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WAS MACHT EIGENTLICH...

Ole Bischof
Foto: picture alliance / Frank May

… Ole Bischof?

Olympia-Gold 2008 und Silber 2012 sowie 18 Medaillen bei Judo-Grand-Slam- und Weltcup-Turnieren holte der vielfache Deutsche Meister. Heute arbeitet der 38-Jährige als Unternehmensberater, engagiert sich in der Laureus-Sportstiftung und beim Deutschen Olympischen Sportbund.

Wem es rein darum geht, Geld zu verdienen, der sollte Zahnarzt in Monaco werden – nicht Judo machen", stuft Ole Bischof den finanziellen Anreiz seiner Sportart als eher gering ein. Judo ist für ihn eine Lebenseinstellung, die ihm schon sein Vater, ebenfalls begeisterter Judoka, von klein an mitgegeben hat. „Es geht bei uns darum, gemeinsam besser zu werden, stets mutig zu sein und dabei im Kampfsport den respektvollen, fairen, japanischen Kodex einzuhalten", betont Bischof im FORUM-Interview. Unabhängig von seinen sportlichen Erfolgen bei olympischen Spielen und nationalen und internationalen Wettkämpfen habe er auch beruflich von seinen Erfahrungen profitiert: „Ich konnte im Sport Tools lernen, die mir heute weiter dabei helfen, mich mental aufzubauen, in passenden Momenten Energie zu tanken und auch mal kreativ zu denken, wenn der bisher eingeschlagene Weg nicht passt." Von seinen Erfahrungen berichtet Bischof heute drei-, viermal im Monat auch in Vorträgen vor Unternehmern und in Vereinen.

„Ich kann aktiv selbst gestalten"

2008 holte Ole Bischof in Peking Gold.
2008 holte Ole Bischof in Peking Gold. Foto: picture alliance / Stefan Matzke

Der Olympiasieger leitet ab und zu noch Judo-Lehrgänge und gibt dem Nachwuchs in Vereinen nützliche Tipps. Dass er nach seiner sportlichen Karriere nicht im Trainerberuf gelandet ist, führt Ole Bischof darauf zurück, dass er dort zu geringe Job-Aussichten gesehen hatte. „Um mich abzusichern, habe ich ein VWL-Studium gewählt, in dem es darum geht, fleißig mathematische Modelle durchzurechnen. Und so habe ich den Berufseinstieg in diese Richtung gemacht." Heute sehe er jedoch, dass fähige Trainer, die Menschen entwickeln können, in der modernen Arbeitswelt gefragter sind denn je. So wäre ein Trainerberuf aus heutiger Sicht durchaus doch eine Option gewesen.

Nach der Karriere hatte sich Bischof 2012 bewusst zwei Jahre aus der Sportwelt zurückgezogen, um Abstand zu gewinnen. Ende 2014 hat es ihn dann aber doch gepackt, er hat als Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) kandidiert und wurde auf vorerst vier Jahre gewählt: „Damit kam die Chance, dem deutschen Sport ehrenamtlich etwas zurückzugeben. Anstatt in die Rolle des passiven Kritikers zu fallen, kann ich hier selbst aktiv gestalten." Schon drei Jahre zuvor wurde Bischof Botschafter der Laureus-Stiftung, die sich für sportliche und soziale Projekte einsetzt. „Sport hat meinen Charakter geformt, und ich denke, das hat mir gutgetan. Mit der Stiftung schaffen wir es, junge Menschen zum Sport zu bewegen. Es reicht einfach nicht, sich zurückzulehnen und andere machen zu lassen. Wir sind alle gefragt, unsere Gesellschaft aktiv zu gestalten." In diesem Sinne hat Bischof die Laureus-Schirmherrschaft des Kölner Sozial-Projektes „Fair-Stärken" übernommen, bei dem Jugendliche in wöchentlichen Trainingseinheiten lernen, durch den Sport differenziert mit Konflikten umzugehen.

Im Rückblick auf die eigene Karriere hält Bischof die Teilnahme an den beiden Olympischen Spielen für ganz besondere Momente. „Peking 2008 und London 2012 – das waren geballte Emotionen", erinnert er sich, und auch daran, dass diese Medaillen ihm manche Türen geöffnet haben, die sonst eventuell verschlossen geblieben wären. Aber neben den großen, medial vermittelten Erfolgen habe es auch weniger spektakuläre Augenblicke gegeben, die ihm trotzdem wichtig sind: „Beispielsweise, wenn unser Team nach einem harten, mehrwöchigen Trainingslager im Flieger nach Hause saß und ich mich körperlich richtig platt und müde gefühlt habe. Aber mit dem Gefühl, außergewöhnlich hart trainiert und mir meinen Muskelkater ehrlich verdient zu haben, hat sich eine tiefe Zufriedenheit eingestellt." Auch auf die Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes durch den Bundespräsidenten ist Bischof sehr stolz: „Diese höchste staatliche Auszeichnung für deutsche Sportler wird ja nur an Athleten vergeben, die auch menschlich eine vorbildliche Haltung zeigen. Die Ehrung wird etwas zeremonieller durchgeführt als bei Olympia, wo alles im Jubelrausch geschieht. Beides hat aber seine Faszination, und ich möchte beides nicht missen."

Erhielt silbernes Lorbeerblatt

Mit einem Blick auf deutsche Judo-Chancen bei Olympischen Spielen, sieht Bischof ein gutes Potenzial: „Die Bundestrainer machen sowohl im Männer- als auch im Frauenbereich eine gute Arbeit. Es gibt nicht nur Talente, sondern mit Blick auf Tokio 2020 auch im Erwachsenenbereich vielversprechende Vorzeichen." Er hofft, dass das deutsche Judo bald wieder einen Olympiasieger stellen kann. Die Umstellung vom Leistungssport auf den normalen Berufsalltag hat Bischof gut bewältigt, auch wenn der Körper anfangs hart reagiert habe und er die hohe Kalorienzahl seiner Mahlzeiten deutlich reduzieren musste. Von seinen damals 25 wöchentlichen Trainingsstunden sind nur noch vier geblieben: „Ich nutze eine gesunde, leicht dosierte Mischung aus Fitness an Geräten, Jogging und Judo. Je nach beruflicher Phase mal etwas mehr, mal etwas weniger. Am Wochenende bin ich immer aktiv, am liebsten mit der Familie."

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