Die Saarbrücker Texterin und Autorin Danielle Deckert besticht neben ihrem eigenwilligen Sinn für Humor, der sich in den Produkten ihres Online-Shops widerspiegelt, vor allem mit einer Sache: dem Mut zum „Unperfekt-Sein".
Die gelernte Kauffrau für Marketing-Kommunikation Danielle Deckert vereint viele Talente in sich. Sie selbst sieht sich als eine Art Mosaik-Arbeit. „Viele kleine Teile, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben, aber wenn man dann einen Schritt zurücktritt, fügt sich alles zusammen." Der Leim dazwischen ist das, was die lustige Saarbrückerin antreibt: ihre große Neugierde und der Mut, Dinge einfach zu tun. Früh in ihrer beruflichen Laufbahn befasst sich Danielle Deckert mit Online-Marketing und hat das Glück, dass sie ihr Hobby gleichzeitig zum Beruf machen kann. Sie findet sich relativ schnell in der Social-Media-Ecke wieder und merkt, wie aufreibend dieser Job ist. „Da man 24 Stunden am Tag für verschiedene Kunden verfügbar sein muss, wird es schon schwierig, Zeit für etwas anderes zu haben." Neben ihrer Arbeit als Online-Redakteurin absolviert Danielle Deckert unter anderem eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin und Entspannungstrainerin. Zusammen mit zwei Freundinnen entsteht während des Lockdowns der Podcast „Saarcrime", den Danielle Deckert auch selbst produziert. „Wir drei reden über Kriminelles und Kokolores von der Saar, sprich kleine, unspektakuläre Kriminalfälle aus dem Saarland, bei denen niemand zu Schaden kommt." Bei einer Flasche Crémant spekulieren die drei Freundinnen über die möglichen Zusammenhänge und haben dabei sehr viel Spaß, der ansteckend ist. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt es eine neue Folge „Saarcrime", unter anderem bei Spotify.
Der Mut, Dinge einfach zu tun
Was Danielle Deckert in all den Jahren begleitet, ist das Schreiben und Texten. „Ich habe früher immer davon geträumt, einen Verlag zu haben und verlegte Autorin zu sein, aber im Endeffekt habe ich mich jetzt selbst verlegt." „Nur ein paar Gedanken, Geschichten und schöne Zitate" heißt ihr erstes Werk. Das „Nur" kann man eigentlich streichen, denn das Schöne und Erfrischende an diesen Gedanken und Geschichten ist, dass man sich mit all seinen Unzulänglichkeiten, seiner Verletzlichkeit und seinen Selbstzweifeln in ihnen wiederfindet und sich verstanden fühlt, so als würde man ein Gespräch mit einer guten Freundin führen. „Das Buch ist während des ersten Lockdowns entstanden. Die Auftragslage war zu der Zeit relativ schnell sehr schlecht, weil alle Werbebudgets eingestampft waren, und da war eine Texterin gerade nicht so gefragt. Also habe ich angefangen, jeden Tag eine Kurzgeschichte zu schreiben."
Während des Schreibens merkt sie schnell, dass sie schreibt, was sie selbst gern lesen würde: Geschichten und Charaktere, die auf den ersten Blick „nicht perfekt" sind, die an sich zweifeln, schlecht gelaunt und antriebslos sind. Im Endeffekt: alles was menschlich ist. Und das ist in Danielle Deckerts Augen „einfach okay". „Es ist einfach okay, nicht okay zu sein. Es ist eine weltweite Pandemie, Krieg in Europa. Positive Affirmationen sind vielleicht einfach nicht das, was man gerade braucht. Es ist beängstigend, es ist düster, es ist einfach scheiße, und es ist okay." Die Tasse mit dem Aufdruck „Müdigkeit is not a crime", ebenso wie die Postkarte „Ich brauche dringend eine Doppelgängerin, die für mich ratlos an die Wand starrt, damit ich endlich mal einkaufen gehen kann" spiegeln genau diese Haltung wider. Auch das Illustrieren und Zeichnen ist zu dieser Zeit noch unentdecktes Neuland für sie. „Lustigerweise habe ich in der Form nie gezeichnet beziehungsweise illustriert und dachte auch immer, ich kann das nicht. Ich habe trotzdem losgelegt und gemerkt, dass das ein ganz interessanter Stil ist, der sich so ein bisschen durchsetzt beziehungsweise angesagt ist. Das war für mich ein Glück, da ich keine gerade Linie ziehen kann". Ähnlich wie in ihren Geschichten zieht sich auch durch die Illustrationen eine gewisse Zerbrechlichkeit und Fragilität, die in ihrer Zartheit einen ganz eigenen Charme entwickeln.
Gegenpol zur Schnelllebigkeit
Das zweite Buch, das während der letzten, ziemlich zermürbenden Phase der Pandemie entstanden ist, trägt den Titel „Aufstehen bringt mich jetzt auch nicht weiter". Es ist eine Zusammenstellung kleiner Gedichte und halbpoetischer Kopfinhalte, die gepaart mit Fotos aus dem Alltag fast immer einen Sinn ergeben, den jeder für sich deuten kann. Danielle Deckert sieht sich selbst als eine „Hanna-guck-in-die-Luft", die im Alltag viele kleine, schräge Situationen erhascht, sie fotografisch festhält und in Beziehung setzt zu den Gedanken und Sätzen in ihren „1.000 Notizbüchern".
Inspirieren lässt sie sich von anderen Autoren wie Matt Haig mit dem Buch „The Comfort Book". „Dort findet man neben Playlists eine Anleitung, wie man ein Erdnussbuttersandwich schmiert. Das fand ich gut, weil ich bis dato immer dachte, dass ein Buch immer gleich ein Roman sein muss mit einem Plot, der von A bis Z durchgeplant ist." Neben dem Schreiben und dem Podcast „Saarcrime" widmet sich Danielle einem kleinen, etwas grimmigen „Alter Ego", das sie von sich geschaffen hat. „Mittlerweile mach ich sogar kleine Animationen davon. Ich wollte einfach wissen, wie das geht, und habe mich so lange hingesetzt, bis ich es konnte." Die kleinen Comics findet man unter anderem auf ihrem Instagram-Profil. Neuestes Baby ist ihr Website-Coaching, das sich speziell an Menschen richtet, die selbstständig sein wollen, weil sie auf dem Arbeitsmarkt nicht mithalten können oder wollen. Im gemeinsamen Prozess wird die Internetpräsenz erarbeitet, um das eigene Angebot auch unabhängig von Social Media präsentieren zu können. In einer Welt des „schneller, besser, weiter" versucht sie so, einen Gegenpol zu setzen. Für die 41-Jährige ist es ein großer Luxus, freiberuflich arbeiten zu können. „Auf diese Weise kann ich viel auf meinen Körper und seine Signale achten und mir das Maß an Pausen und Ruhe gönnen, das ich brauche." Gerne würde Danielle Deckert anderen Menschen, speziell Frauen, Werkzeuge an die Hand geben, um selbstbestimmter arbeiten zu können. „Das mache ich bei meinem Website-Coaching. Das ist vielleicht keine gesamtgesellschaftliche Lösung, aber ein Mosaikstein."