Vor dem Hintergrund der Energieknappheit sondieren die deutschen Kommunen Möglichkeiten, geschickt Wärme einzusparen. Keine leichte Aufgabe, wenn gleichzeitig alle Einrichtungen geöffnet bleiben sollen.
Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind alle zum Energiesparen aufgefordert. Auch die rund 12.000 Gemeinden und Landkreise in Deutschland. Eine große Herausforderung, führt man sich die maroden Schulen, unsanierten Mehrzweckhallen und in die Jahre gekommenen Verwaltungsgebäude in Deutschland vor Augen. Die 176.000 Liegenschaften der Kommunen verbrauchen laut einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Nachhaltigkeit von Februar 2022 pro Jahr insgesamt rund zwei Drittel der Endenergie im gesamten öffentlichen Sektor, die jährlichen Kosten schätzt die Deutsche Energie-Agentur (Dena) auf etwa fünf Milliarden Euro. Daher sollte man eigentlich davon ausgehen, dass hier viel eingespart werden könnte; allerdings fallen auf den zweiten Blick zahlreiche Hindernisse auf, die kurzfristiges Energiesparen zu einer kreativen Leistung machen.
So lassen sich, wenn man an die zahlreichen Gebäude denkt, moderne Fenster oder Dämmmaterial für Wände und Dächer nicht innerhalb weniger Tage einbauen. Wie bei den zahlreichen sanierungswilligen Hauseigentümern fehlt auch bei öffentlichen Bauvorhaben der Zugang zu Baumaterial und Fachkräften. Doch wenn nicht gehandelt wird, geht womöglich nicht nur in den Kommunen das Licht aus, sondern auch in den Privathaushalten und Betrieben, die an die gleichen Energienetze angeschlossen sind. „Wir sind mitten in einer globalen Energiekrise", fasste es der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) schon Anfang Juli in einem Brief an die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) zusammen. „Wir müssen insbesondere mit Blick auf den kommenden Winter jetzt alles dafür tun, um die Versorgungssicherheit der Menschen in den Städten und Gemeinden zu erhalten." Um seinen Beitrag dazu zu leisten, rief das Oberhaupt der saarländischen Landeshauptstadt, ähnlich wie viele weitere Vorsteher von Kommunen, eine Koordinierungsgruppe Energie ins Leben. In dieser Gruppe beratschlagen im Fall Saarbrückens neben der Stadtverwaltung Vertreter der Stadtwerke und des lokalen Versorgers Energie Saarlorlux über Maßnahmen, um die Energieversorgung über die kalte Jahreszeit zu sichern. Erste Lösungsansätze der Gruppe sind Einsparungen bei den Hallenbädern: Die Wassertemperatur soll hier in dieser Saison von 28 Grad Celsius auf bis zu 26 Grad reduziert werden dürfen. Außerdem lud die Stadt in Kooperation mit der Verbraucherzentrale des Saarlandes auch die Bürger zu Informationsveranstaltungen zum Thema Energiesparen ein, weitere sind in Planung.
Fünf Milliarden Euro für Energie im Jahr
Was sonst noch kommen könnte, sieht man in anderen Kommunen: Turnhallen, in denen in den Ferien nur noch kalt geduscht werden kann, die Umstellung auf LED-Beleuchtung. Es sind kleine, aber, wenn Bürger sowie Unternehmen beim Sparen mitmachen, wesentliche Beiträge, die einen warmen Winter für alle garantieren sollen.
Und dass alle mitmachen, ist dringend notwendig: Auch wenn die Liegenschaften der Kommunen einen Großteil des Stroms im öffentlichen Sektors verbrauchen, fällt ihr Anteil am Gesamtstromverbrauch einer Gemeinde extrem niedrig aus: Ein Großteil der Energie wird in Bereichen verbraucht, in dem die Stadtverwaltungen schlicht keine direkten Steuerungsmöglichkeiten haben, vor allem in der Privatwirtschaft. Diese hat allerdings bereits in den vergangenen Monaten gespart, das belegen Zahlen der Bundesnetzagentur. An die Privathaushalte können die Kommunen gleichzeitig nur den dringenden Appell zum Energiesparen weitergeben und durch die Weitergabe von Tipps und Tricks dabei helfen, bisher ungesehene Einsparpotenziale auszunutzen. Ob diese dann aber wirklich in die Tat umgesetzt werden, zeigt die Zukunft.
Ein Bereich, der aber trotz allem auch für die Kommunen interessant sein dürfte: modernes Heizmanagement. Dadurch könnte relativ zügig mit Anwendungen, die in ähnlichen Ausführungen im „Smart Home"-Umfeld genutzt werden, Geld und Energie der Städte und Gemeinden eingespart werden. Eine der Gemeinden, die sich in dieser Angelegenheit ausprobiert, ist die Gemeinde Wadgassen im Saarland. Sie erhofft sich davon Großes: Bis zu einem Drittel der Heizkosten könnte so in der Verwaltung, den Schulen und den Kitas eingespart werden, sagte Wadgassens Bürgermeister Sebastian Greiber (SPD) der „Saarbrücker Zeitung". Das Zauberwort dabei ist „Lorawan" (Long Range Wide Area Network). Durch dieses System können smarte, mit dem Netzwerk verbundene Thermostate an den Heizkörpern über ein zentrales Dashbord gesteuert und automatisiert werden. So können zentral Heizzeitpläne erstellt werden, die zum Beispiel Arbeits- und Öffnungszeiten sowie, im Falle von Schulen, Ferien berücksichtigen. Ein weiterer Vorteil: Über Sensoren kann das System erweitert werden, sodass zum Beispiel nicht geheizt wird, wenn gleichzeitig das Fenster offensteht. Gegenüber vielen herkömmlichen intelligenten Thermostaten ist das Wunsch-System in Wadgassen zudem nicht auf Strom angewiesen: Die Wärmeenergie der Heizung reicht aus, damit das System funktioniert.
Möglichkeiten sind also auch für die Kommunen da, um am eigenen Energiebedarf zu drehen. Das ist insbesondere deswegen eine gute Nachricht, weil viele Vereine, aber auch Privatbürger auf die Infrastruktur ihrer Gemeinde angewiesen sind. Dieses Potenzial wird aber nicht ausreichen, um einen Mangel an Wärme und Strom im Winter definitiv auszuschließen. Über die kalte Jahreszeit hinaus werden die Gedanken zu Einsparpotenzialen aber weiter Früchte tragen, die auf dem Weg zur Klimaneutralität und damit auch Energieunabhängigkeit unerlässlich sind. Nicht zuletzt, da auch die EU seit Anfang dieses Jahres den Plan zur Sanierung von öffentlichen Gebäuden nochmal deutlich erweitert hat.