Buch-Tipp: Kampfgeist und Solidarität

Der Drachen erhebt sich wie ein Zeichen in den Himmel. Ein Symbol für die Sehnsucht nach Freiheit. Unermüdlich lässt das Mädchen Lalita jeden Morgen am Strand den Drachen steigen. Kurz danach verschwindet es in einem der Küstenrestaurants, um seiner Arbeit nachzugehen. 

Lalitas Mutter ist vor wenigen Jahren mit ihr hierher geflohen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben und Bildung für ihre Tochter. Sie schafften es, das kleine Dorf mit den würdelosen Lebensbedingungen hinter sich zu lassen, nicht aber ihre Kaste mit dem unerbittlichen Schicksal für sogenannte Dalit-Frauen. Armut, Kinderarbeit, keine Bildung, Freiwild für Männer, frühe Eheschließung, viele Kinder, erneute Armut. Dieser Kreislauf bestimmt bis heute das Leben der Unberührbaren. Erhalten Mädchen die Möglichkeit, am Unterricht einer Dalit-Schule teilzunehmen, so überschattet die Angst vor einer Zwangsheirat die Freude, in die Schule zu gehen.

Lalita hat ungeahntes Glück. Sie begegnet Lena. Die Lehrerin hat nach einem schweren Schicksalsschlag ihr bisheriges Leben in Frankreich abgebrochen und sucht in Indien nach neuem Sinn. Als Lena in der Begegnung mit Lalita erkennt, welches Leben für das Mädchen vorgezeichnet ist, beginnt sie zu kämpfen. Lena schafft das Unmögliche und errichtet, wie aus dem Nichts, eine Dalit-Schule für Mädchen. An ihrer Seite Preeti, die Chefin der roten Brigade, einer Organisation, die für die Selbstverteidigung von Frauen eintritt. Lena findet  in Preeti eine Verbündete, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.

Inspiriert von einer Reise beschreibt Autorin Laetitia Colombani das Indien jenseits aller Reiseführer. Ein Land, in dem die Rechte von Frauen und Kindern völlig missachtet und mit Füßen getreten werden. Der Kampfgeist und die Solidarität der Romanheldinnen stehen im Mittelpunkt von Colombanis drittem Roman „Das Mädchen mit dem Drachen“. Eine spannende Geschichte über mutige Frauen, die für ihre Freiheit alles aufs Spiel setzen.