Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt erneut ein Heimspiel mit 2:1 und verharrt auf dem zweiten Platz. Die Euphorie in der Pfalz flacht nicht ab.
Die Fans feierten, die Spieler jubelten – nur der Trainer mäkelte: Der 1. FC Kaiserslautern bleibt in der 2. Fußball-Bundesliga auf Erfolgskurs. Durch den 2:1 (1:0)-Heimsieg gegen den FC St. Pauli ist der Aufsteiger weiter ungeschlagen und steht nach dem dritten Spieltag mit sieben Punkten auf dem zweiten Tabellenplatz. Vor 39.579 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion erzielten am Sonntag Terrence Boyd in der neunten Minute und Kenny Prince Redondo (86.) die Tore für die Pfälzer. Jakov Medic (89.) gelang nur noch der Anschluss für die Gäste.
Trotz des Erfolges war FCK-Trainer Dirk Schuster nach dem Schlusspfiff unzufrieden mit der Darbietung seiner Mannschaft. „Wir haben heute das schlechteste Heimspiel gezeigt, seit ich hier Trainer bin. Wir haben die Bälle durch schlampiges Passspiel, falsche Entscheidungen und falsche Laufwege viel zu schnell verschenkt", bemängelte Schuster. „Nach der Pause haben wir die Messlatte dann auch nicht viel höher legen können." Den Sieg bezeichnete der 54 Jahre alte Coach als „nicht unverdient, aber sehr, sehr glücklich".
St. Pauli hatte über weite Strecken mehr von der Partie, Lautern aber die besseren Möglichkeiten. Gleich die erste nutzte Boyd, der nach einer schönen Kombination über Jean Zimmer und Erik Durm per Kopf zur frühen Führung traf. Zehn Minuten später war es wieder Boyd, dessen Schuss nach einer Ecke gerade noch von Medic geblockt wurde. In der 65. Minute traf der Stürmer aus Nahdistanz nur den Pfosten. „Scheißegal, Hauptsache wir haben gewonnen", sagte der Amerikaner.
Vor allem in der letzten halben Stunde war dann Torwart Andreas Luthe der Fels in der Brandung. Nach 74 Minuten parierte der Neuzugang von Union Berlin einen Schuss von St. Paulis Igor Matanovic aus kurzer Distanz überragend. Luthe war mit der Leistung seiner Vorderleute ebenfalls nicht zufrieden. „Im Pokalspiel gegen Freiburg haben wir den Ball besser laufen lassen und weniger Fehler gemacht. Fußballerisch war das heute sicher nicht unsere beste Leistung", kritisierte er.
In der Schlussphase kamen die Gäste kaum noch gefährlich vor das Tor der Roten Teufel. „Das Positivste heute neben dem Sieg ist, dass wir nach dem 2:1 souverän die Zeit von der Uhr gespielt haben. Wir freuen uns natürlich über die drei Punkte, denn das war ein brutales Stück Arbeit", sagte Schuster und fügte mit Blick auf die nächste Aufgabe gegen den SC Paderborn am kommenden Freitag hinzu: „Da müssen wir uns extrem verbessern, um bestehen zu können."
„Ich brauche nicht auf die Tabelle schauen"
Terrence Boyd legt den Finger ebenfalls in die Wunde. „Es ging wieder so schnell, der Ball kommt auf einmal, du willst schnellstmöglich den Fuß dazwischenhalten, dann geht er an den Pfosten. Es war natürlich scheiße, es wäre das 2:0 gewesen, aber immerhin habe ich dann die Vorlage zum 2:0 von Kenny Redondo gegeben. Am Ende wird es wieder knapp, aber der Betze kann nicht normal, wir mussten noch mal etwas Spannung hereinbringen", scherzte der gut aufgelegte Stürmer nach der Partie. Mit Blick auf den hervorragenden Saisonauftakt mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien warnt Boyd gleichzeitig aber auch: „Wir haben wieder gegen einen Topgegner zu Hause drei Punkte geholt, nach dem ‚Wie‘ fragt in ein paar Wochen niemand mehr. Aber wir wissen alle, dass Dresden vergangene Saison nach dem Saisonstart auch ganz oben stand. Wie es ausgegangen ist, weiß jeder. Wir wollen so schnell es geht 40 Punkte sammeln, und dazu müssen wir noch besser spielen als wir es bisher getan haben."
Ein dickes Faustpfand war an diesem Spieltag auch wieder Andreas Luthe, der im Spiel mit einer Kopfverletzung zu kämpfen hatte. „Mir geht es gut, ich fühle mich ein bisschen wie vom Bus angefahren, aber alles halb so schlimm." Zum Spiel sagte der 35-Jährige: „Fußballerisch war es nicht unsere beste Leistung. Teilweise haben wir sogar gegen Freiburg den Ball besser laufen lassen und weniger Fehler gemacht. In der Regel wirst du dafür bestraft und spielst nur Unentschieden oder verlierst sogar. Da konnte ich so ein bisschen meinen Beitrag dazu leisten, dass das heute nicht passiert ist." Den Saisonstart möchte Luthe derweil nicht überbewerten, sondern lieber fokussiert bleiben. Auch das anstehende Spitzenspiel gegen Paderborn am kommenden Freitag, wo der FCK als Tabellenzweiter den -dritten empfängt, möchte der Schlussmann nicht hochstilisieren. „Ich brauche nicht auf die Tabelle schauen, andere Mannschaften interessieren mich ohnehin nicht. Wichtig ist, dass wir schnellstmöglich 40 Punkte sammeln. Das ist als Aufsteiger in der 2. Bundesliga schon ein taffes Ziel. Dass wir bisher so gut dastehen, das haben uns die wenigsten zugetraut. Aber ich sehe es eher als Puffer, denn hintenraus kann in einer langen Saison immer viel passieren. Da ist das viel wert." Ein wichtiger Faktor beim Lautrer Führungstreffer war auch Erik Durm, der nach einem schönen Doppelpass mit Kapitän Jean Zimmer die Vorlage für Boyd lieferte. „Jean und ich verstehen uns super auf der rechten Seite, wir haben so einen Steckpass schon gegen Freiburg das ein oder andere Mal probiert. Dass es heute so gut funktioniert hat und Terrence Boyd ihn so reinmacht, war für uns natürlich wieder ein super Start", lobte Durm das Zusammenspiel mit seinen Kollegen.
Doch auch er fand kritische Worte. „Die ersten drei Partien inklusive Freiburg haben wir sehr gut gespielt, heute war es nicht das prickelndste Match von uns. Wir hatten auch etwas Glück, dass Andreas Luthe das ein oder andere Mal so stark gehalten hat. Wir hätten es heute besser verteidigen und es auch besser nach vorn ausspielen müssen. Aber ganz ehrlich: Lieber mal schlecht spielen und drei Punkte holen, als das Ding noch zu verspielen. Mit dem Auftakt können wir leben, aber auf die Leistung heute müssen wir definitiv noch eine Schippe drauflegen." Gegen Paderborn müssen die Roten Teufel genau das tun. Dann geht der Höhenflug weiter.