Mit "Baywatch – Der Film" geht der erste Sommerblockbuster an den Start. Die Superstars Dwayne Johnson und Zac Efron sowie Strandnixen in roten Badeanzügen hübschen die Krimi-Handlung auf.
Nur wenige Fernsehserien schaffen es, über Jahrzehnte zum Kult zu werden. David Hasselhoff und seinem Baywatch-Team ist dieser Erfolg gelungen. Zwölf Jahre (bis 2001) retteten "The Hoff" und Strand-Ikone Pamela Anderson am Strand von Malibu trottelige Schwimmer vorm Ertrinken, erlebten Liebesabenteuer und ernteten so manchen Spott: Denn "Baywatch" lebte größtenteils von Zeitlupenaufnahmen seiner leicht bekleideten Protagonisten, Pop-Musik der 90er-Jahre und einer zuweilen sehr dünnen Handlung. So ging "Baywatch" in die Fernsehgeschichte ein – auch, weil die Produktion sich ernst nahm, ohne jemals von den Zuschauern ernst genommen zu werden.
Nun ist "Baywatch" wieder da. Als aufwendiger Kinofilm soll das Abenteuer im Sommer für volle Kassen sorgen. Das Grundprinzip ist das gleiche der alten Serie. Ein sonniger Strand, knackige Männer in Shorts, sexy Frauen in roten Badeanzügen, etwas Krimi, etwas Liebe: Mitch (Dwayne Johnson) ist der unangefochtene Star der Rettungsschwimmer. Die Kollegen bewundern ihn, die Frauen werden schwach, die Touristen zeigen Respekt. Als ein Wettbewerb für den Nachwuchs ansteht, fährt Matt (Zac Efron) mit seinem aufgemotzten Motorrad vor. Matt war olympischer Schwimmer, nun will er seine Talente als Retter einsetzen. Aber zwei Platzhirsche am Strand sind einer zu viel. Mitch und Matt sind Konkurrenten, die sich erst nach einem Wettkampf und nach einem ersten Rettungseinsatz mühevoll zusammenraufen. All das muss sowieso beiseite gewischt werden. Als Mitch und Matt einer kriminellen Drogen-Verschwörung auf die Spur kommen, müssen sie zusammenarbeiten.
Aus "Baywatch" einen ernst zu nehmendem Film zu machen, wäre wohl von Beginn an gescheitert. Zu sehr ist die Fernsehserie als unfreiwillige Karikatur bekannt. So verpasste Regisseur Seth Gordon ("Kill the Boss", 2011; "Voll abgezockt"; 2013), seinem Personal und dem Drehbuch viel Selbstironie. Im ersten Drittel des Filmes funktioniert das gut. Die Kamera inszeniert Dwayne Johnson in knalligen Farben als schier übermenschlich starken Helden. Leben rettet er in Minutenschnelle und am laufenden Band. Dass er gut aussieht, weiß er. "Meine Brustmuskeln sind aber größer", sagt er mit einem Blick auf sein aus Sand geformtes Abbild. Seine Rettungsschwimmerinnen haben derweil kaum mehr zu tun, als knapp bekleidet über den Strand zu laufen – stets in Zeitlupe, stets durch die Kamera langsam von den Beinen aufwärts abgetastet. Auch der Auftritt von Mädchen-Liebling Zac Efron ist alles andere als seriös: An seinen definierten Bauchmuskeln kann Gemüse geschnitten werden, seine Augen sind blauer als der Ozean.
Eine DrogenÂhändÂlerin, zwei Kontrahenten
Die Kontrahenten Mitch und Matt liefern sich recht ordentliche Gerangel. Wer ist stärker? Wer schwimmt schneller? Wer rettet mehr Menschen aus dem Wasser? Ihre Hahnenkämpfe sind einige Zeit recht spaßig – bald aber dürfte sich jeder Zuschauer an den Muskelmassen Johnsons und den blauen Augen Efrons sattgesehen haben. Auch die immer wieder in Zeitlupe durchs Bild laufenden Frauen sind irgendwann eine zu viel, sodass die Frage aufkommt: Gibt es eigentlich noch eine Handlung? Ja, und zwar mit dem Auftritt von Victoria. Die Drogenhändlerin im Designerkleid und Lippen, so groß wie Schlauchboote, macht den Rettungsschwimmern das Leben schwer. Mitch und Matt kommen ihr auf die Schliche. An diesem Punkt hätte "Baywatch" eine Wende zum echten Actionfilm nehmen müssen. Statt aber durch eine gute Story Spannung zu erzeugen, verzettelt sich der Film in mäßigen Slapstick-Einlagen, oberflächlichen Charakteren und Möchtegern-Ermittlungen. Nach einigen Dödelwitzen, einer Szene mit Zac Efron in Frauenkleidern sowie vielen weiteren Slow-Motion-Strandläufen ist klar: "Baywatch – der Film" verschenkt Potenzial, was auch die Kurzauftritte der Fernsehikonen David Hasselhoff und Pamela Anderson nicht aufbügeln können. Schade um die gute Idee, einen Fernsehklassiker für die Gegenwart zu modernisieren.
Holger Lodahl
INFO: Baywatch – der Film
USA 2017
Regie: Seth Gordon
Drehbuch: Damian Shannon, Mark Swift
Produktion: Michael Berk,
Gregory J. Bonann, Beau Flynn, Dwayne Johnson, Tom Pollock, Ivan Reitman, Douglas Schwartz
Kamera: Eric Steelberg
Musik: Christopher Lennertz
Länge: 119 Minuten
Darsteller: Dwayne Johnson,
Zac Efron, Alexandra Daddario, Kelly Rohrbach, Priyanka Chopra, Jon Bass, Ilfenesh Hadera
Bundesweiter Kinostart:
1. Juni 2017
Im Internet:
www.thebaywatchmovie.com