Gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund startet des 1. FC Saarbrücken furios, blieb aber ineffizient. Das hätte sich fast gerächt. Doch dann schlug Joker Grimaldi zu.
Es ist derzeit „in“, zum 1. FC Saarbrücken zu gehen. Die Flutlichter im Saarbrücker Ludwigspark waren längst aus, als Sportdirektor Jürgen Luginger noch einmal einen Blick durch das Stadion schweifen ließ. „11500 Zuschauer bei einem Spiel unter der Woche. Das ist echter Wahnsinn“, lautete sein Fazit. Für die Freunde der Statistik sei angemerkt, dass es in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten nicht sonderlich viele Spiele in Saarbrücken vor einer solchen Kulisse gab. Und wenn, dann endete es nicht immer positiv für die Blau-Schwarzen. Ende Januar 2004 siegte der FCS bei winterlichen Verhältnissen mit 4:1 gegen den MSV Duisburg, es war bis zum gestrigen Abend der letzte Liga-Sieg vor einer fünfstelligen Kulisse.
Dass eine hohe Zuschauerzahl und eine entsprechende Stimmung am Ende ein entscheidender Faktor sein können, bewies auch der Mittwochabend im Park. Nach einer schwungvollen Anfangsphase, in der der FCS durch Tobias Jänicke, Marvin Cuni und Kasim Rabihic gut und gerne mit 3:0 hätte führen können, verflachte die Partie zunehmend. Die schlecht gestarteten Gäste aus dem Ruhrpott standen mit fortlaufender Spieldauer immer besser und hatten im zweiten Abschnitt die größeren Chancen. Die beste in der ersten Minute der Nachspielzeit, als der eingewechselte Justin Njinmah seinen Sturmkollegen Bradley Fink prima in Aktion setzte, dessen Schuss aber haarscharf am Saarbrücker Tor vorbeiging. „Wenn der reingeht, hätten wir mit leeren Händen dagestanden“, bilanzierte FCS-Trainer Uwe Koschinat. Doch als die meisten Zuschauer wohl schon mit einer Punkteteilung haderten, schlug der FCS eiskalt zu. Nach einer Flanke von Pius Krätschmer köpfte der eingewechselte Adriano Grimaldi den Ball ins Dortmunder Tor. Der Rest war Jubel. Nach drei Spielen steht der FCS blendend da. Neun Punkte und noch kein Gegentor, das Team von Trainer Uwe Koschinat setzt sich direkt an der Spitze fest. „Heute haben wir aber auch ein bisschen Glück gehabt. Da hat Daniel Batz uns im Spiel gehalten“, sagte Torschütze Grimaldi, der nach langer Verletzung nun als Joker ein entscheidender Faktor ist. „Ich bin selbst nach den Kurzeinsätzen richtig platt, muss gut auf meinen Körper hören. Aber es wird von Woche zu Woche besser“, sagte der „Tor-Fürst“, der vor dem Aufeinandertreffen beim ebenfalls perfekt gestarteten FC Ingolstadt „von einer ersten richtigen Standortbestimmung“ sprach.
Coach Koschinat hatte vor dem Spiel gegen den BVB mächtig rotiert, hatte einige Spieler geschont. Kapitän Manuel Zeitz saß nach auskuriertem Magen-Darm-Infekt ebenso auf der Bank wie Mike Frantz und Sebastian Jacob. „Mike hat sich nicht zu einhundert Prozent sicher gefühlt für einen Startelfeinsatz. Sebi wollte ich nach dem Elversbergs-Spiel nicht rausnehmen, aber sein Rücken macht ihm Probleme. Und Bjarne Thoelke haben wir auch aufgrund seiner Historie ganz draußen gelassen. Alle Entscheidungen sind bereits im Hinblick auf Samstag getroffen worden“, sagte Koschinat. Doch die, die ins Team rotierten, sorgten für keinerlei Qualitätsverlust. Koschinat belohnte Dave Gnaase für dessen aufsteigende Form und brachte ihn anstelle von Luca Kerber in der Mittelfeldzentrale. Boné Uaferro lieferte in der Hintermannschaft ein prima Spiel ab und ist sicher auch für Ingolstadt ein Startelfkandidat. „Wir haben einen breiten Kader und wenn man mal draußen ist, muss man auf seine Chance warten und liefern“, sagte der Innenverteidiger.
Es ist kein großes Geheimnis, dass die Startelf bei den „Schanzern“ abermals ganz anders aussehen wird. Dominik Ernst musste mit Knieproblemen raus, sein Einsatz ist äußerst fraglich. Steven Zellner biss sich durch zwei kräftezehrende Spiele und humpelte am Mittwochabend sichtlich angeschlagen durch die Mixed Zone: „Ich muss abwarten, wie ich das Spiel verkrafte. Es war schon hart“, sagte „Zelle“ und witzelte: „Kann mir mal jemand einen Rollstuhl bringen?“
Trainer Koschinat freute sich derweil „auf ein hochinteressantes Topspiel bei einem starken Gegner.“ Außer Frage steht, dass der FCS im Spätsommer 2022 vieles richtig macht, aber noch Probleme mit der Effizienz hat. „Wir betreiben einen hohen Aufwand, treffen aber nicht. Bei den Temperaturen ist es dann völlig normal, dass irgendwann ein Einbruch kommt. Wir müssen jetzt den nächsten Schritt machen und auch mal früh in Führung gehen. Die bisherigen Spiele kosten einfach brutal viel Kraft“, sagte Verteidiger Uaferro.
FORUM-Einzelkritik:
Daniel Batz: Sicherer Rückhalt und hellwach, wenn er gefordert wurde. Note 2
Pius Krätschmer: Den einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler hatte er drin. Seine Spieleröffnung ist aber brillant. Tolle, überlegte Vorarbeit zum Siegtreffer. Note 2-
Steven Zellner: Wurde in der Schlussphase einmal ausgespielt, ansonsten sehr solide. Note 3
Boné Uaferro: Bärenstarker Auftritt. Sicher, robust und gut im Aufbau. Bester Mann auf dem Feld. Note 1-
Dominik Ernst: Er wirkte von Beginn an nicht wirklich fit und hatte entsprechend den einen oder anderen Wackler. Note 3-
Dave Gnaase: Gutes Laufpensum, starke Zweikampfführung. Allerdings verpasste er manchmal den richtigen Zeitpunkt zum Abspiel. Note 3
Tobias Jänicke: Sehr starke Anfangsphase, dann ließen die Kräfte etwas nach. Note 3
Richard Neudecker: Permanent unterwegs, forderte stets den Ball, auch wenn nicht alles gelang. Note 2-
Kasim Rabihic: Bemüht, mit einer Chance, aber auch fahrig und nicht bissig in den Zweikämpfen. Note 3-
Marvin Cuni: War viel unterwegs, deutete Torgefahr an, verlor aber auch einige Bälle. Note 3-
Julian Günther-Schmidt: Der Dauerläufer lief, bis nichts mehr ging. Diesmal allerdings nicht sehr torgefährlich. Note 3
Dominik Becker: Kam für Ernst, ging weite Wege, aber hatte auch Probleme mit der Zweikampfführung. Note 3-