Die SV Elversberg spielt eine herausragende Saison und steht zu Recht auf dem Platz an der Sonne. Den anvisierten Klassenerhalt haben die Saarländer schon nach einer Halbserie in der Tasche. Über mehr denken die Verantwortlichen nicht nach.
Bei den bisher gezeigten Leistungen der SV Elversberg ist das Staunen durchaus vorprogrammiert. Mit nur zwei Niederlagen aus 17 Spielen in der 3. Liga überwintert der Aufsteiger aus dem Saarland einsam und allein an der Spitze der Tabelle. Dass die Spielvereinigung mit 41 Punkten so einen Start hinlegen würde, hat selbst Sportdirektor Nils-Ole Book überrascht. „Wir wollten natürlich die Klasse halten und darüber hinaus die 3. Liga mit unserer Spielweise bereichern“, sagte der 36-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Der ehemalige Zweit- und Drittligaspieler, der für Rot Weiss Ahlen, den MSV Duisburg und die SV Wehen Wiesbaden spielte, ist mit Trainer Horst Steffen der Vater des derzeitigen Erfolgs. „Horst hat einen großen Anteil am Erfolg der Mannschaft“, betonte Sportdirektor Book. „Er passt menschlich und fachlich perfekt zu unserem Verein und steht für offensiven und attraktiven Spielansatz.“
„Stolz bin ich auf alle Spieler“
Trotz geringerem Kaderwert und der größtenteils fehlenden Erfahrung in der 3. Liga überzeugen die Elversberger mit ihrer Leistung. Zehn Punkte beträgt der Vorsprung bereits auf den Relegationsplatz – wohlgemerkt auf Rang drei. Auswärts blieb die Spielvereinigung bislang ohne Niederlage. Ein Blick in die Statistik unterstreicht die Offensivkraft: Mit Jannik Rochelt (15) und Luca Schnellbacher (12) stehen zwei Elversberger unter den besten drei Topscorern der Liga. Das Team um Trainer Steffen schoss zudem die mit Abstand meisten Tore (42). Dahinter folgt die SV Wehen Wiesbaden mit 33 erzielten Treffern. Auch die Abwehr gehört zu den besten der Liga. Lediglich 14 Gegentore musste die SVE verkraften, nur Saarbrücken ist hier besser (13). Für Book hat die gesamte Mannschaft hervorragende Leistungen in der Hinrunde gezeigt. „Die torgefährlichsten Spieler stehen naturgemäß stärker im Fokus, und das haben sie sich auch durch konstante Extraklasse verdient. Stolz bin ich allerdings auf alle Spieler.“
Eine Bestmarke haben die Elversberger schon aufgestellt: Seit Bestehen der 3. Liga im Jahr 2008 hat es noch keine Mannschaft geschafft, nach 17 Partien 41 Punkte auf dem Konto zu haben. Nur der SC Paderborn (2017/18) und Dynamo Dresden (2015/16) kamen auf 40 Zähler. Und: Beide stiegen am Ende der Saison auf. Trotz der Erfolge sei der Aufstieg noch kein großes Thema. Den Klassenerhalt werde man sich dennoch nicht mehr nehmen lassen, sagte Nils-Ole Book. „Wir versuchen einfach, in jedem Spiel an unser Limit zu kommen und dieses immer wieder nach oben zu verschieben.“ Dafür brauche es kein übergeordnetes Ziel. Laut DFL-Regularien muss das Stadion des Vereins bei einem potenziellen Aufstieg in die 2. Bundesliga Platz für mindestens 15.000 Zuschauer haben. Derzeit bietet die Ursapharm Arena in Spiesen-Elversberg rund 10.000 Plätze. Die Winterpause wolle der Verein nutzen, um sich strategischen und infrastrukturellen Fragestellungen zu widmen. „Wir werden für alle Fälle vorbereitet sein“, sagte Book.
Dass sich der Verein mit der Zweiten Liga befassen muss, liegt an den unfassbar performenden Spielern. Aus dieser Mannschaft jemanden herauszuheben ist fast unfair. Deshalb ein kleiner Blick auf die Shootingstars der Halbserie: Jannik Rochelt, Robin Fellhauer und Nicolas Kristof. Jannik Rochelt ist 24 Jahre alt und längst aus dem Status eines Youngsters herausgewachsen. Doch manchmal sind es die Spätentwickler, die für Aufsehen sorgen: Zwischen 2019 und 2021 setzte sich der gebürtige Allgäuer bei der Reserve des FC Bayern nicht durch, nach zwei Jahren bei Regionalligist Ulm gelang ihm nun der Mega-Durchbruch. 17 Spiele, 15 Scorerpunkte. Der Linksaußen blieb in nur fünf Begegnungen ohne Torbeteiligung. Zweitliga-Niveau ist absehbar, und dieser Traum könnte ja schon im Sommer wahr werden. Fellhauer hatte in der Regionalliga sein großes Potenzial angedeutet, 28 Scorerpunkte in 69 Partien als Defensivspezialist waren ein Pfund. Nun ist der Rechtsverteidiger eine Liga höher ebenso gesetzt, vier Vorlagen und zwei Tore pflastern seinen Weg, zwischendurch half er mehrfach als Innenverteidiger aus und stand gar als Kapitän auf dem Feld. Beobachter attestieren dem 24-Jährigen Zweitliga-Niveau. Das SVE-Trio komplettiert Nicolas Kristof, einst Junior in Hoffenheim, dann in Sandhausens Reserve und erstmals Stammtorhüter bei Astoria Walldorf. In der langen Winterpause 2021/22 kam Trainer Horst Steffen auf die Idee, den damaligen Sommerneuzugang anstelle des erfahrenen Frank Lehmann zwischen die Pfosten zu stellen – seither ist er auch nach dem Aufstieg nicht mehr wegzudenken. 14 Gegentore, sieben weiße Westen, viele starke Auftritte: Kristof ist eine der Torhüter-Entdeckungen der Saison. Seinen Vertrag hat er vor Kurzem erst verlängert. Sicher könnten hier auch andere genannt werden, wie Schnellbacher oder Marcel Correia – dafür reicht der Platz aber nicht.
Festhalten an Trainer belohnt
Einer in diesem Konstrukt muss aber noch gesondert erwähnt werden: Horst Steffen. Auf die Frage, warum es bei der SVE so gut läuft, entgegnete er: „Das liegt am Trainer.“ Und während sich einige Pressevertreter dann verdutzt anschauten, folgte ein herzhaftes Lachen des Fußball-lehrers. Denn diejenigen, die ihn schon länger kennen, wissen, dass er sich nicht so ernst nimmt. Steffen ist bodenständig, vermittelt seiner Mannschaft seine Werte in einer gewissen Ruhe und Klarheit. Emotionalität kann der erfahrene Trainer aber auch – die Mischung macht’s. Die SVE hielt auch nach verpassten Aufstiegen an ihm fest und wird dafür belohnt. Seine Art Fußball spielen zu lassen hat sich in den Extrajahren unter ihm in der Regionalliga weiter gefestigt und gelingt deshalb auch so gut eine Liga höher. Klar ist: Mit so vielen Punkten zur Winterpause wäre es fast schon eine Sensation, wenn der Einbruch noch kommen würde. Aber die Planungen für die Zweite Liga laufen ja sowieso.