Seit 26 Jahren arbeitet Claudia Grewenig als Goldschmiedin und hat sich auf Schmuckstücke aus Feingold spezialisiert. Ein Blick hinter die Kulissen ihrer Werkstatt in Saarbrücken.
Immer dann, wenn aus der kleinen Werkstatt das Zischen des Gasbrenners ertönt, werden im Schmuck-Atelier Claudia Grewenig Feingold-Granulat oder kleine Goldbarren in Tiegeln eingeschmolzen. Der Schmelzpunkt von Gold liegt bei 1.064 Grad Celsius. Ist das Gold flüssig, so gießt man es in eine Form. Das Ergebnis: ein grober Feingold-Guss, der beim Schweißen unter Hitzeeinwirkung in seine spätere Grundform gebracht wird – etwa in Ringform. Wenn das Stück erkaltet ist, wird die Grundform beim Schmieden auf dem Amboss noch exakter herausgearbeitet, ebenso Details und Feinheiten: Der Schmuck erhält sein späteres Design, in dem der Arbeitsprozess noch sichtbar ist – den Hammerschlag.
Die Arbeitsplätze von Claudia Grewenig und ihrem dreiköpfigen Team beherbergen eine Vielzahl von Utensilien, darunter Zangen, Feilen, Hämmer, Sägen, Schmiedewerkzeuge und Ringwalze. Hier entstehen einzigartige Schmuckstücke auf höchstem gestalterischen und handwerklichen Niveau: Etwa kunstvoll geschmiedete goldene Ketten mit passenden Ringen. Ein hochkarätiger Gold-Ring mit kleinen Diamanten und einem funkelnden Mandarin-Granat in seiner Mitte. Verspielt-romantische goldene Ohrstecker mit Korallen in Muschelform und kleinen Perlen. Colliers mit riesigen Südsee-Perlen. Oder aber ein Feinsilber-Ring mit der Struktur einer Baumrinde und rechteckigem, rot leuchtendem Rubin.
Ihr Gold bezieht die Saarländerin von Agosi
An dem Schmuck-Atelier von Claudia Grewenig kann man nicht einfach vorbeigehen. Die Schaufenster sind so märchenhaft dekoriert, dass man zumindest einen Blick hineinwerfen muss. Von unsichtbaren Fäden baumeln bunte exotische Früchte, während sich auf Kokosnussschalen edle Schmuckstücke tummeln. Genauso zauberhaft bleibt es auch nach dem Betreten des Geschäfts. An den hellen Wänden entdeckt man in Schaukästen faszinierenden Schmuck mit funkelnden Steinen. Und einen antiken Spiegel, in dem man sich mit seinem neuen Schmuckstück begutachten kann.
Seit 26 Jahren entwirft und fertigt die Goldschmiedin individuelle Schmuckstücke. Claudia Grewenig und ihr Team arbeiten mit reinen Materialien wie Feingold, Feinsilber, Platin und auch mit 750er-Gold. Feingold besteht aus 999,9 von 1.000 Teilen aus Gold und hat 24 Karat. Auch eine Schmuckkollektion aus 750er-Gold findet sich im Repertoire des Geschäfts. Hierfür wird das Feingold mit Kupfer und Silber legiert, wobei der Goldgehalt 75 Prozent beträgt. Schmuck aus Feingold ist farblich intensiver als jener aus 333er- oder 585er-Gold. 750er-Goldschmuck kommt dem aber auch schon nahe.
Die Arbeit mit solch hochwertigen Materialien bildet auch ein Alleinstellungsmerkmal des Ateliers. Feingold stelle besondere Ansprüche an die Verarbeitung. „333er-Gold wird schnell spröde, da viel unechtes Material enthalten ist", so Claudia Grewenig. Außerdem würden einige Kunden Acht-Karat-Schmuckstücke nicht so gut vertragen, da viel Kupfer enthalten sei.
Ihr Gold bezieht die Saarländerin von Agosi – der „Allgemeinen Gold- und Silberscheideanstalt AG" mit Sitz in Pforzheim.
Welche Vorteile Gold gegenüber Silber besitzt? „Gold oxidiert nicht, ist härter und dadurch auch langlebiger. Hochwertiger Goldschmuck wirkt auch noch nach vielen Jahren wie neu."
Oftmals sind die Schmuckstücke des Ateliers mit edlen Steinen verschönert – darunter etwa Diamanten, Mondstein, Morganit, Opal, Aquamarin, Turmalin oder Sternsaphir.
In erster Linie fertigt Claudia Grewenig Ringe, Halsschmuck und Armbänder. Ihre edlen Steine bezieht sie von verschiedenen Steinhändlern. So ist sie etwa einmal im Jahr für einige Tage auf der Schmuckmesse Inhorgenta in München, um Steine und Perlen zu kaufen – einzeln ausgewählt nach Form, Farbe und Brillanz. Die Steine sind bereits geschliffen und werden in der vorhandenen Form in die Schmuckstücke eingesetzt. Das Schleifen von Edelsteinen fällt in den Zuständigkeitsbereich des Edelsteinfassers. Neben edlen Steinen und ebensolchen Perlen verleihen oftmals aber auch besondere Formen oder Strukturen den hochkarätigen Schmuckstücken das gewisse Etwas – etwa Hammerschläge oder das Sichtbarlassen von Sägespuren.
Am Anfang steht immer die Idee
Der Stil von Claudia Grewenig: „Puristisch, nicht verschnörkelt oder überdekoriert. Und die Ausstrahlung des Materials soll übertragen werden", so die Kunsthandwerkerin.
Am Anfang eines jeden Schmuckstücks steht die Idee. Ist diese festgehalten, geht es zur Umsetzung: Material und Steine werden ausgewählt, eine Skizze erstellt, Modelle aus Papier gebastelt und das Schmuckstück angefertigt. Ihre Kreativität lässt die Künstlerin von der ersten Zeichnung bis zum fertigen Schmuckstück einfließen.
Wie lange Claudia Grewenig und ihr Team an Schmuckstücken arbeiten? Bei Eheringen, Armreifen oder geschmiedeten Ketten vergehen bis zur Fertigstellung etwa ein bis zwei Arbeitstage. Bei aufwendigen Arbeiten, die noch weiterer Arbeitsschritte bedürfen, können aber auch mal zwei bis drei Wochen verstreichen. Bei den Auftragsarbeiten sind nicht selten sehr anspruchsvolle Stücke darunter, etwa ein Südseeperlen-Collier mit riesigen Perlen und Rubin. Eheringe, auf denen das Profil des Partners als Struktur eingeprägt ist und deren Hohlräume mit Emaille aufgefüllt sind.
Hin und wieder lässt Claudia Grewenig auch aus dem Material alter Schmuckstücke nach dem Einschmelzen Neues entstehen. Ihre eigenen Lieblingsstücke sind eine Kette aus rosa Saphiren mit einer Südseeperle, die sie jeden Tag trägt, und geschmiedete Armbänder und Ketten mit besonderer Struktur.
Was ist das Allerwichtigste an einem Schmuckstück, noch wichtiger als das Material? „Schmuck muss mit der Persönlichkeit der Trägerin oder des Trägers korrespondieren und ihr oder ihm stehen."
Claudia Grewenig trägt nur selbst angefertigten Schmuck. Von aktuellen Schmucktrends lässt sie sich auf Messebesuchen gern beeinflussen, ihre Stücke tragen aber immer eine eigene Handschrift.
Schmuck liegt in den Genen
Ihr Alltag als Goldschmiedin wird vor allem von den Auftragsarbeiten bestimmt. Daneben arbeitet sie mit zwei Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter aber auch an eigenen Stücken, die schon bestehende Kollektionen ergänzen sollen. Zweimal jährlich werden diese auf Veranstaltungen im Atelier präsentiert. Darunter etwa die „Farbenspiel"-Kollektion, zu der etwa 750er-Goldringe mit einem großen Mondstein und kleinen schwarzen Diamanten in filigraner Arbeit zählen.
Zudem finden sich auch aus Gold- oder Platindraht gewickelte Schmuckstücke mit einem unwiderstehlichen Glanz im Repertoire des Schmuck-Ateliers. Hier wird der Draht so lange gewickelt und geknäult, bis eine bestimmte Form entsteht. Für einen solchen Herzanhänger samt Collier aus Platindraht erhielt Claudia Grewenig gemeinsam mit ihrem Mann den „Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreis" des Bundesverbandes der Edelstein- und Diamantindustrie e.V.
Goldschmiedin zu werden, stand für Claudia Grewenig schon sehr früh fest. Im Alter von 14 Jahren lernte sie ihren späteren, ersten Mann kennen, dessen Vater Goldschmied war. Fasziniert von Schmuck und Kunsthandwerk machte sie schließlich ihre Ausbildung bei ihm. Auch der Rest der Familie hat Gold im Blut. Ihre Tochter Marie arbeitet nach abgeschlossenem Studium in Hildesheim bei ihr im Atelier, ihr Sohn studierte in London Schmuckdesign.
Auch nach so vielen Jahren als Goldschmiedin ist sie immer noch voller Elan, Vorfreude und neuer Ideen: „Ich freue mich jeden Morgen auf meine Arbeit. Wenn ich längere Zeit Urlaub habe, fange ich schon an, mein Geschäft und die Schmuckherstellung zu vermissen", so Claudia Grewenig. An diesem Ort fungieren Schmuckstücke nicht als Statussymbole, sondern erfüllen einen einzigartigen Effekt: Sie schmücken mit individueller, zeitloser Eleganz.