Wenn Neutronensterne kollidieren, entsteht Gold und wird im All verstreut. Davon geht die Forschung heute aus. So gelangte das wertvolle Edelmetall auch auf die Erde – und wird hier seit Jahrtausenden mühsam abgebaut und weiterverarbeitet.
Gold (indogermanisch „ghel": glänzend, gelb) zählt zu den wertvollsten und seltensten Edelmetallen der Welt. Es wird vielfältig eingesetzt und setzt höchste Standards – egal ob bei Schmuck, in Industrie und Medizin oder als Geldanlage. Das Edelmetall mit dem unwiderstehlichen typischen Glanz gilt als unkompliziert. Es lässt sich sehr gut bearbeiten, korrodiert nicht und ist praktisch unvergänglich. Wie aber ist Gold eigentlich entstanden? Es gibt mehrere Theorien. Wissenschaftler sind sich darin einig, dass der Ursprung des Edelmetalls nicht auf der Erde, sondern im Weltall liegt.
Einmal in 100.000 Jahren
Leichte Elemente wie Kohlenstoff oder Sauerstoff können durch Fusionsreaktionen in Sternen entstehen, was bei Gold hingegen nicht möglich ist. Forscher gingen bis vor einigen Jahren davon aus, dass es bei Supernovae entsteht – also bei Explosionen großer Sterne an deren Lebensende. 2011 erfolgte dann eine Wende: Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Astrophysik stellten die Vermutung auf, dass die Goldentstehung auf Kollisionen von Neutronensternen zurückgeht. Die bisher angenommenen Supernova-Explosionen genügten eigentlich nicht dazu. Diesen Sachverhalt legen auch die Forschungsergebnisse des amerikanischen Harvard-Smithsonian-Zentrums für Astrophysik nahe. Jedes Schmuckstück aus Gold sei ein „kleines Stückchen des Universums", so der Leiter Edo Berger. Als Beweis dient die Beobachtung einer Kollision toter Sterne – der Neutronensterne – in einer Galaxie, die 3,9 Milliarden Lichtjahre entfernt ist. Mit Hochleistungsteleskopen wie dem Hubble-Weltraumteleskop beobachteten die Forscher um Edo Berger einen Sekundenbruchteile andauernden Gammablitz, den sie der Kollision von Neutronensternen zuschreiben. Im Anschluss an das Ereignis sei über Tage hinweg ein Nachleuchten zu sehen gewesen – vermutlich der Beleg für die Entstehung und Verstreuung von Gold im Universum. Auf diese Weise soll Gold bereits vor 4,5 Millionen Jahren entstanden sein. Neutronensterne und somit auch die durch Kollisionen bedingten Blitze sind übrigens äußerst selten: In der Milchstraße ereignen sie sich nur einmal in 100.000 Jahren.
Das Gold, das wir heute vorfinden, ist nach der Krustenbildung auf die Erde gelangt oder durch vulkanische Prozesse wieder an ihre Oberfläche gekommen. Bereits für die frühe Kupferzeit wurde die Gewinnung von Gold nachgewiesen. Gold zählt zu den ersten Metallen, die von Menschen verarbeitet wurden. Die ältesten bekannten Artefakte sind Grabbeigaben. Sie wurden zwischen 4600 und 4300 v. Chr. datiert und im Gräberfeld von Varna (Bulgarien) gefunden. Arbeiter entdeckten sie 1972 beim Ausbaggern eines Kanals. Es handelt sich dabei um etwa 3.000 goldene Objekte mit 23 Karat, darunter Armbänder und Ketten.
Die Ägypter bauten ihr Gold vor allem in Nubien ab, wobei sie Silber mehr schätzen, da es viel seltener war. Goldstätten in Rumänien, Spanien und Kleinasien wurden von den Römern genutzt. In der Neuzeit bildete Gold sogar den entscheidenden Grund, Kriege zu führen. Der Goldreichtum in Mittel- und Südamerika zog nach der Entdeckung Amerikas vor allem spanische Konquistadoren an, die das erbeutete Gold nach Europa brachten. Infolgedessen galt Spanien zu dieser Zeit als die reichste Nation Europas. Im 19. Jahrhundert kam es zum Phänomen des Goldrauschs. Gebiete mit hohem Goldvorkommen – damals vor allem Kalifornien, Alaska, Australien und Südafrika – lockten zahlreiche Goldsucher an.
Geringe Mengen Rheingold
Gold kommt auf der Erde im Gegensatz zu vielen anderen Metallen vorwiegend gediegen vor, das bedeutet in elementarer, metallischer Form. Es findet sich in primären Rohstoffvorkommen als goldhaltiges Gestein (Golderz). Mithilfe von Maschinen wird es aus umgebendem Gestein gelöst, in dem es in der Regel in kleinsten Teilchen verstreut ist. Nuggets oder Goldstaub sind hingegen äußerst selten. Böden mit Goldvorkommen werden unter dem Begriff primäre Lagerstätten zusammengefasst. Zu diesen zählen Goldquarzgänge, orogene Goldlagerstätten und epithermale Lagerstätten. Orogene Lagerstätten finden sich in Meeresablagerungen oder metamorphem Gestein und liegen in Bodentiefen zwischen 1.200 und 4.500 Metern. Bei ihnen ist der Goldgehalt besonders hoch und kann eine Konzentration bis zu zehn Gramm pro Tonne betragen. Sie liegen vor allem in den USA, Westaustralien, Afrika, Ghana und Brasilien. Epithermale Stätten befinden sich in Sedimentgestein und magmatischem Gestein in einer Tiefe bis maximal 1.500 Meter. Die hydrothermalen Fluide im Magmagestein sind zwischen 200 und 300 Grad Celsius heiß („epithermal"). Hier beträgt die Goldkonzentration zwischen ein und zehn Gramm Gold je Tonne Gestein. Epithermale Lagerstätten finden sich in Mexiko, Peru, Rumänien, Papua Neuguinea und Neuseeland. Gold kommt auch in sogenannten sekundären Lagerstätten vor – als Seifen- oder Waschgold. Denn in nahezu allen europäischen Flüssen tummeln sich Spuren von Gold. Auch hier ist das begehrte Edelmetall in Form kleiner Partikel im Gestein eingelagert. Durch das Aufprallen kleinerer Felsbrocken, die sich aufgrund von Verwitterungsprozessen aus dem Gestein ablösen, wird das Gold freigesetzt und gelangt in das Wasser. In Deutschland ist vor allem das Rheingold bekannt. Es befindet sich in geringen Mengen auf den Geröllbänken des Hoch- und Oberrheins und wird mit geringem Ertrag ausgewaschen. Als die größte „Goldseife" der Welt gilt hingegen das Witwatersrand-Goldfeld in Südafrika. Seit den 1880er-Jahren konnten hier über 50.000 Tonnen Gold gewonnen werden, was etwa 30 Prozent der historischen Gesamtfördermenge entspricht.
2016 umfasste die weltweite Goldförderung 3.110 Tonnen. Die größten Goldfördernationen waren die Volksrepublik China (453 Tonnen), Australien (290 Tonnen), Russland (253 Tonnen), die USA (222 Tonnen) und Kanada (165 Tonnen). Das Pebble Deposit in Alaska ist mit bisher 3.337 Tonnen die größte Goldlagerstätte weltweit. Aus Umweltschutzgründen wurde die Entwicklung jedoch 2014 gestoppt. In Südafrika finden sich die tiefsten Goldbergwerke der Welt: Hier wird das Gold fast 4.000 Meter unter der Erdoberfläche abgebaut.
Die Goldförderung in Europa ist international betrachtet unbedeutend. Das meiste Gold wird hier in Finnland und Schweden abgebaut. Die Golderzvorkommen hingegen sind in Rumänien am größten. Im Jahr 2017 wurden weltweit fast 2.700 Fundorte für gediegenes Gold verzeichnet. Auch die Erdkruste selbst enthält das begehrte Metall. Der Goldanteil ist aber gering. Er beträgt durchschnittlich rund vier Gramm pro 1.000 Tonnen Gestein. In Lagerstätten liegt der Goldanteil oft bei mehreren Gramm je Tonne.