kreuznacher, der die Entscheidung für den FCS bewusst getroffen hat. „Es gab einige Anfragen, auch aus dem Ausland. Aber meine Lebensgefährtin und ich erwarten im Herbst unser erstes Kind. Wir fühlen uns in dieser Region wohl und wollten nicht mehr weg.“ Dass eine Verpflichtung des bundesligaerfahrenen Defensivmannes Erwartungen weckt, versteht sich von selbst. „Ich bin ehrgeizig, habe das Ziel, meine Karriere nicht in der Regionalliga ausklingen zu lassen. Der Kontakt zum FCS bestand schon lange, ich gebe ehrlich zu, dass ich mir Zeit genommen habe, um mich mit dieser Liga anzufreunden.“ Dass Kessel schließlich dem FCS sein Ja-Wort gab, lag wohl an der Hartnäckigkeit der Sportlichen Leitung. „Die Gespräche mit Marcus Mann waren sehr konstruktiv. Er hat nicht lockergelassen, immer wieder den Kontakt gehalten. Es ist dann auch die Wertschätzung, die man empfindet, die am Ende den Ausschlag gibt.“
Wertschätzung hat auch der zweite Zugang aus der Zweiten Liga, José Pierre Vunguidica, gespürt. Mit Sportchef Mann hat er in Wiesbaden zusammen gespielt, Trainer Dirk Lottner war sein Coach in der Jugend des 1. FC Köln. Vor drei Jahren der beste Angreifer in der Dritten Liga durchlebte „Joe“ eine schwere Zeit in Sandhausen. „Ich will nicht nachkarten, ich war zum falschen Zeitpunkt verletzt, und danach war es unheimlich schwer. Aber ich bin ein Profisportler und habe immer an meiner Fitness gearbeitet. Ich möchte jetzt hier einen neuen Anlauf nehmen und habe mich gegen Angebote aus der Dritten Liga entschieden, weil ich hier ein professionelles und seriöses Umfeld vorfinde. Das hier ist kein normaler Viertligist“, sagte Vunguidica.
So konnte Sportchef Mann sich ein Lob seines Trainers abholen: „Marcus hat extrem gut gearbeitet. Der Kader steht mit Vorbereitungsbeginn, das ist optimal“, sagte Lottner. Mann selbst beobachtet dennoch weiterhin den Markt, „da es auch mal sein kann, dass sich ein Spieler verändern möchte. Da haben wir bisher keine Signale, aber in einem solchen Fall müssten wir reagieren können.“
Hinter dem 34-Jährigen liegen turbulente Wochen. Nach dem verpatzten Aufstieg galt es vor allem, den Abgang des Sturmduos Patrick Schmidt und Kevin Behrens zu ersetzen. Oberste Prämisse hatte daher die Vertragsverlängerung von Sebastian Jacob, der im vergangenen Winter aus Kaiserslautern zu seinem Heimatverein zurückkehrte. Um den 25-Jährigen gab es unbeachtet von der Öffentlichkeit ein hartes Ringen, am Ende boten auch die Saar-Konkurrenten Elversberg und Homburg mit. „Jürgen Luginger hat bei Sebastian richtig Gas gegeben. Das ist absolut legitim, aber am Ende sind wir natürlich froh, dass er sich für uns entschieden hat“, sagte Mann. Die Konstellation im Angriff mit Vunguidica, Jacob und Neuzugang Marcel Carl ist interessant. „In der Breite sind wir sicher besser besetzt. Im Vorjahr gab es keine Alternative zu Schmidt und Behrens. Es war unser Wunsch, dass wir drei absolut gleichwertige Angreifer haben. Die Jungs wissen, dass wir sie gleichermaßen brauchen und jeder seine Spielzeiten bekommen wird“, sagte Mann, der im Kader einen großen Konkurrenzkampf ausgemacht hat. „Wir sind auch im Bereich der U23-Spieler besser aufgestellt“, erklärte der Sportchef und verteilte gleich das erste Sonderlob: „Wenn man sieht, wie unser Eigengewächs Lukas Quirin hier auftritt, dann muss man sich nicht weit aus dem Fenster lehnen, wenn man vorhersagt, dass er ziemlich schnell ein Thema für Einsätze sein wird.“
Nicht nur im Angriff, auch in der Defensive wird es ein zähes Ringen um die Plätze geben. Neuzugang Kessel ist nicht gekommen, um auf der Bank zu sitzen. „Wir wollten einen Spieler, der flexibel einsetzbar ist. Benny kann auch auf der Außenbahn spielen, zumal es ja keinen Grund gibt, Marco Kehl-Gomez oder Steven Zellner rauszunehmen“, sagte Mann und verwies auf die Vorsaison: „Es wird Sperren, Verletzungen und Formkrisen geben. Und am Ende werden alle Spieler ihre Chance bekommen.“
Dass der FCS mit diesem Kader als Topfavorit in die Runde geht, wissen auch die Neuzugänge. „Wenn ich zum Meister komme, kann ich schlecht sagen, dass ich jetzt Zweiter werden will“, sagte Vunguidica, und Kessel fügte hinzu: „Das hier ist ein verschworener Haufen. Unser größter Konkurrent sind wir selbst. Wir haben es selbst in der Hand Meister zu werden.“