Schade, dass der 1. FC Saarbrücken nun in die lange Winterpause muss. Von Partie zu Partie steigerte sich das Team vor allem spielerisch. Der Lohn ist das Überwintern auf einem direkten Aufstiegsplatz.
Rüdiger Ziehl verzog keine Miene, als er nach der Partie beim Halleschen FC gefragt wurde, ob die lange Winterpause für sein Team zur Unzeit käme: „Wir können gern einen Antrag beim Verband stellen, dass wir weiterspielen, aber ich fürchte, er wird abgelehnt“, sagte der 45-Jährige trocken.
17 Spiele hat der 1. FC Saarbrücken absolviert und steht erstmals seit dem vierten Spieltag wieder auf einem direkten Aufstiegsplatz. 33 Punkte haben die Blau-Schwarzen eingefahren, das ist Vereinsrekord in Liga drei. Aufsteiger und Nachbar SV Elversberg ist auf acht Punkte enteilt, direkt hinter dem FCS lauern Wiesbaden und Ingolstadt mit 31 Zählern. „Es ist eine brutal stabile Spitzengruppe in diesem Jahr, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass man ja noch zwei Hinrundenspiele zu absolvieren hat. Am Ende werden wohl sechs oder sieben Mannschaften mehr als 30 Punkte nach 19 Spielen haben, das ist außergewöhnlich“, sagte Ziehl. Allerspätestens nach dem 2:1-Erfolg an der Saale hat sich der FCS im Kreis der Aufstiegsanwärter zurückgemeldet. Vor allem, die Art und Weise, wie Ziehls Mannen in der ersten Halbzeit auftraten, war beeindruckend. Gleich dreimal trafen die „Molschder“ Pfosten und Latte, zudem vergaben Marvin Cuni und Richard Neudecker noch große Chancen. „Wir müssen eigentlich mit zwei oder drei Toren führen. Aber es war wichtig, dass wir ruhig bleiben und weiter auf unsere Chancen warten“, sagte Ziehl.
16 Punkte aus sechs Spielen
Doch nach der Pause waren zunächst die Gastgeber gefährlicher, hatten ihrerseits einen Pfostentreffer. In der Phase, als der FCS das Spiel aus der Hand zu geben drohte, schritt Schiri Jonas Brombacher zur Tat. Nach einer vermeintlichen Elfmetersituation gestikulierte der bereits verwarnte Niklas Landgraf zu intensiv und sah die Ampelkarte. „Danach wurde die Partie sehr hektisch, und wir haben eine Zeit lang gebraucht, um Lösungen zu finden“, sagte Ziehl. Der Sieg kam dann von der Bank. Adriano Grimaldi stieg nach 74 Minuten höher als sein Gegenspieler und brachte den FCS in Führung. „Für mich persönlich ist das natürlich super, aber wichtig ist, dass wir als Team funktioniert haben. Ich hatte in der Halbzeit schon das Gefühl, dass ich ein Tor schießen werde“, sagte der 31-Jährige grinsend.
Als Boné Uaferro nur zwei Minuten später das zweite Saarbrücker Tor erzielte, sah alles nach einem ungefährdeten Sieg aus. Doch zehn Minuten vor dem Ende kamen die Gastgeber durch Dominik Steczyk in Unterzahl doch noch zum Anschlusstreffer. Danach wurde es turbulent und hektisch. Als in der Nachspielzeit Halles Angreifer Sebastian Müller FCS-Torwart Daniel Batz mit den Stollen im Gesicht traf, wurde die Partie noch einmal für fünf Minuten unterbrochen. Konsequenzen für den Übeltäter hatte die brutale Aktion komischerweise nicht. Batz brachte die dreiminütige Nachspielzeit sichtlich benommen über die Bühne, gab aber anschließend Entwarnung: „Urlaub nicht in Gefahr“. Unmittelbar nach Schlusspfiff, verschlug es den blau-schwarzen Tross in alle Himmelsrichtungen. Manager und Interimscoach Ziehl fuhr zur Familie nach Wolfsburg, Torschütze Grimaldi wird seinen Urlaub in der Heimatstadt Göttingen verbringen. Den zweiten Torschützen Uaferro zieht es mit Familie zehn Tage nach Ägypten. „Es war eine harte, aufreibende Halbserie. Wir haben uns jetzt für einen großen Aufwand belohnt und stehen ganz oben. Natürlich kann man sich fragen, ob die Pause zur richtigen Zeit kommt, aber wir haben ordentlich Kraft gelassen“, sagte der Verteidiger, der nach dem Sieg nur wenig zu kritisieren hatte. „Nach dem 2:0 waren wir wieder einmal eine Spur zu passiv. Da müssen wir das Spiel ein bisschen souveräner runterspielen.“ Bleibt zum Ende des Spieljahres nur eine offene Frage. Wer wird Anfang Januar beim Heimspiel gegen den MSC Duisburg auf der Bank sitzen? „Wir nehmen es, wie es kommt. Aber wenn es Rüdiger weiter machen würde, hätten wir damit kein Problem“, sagte Uaferro. Ziehl selbst kündigte für das Wochenende eine ausführliche Analyse mit Sportdirektor Jürgen Luginger und Präsident Hartmut Ostermann an. „Wir werden uns zusammensetzen und entscheiden, was das Beste für den Verein ist.“
Gnaase wird zum Leistungsträger
Auch wenn Ziehl als Manager gebraucht wird, gibt es mittlerweile Argumente, die für seinen Verbleib auf der Trainerbank sprechen. Ein „Problemkind“ wie Dave Gnaase ist plötzlich Leistungsträger, und die Mannschaft zeigt, dass sie in der Lage ist, guten Fußball zu spielen. 16 der insgesamt 33 Punkte hat der FCS aus den vergangenen sechs Partien geholt, fünf davon gewonnen. Zuvor gab es innerhalb von sieben Monaten lediglich vier Pflichtspielsiege. „Die Tabellensituation ist nun sehr angenehm“, sagte Ziehl, „ich denke, wir können mit einem guten Gefühl in die Pause gehen.“