Eine Forsa-Umfrage im FORUM-Auftrag zur politischen Stimmung kurz vor der Landtagswahl im Saarland zeigt: Die CDU bleibt stärkste Kraft, Rot-Rot ist möglich, für Grüne und FDP ist es weiterhin knapp und die AfD verliert an Zustimmung.
Umfragen vor einer Wahl sind keine Prognosen. Sie geben die politischen Stimmungen zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder.
Das Institut Forsa hat im FORUM-Auftrag vom 1. bis 8. März insgesamt 1001 Wahlberechtigte im Saarland befragt. Das repräsentative Stimmungsbild zeigt zu diesem Zeitpunkt einen eindeutigen Aufwärtstrend der SPD. Beflügelt von der "Schulz-Euphorie", konnten die Sozialdemokraten im Vergleich zur Forsa-Umfrage im November vergangenen Jahres deutlich um sieben Prozentpunkte zulegen und erreichten bei der Sonntagsfrage 33 Prozent. Die CDU behauptete zwar immer noch Platz eins, büßte allerdings in diesem Zeitraum drei Punkte ein und liegt mit 34 Prozent nur noch knapp vor dem Koalitionspartner. Die Linke verzeichnete einen leichten Rückgang um zwei Punkte auf aktuell 13 Prozent. Bemerkenswert sind die Verluste der AfD von neun auf sechs Prozent, was sie in die Reichweite der Fünf-Prozent-Hürde bringt.
Die Hürde würden die Grünen knapp überspringen. Sie kommen derzeit auf fünf Prozent. Die FDP konnten sich um einen Punkt verbessern, liegen aber mit vier Prozent unter der kritischen Marke.
Bei dieser Ausgangslage wäre selbstverständlich die Fortsetzung der Großen Koalition möglich, allerdings würde auch eine rot-rote Koalition über eine regierungsfähige Mehrheit verfügen.
Zwar gibt die Umfrage keine exakte Auskunft über Wählerwanderungen. Dennoch ist offenkundig, dass es die SPD seit der Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten und Parteivorsitzenden geschafft hat, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und Wählerpotenzial wieder besser ausschöpfen zu können. Vermutlich dürfte dies auch den leichten Rückgang bei den Linken erklären, zu der bekanntlich viele enttäuschte SPD-Anhänger in Folge der Agenda-Politik gewechselt sind.
Die Gründe für die geringer werdende Zustimmung zur AfD lassen sich nur spekulieren. Möglicherweise hat dazu auch der Streit der Bundesparteispitze um heftig umstrittene Äußerungen des thüringischen Landeschefs Björn Höcke zu einem Teil dazu beigetragen.
Insgesamt lässt sich im saarländischen Landtagswahlkampf ein deutlich gestiegenes Interesse an Politik feststellen, was sich an Wahlkampfständen und Veranstaltungen der Parteien fast durch die Bank beobachten lässt. Dieser Eindruck lässt sich auch in der aktuellen Umfrage ablesen, wenn es um die Wahl-Bereitschaft geht.
Über zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) gaben an, dass sie sich "mit großer Wahrscheinlichkeit" an der Wahl am 26. März beteiligen wollen, und sich auch bereits entschieden hätten, für wen sie in diesem Fall ihre Stimme abgeben wollen. Damit ist das Interesse an dieser Wahl gegenüber der Umfrage im November erkennbar gestiegen.
Damals waren noch 40 Prozent unentschieden, ob sie überhaupt wählen wollen. Das deutet auf eine höhere Wahlbeteiligung als bei der Wahl vor fünf Jahren hin. 2012 lag die Wahlbeteiligung bei 61,6 Prozent.
Da die Erfahrung der letzten Wahlkämpfe gezeigt hat, dass sich Wähler immer kurzfristiger entscheiden, ob sie überhaupt zur Wahl gehen und nicht selten die endgültige Entscheidung erst in der Wahlkabine fällt, dürften sich die Wahlkämpfer angesichts der derzeitigen Stimmungslage bis zur letzten Minute ins Zeug legen.
Dass sich der Kampf um Wählerstimmen praktisch bis zur Öffnung der Wahllokale lohnen kann, darauf deuten auch die Angaben der Befragten hinsichtlich ihrer Parteipräferenz hin.
Relativ sicher, wem sie ihre Stimmen geben werden, sind Anhänger von der CDU (79 Prozent), der Linken (78 Prozent) und vor allem der AfD (84 Prozent). Etwas geringer fällt die Quote derjenigen, die sich bereits entscheiden haben, bei SPD-Anhängern (62 Prozent) und insbesondere den Grünen (52 Prozent) aus.
Zufriedenheit mit Landesregierung weiter sehr groß
Alle Umfragen der letzten Jahre haben durch die Bank eine hohe Zufriedenheit der Saarländer mit der Arbeit der Großen Koalition ergeben. Noch im November vergangenen Jahres äußerten sich zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) zufrieden mit der Arbeit der Landesregierung. Diese im bundesweiten Vergleich hohe Zustimmungsquote ließ sich damals unter anderem wahrscheinlich durch den noch recht frischen Eindruck des Ergebnisses der Bund-Länder-Finanzverhandlungen erklären. Mitte Oktober konnte die Landesregierung nämlich vermelden, dass das Land ab 2020 mit rund 500 Millionen Euro jährlicher Zuwendungen rechnen kann.
Dieser ohnehin recht hohe Zustimmungswert ist sogar während des bereits anlaufenden Wahlkampfes noch weiter gestiegen. Kurz vor Ende der Legislaturperiode äußerten sich 69 Prozent zufrieden. Ein Blick auf die Entwicklung der Einschätzung bei den unterschiedlichen Parteianhängern zeigt insbesondere eine deutlich gestiegene Zufriedenheit unter den SPD-Anhängern (plus sieben Prozent). Aber selbst bei Anhängern der CDU, die ohnehin zu 88 Prozent mit der Arbeit der Großen Koalition zufrieden waren, stieg dieser Wert noch einmal auf jetzt 90 Prozent. Dies lässt darauf schließen, dass die Wahlkämpfer der Großen Koalition, insbesondere die der SPD, Wähler zusätzlich von ihrer Regierungsarbeit überzeugen konnten. Auch bei den Grünen-Anhängern ist die Zustimmung leicht gewachsen.
Dagegen ist die Begeisterung für die Regierung bei der Linken-Opposition weiter um zwei Punkte gesunken. Auch die hohe Unzufriedenheit bei den AfD-Anhängern ist um weitere drei Punkte gestiegen.
Naturgemäß präsentieren sich Regierungsparteien im Wahlkampf mit aus ihrer Sicht positiven Bilanzen. Der besonders hohe Zuwachs der Zufriedenheitswerte bei SPD-Anhängern hängt aber zusätzlich sicherlich auch mit der insgesamt positiveren Wahrnehmung der Partei in den zurückliegenden Wochen zusammen.
Meiste Zustimmung für Große Koalition
Die Zufriedenheitswerte insgesamt spiegeln sich auch in den Werten für die Regierungschefin wider. Nach wie vor kann sich Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hohe Zustimmung zu ihrer Arbeit verbuchen. Daran haben auch Wahlkampfauseinandersetzungen nichts geändert. Die Anfang März gemessenen Werte entsprechen exakt denen vom November vergangenen Jahres: Fast drei Viertel der Saarländer (71 Prozent) sind zufrieden mit ihrer Arbeit, exakt ein Viertel unzufrieden. Allerdings zeigen bei den Anhängern der verschiedenen Parteien bemerkenswerte Verschiebungen in der Beurteilung. Die Zufriedenheit bei den Anhängern der eigenen Partei ist weiter gestiegen und liegt nicht mehr weit unter einhundertprozentiger Zustimmung (96 Prozent). Dagegen zeigt sich bei Anhängern des Koalitionspartners SPD eine zurückgehende Zufriedenheit (Minus drei Punkte). Bemerkenswert ist der gleichzeitige Zuwachs bei Grünen-Anhängern (plus zehn Punkte), die jetzt insgesamt (75 Prozent) zufriedener mit der Ministerpräsidentin sind als die Anhänger des eigenen Koalitionspartners (72 Prozent).
Bei Anhängern der Linken ist die Zufriedenheit mit der Regierungschefin seit November ziemlich eingebrochen (minus zwölf Punkte), und liegt jetzt mit nur noch 38 Prozent fast auf dem Niveau von AfD-Anhängern (36 Prozent).
Die hohe Zufriedenheit mit der Arbeit der Landesregierung insgesamt und Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer spiegelt sich auch bei der Frage wider, welche Koalition sich die Saarländer nach der Wahl wünschen würden.
Dabei genießt eine Große Koalition von CDU und SPD nach wie vor klare Priorität gegenüber allen anderen Koalitionsvarianten. Koalitionsmöglichkeiten mit der AfD wurden nicht abgefragt, weil alle anderen Parteien eine Zusammenarbeit mit der AfD grundsätzlich ausgeschlossen haben.
Hohe Sympathiewerte für Oskar Lafontaine
43 Prozent der Saarländer wünschen sich weiterhin eine große Koalition. Etwas weniger (minus drei Punkte) als noch im November. Gestiegen sind die Zustimmungen zu einem rot-roten Bündnis, von sechs auf zehn Prozent, oder Rot-Rot-Grün (sechs auf neun Prozent). Trotz gestiegener Zustimmung zu linken Koalitionsvarianten ist daraus keine ausgesprochene Wechselstimmung abzulesen. Bei den Anhängern der Koalitionspartner selbst ist die Zustimmung zu einer Fortführung leicht gesunken (CDU von 71 auf 70 Prozent, SPD von 54 auf 51 Prozent), besonders auffällig sind die Veränderungen bei den Oppositionsparteien. Die Zustimmung Linker Anhänger zu Rot-Rot hat sich fast verdoppelt und liegt jetzt bei 47 Prozent. Bei den Grünen-Anhängern hat sich die Begeisterung für eine alleinige Zusammenarbeit mit der SPD halbiert, gleichzeitig können sich aber mehr ein Dreierbündnis zusammen mit SPD und Linken vorstellen. Mit 18 Prozent liegt die ebenso hoch wie die Präferenz für Schwarz-Grün. Dieses uneinheitliche Bild erklärt womöglich auch, warum Grünen-Anhänger derzeit auch noch im Blick darauf, ob sie überhaupt zur Wahl gehen wollen, am unentschlossensten sind.
Spannend neben der allgemeinen Zufriedenheit mit der Arbeit der Landesregierung ist auch die Beurteilung wichtiger Kabinettsmitglieder, allen voran der SPD-Spitzenkandidatin und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger. Bei deren Beurteilung hat sich seit November nur wenig geändert, die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit ist leicht gestiegen (plus eins), und es gibt etwas weniger, die sich unzufrieden äußern (minus drei).
Ähnlich verhält es sich mit dem Urteil über die beiden Minister, die nicht nur die zentralen Themenfelder im Wahlkampf repräsentieren, sondern auch während der Legislatur immer mal wieder wechselseitig für Ärger beim Koalitionspartner gesorgt haben: Innenminister Klaus Bouillon (CDU) und Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD).
Mit der Arbeit von Klaus Bouillon, der sich auch bundesweites Ansehen durch das Handling der Flüchtlingssituation erworben hat, sind nach wie vor über zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) zufrieden, wobei sich zwischen den verschiedenen Parteianhängern die Beurteilungen verschoben haben. Deutlich weniger SPD-Anhänger (minus fünf Punkte) und Linke (minus vier) äußern sich zufrieden, während die Zustimmung bei Grünen-Anhängern gestiegen ist. Die Verschiebungen können sich möglicherweise auch dadurch erklären, dass die Flüchtlingsfrage an Bedeutung abgenommen hat, während Fragen der Inneren Sicherheit wie etwa Videoüberwachung zuletzt wichtiger und umstrittener geworden sind.
Bewertung von Ministern konstant
Die Zufriedenheit mit Bildungsminister Ulrich Commerçon war ohnehin mit 35 Prozent nicht besonders hoch und ist jetzt noch mal leicht auf ein Drittel (33 Prozent) zurückgegangen. Zugleich ist die Zahl derjenigen, die sich unzufrieden äußern, von 50 auf 53 Prozent gestiegen. Er selbst hatte gegenüber FORUM darauf hingewiesen, dass vergleichsweise niedrige Werte auch bei den Kollegen anderer Länder zu beobachten seien.
Bei den führenden Oppositionspolitikern nimmt Oskar Lafontaine im Urteil der Saarländer nach wie vor eine Sonderstellung ein. Zwar sind seine Sympathiewerte insgesamt von 49 auf 44 Prozent zurückgegangen. Dass dies vor allem darauf zurückzuführen ist, dass ihn weniger CDU-Anhänger (minus sieben Punkte), weniger Grüne (minus 14 Punkte) und weniger AfD-Anhänger (minus sechs Punkte) für sympathisch halten, mag er verschmerzen, legte er doch bei den eigenen Anhängern gleichzeitig um acht Punkte auf 87 Prozent zu.
Grünen-Chef Hubert Ulrich kennt seine vergleichsweisen geringen Sympathiewerte, an denen sich in den letzten Monaten nichts Wesentliches verändert hat. Ein Viertel der Befragten hält den Grünen-Vormann für sympathisch, runde 60 Prozent finden das nicht. Auffallend ist allenfalls, dass er bei CDU-Anhängern leicht (plus drei) und bei AfD-Anhängern deutlich, allerdings auf höchst niedrigem Niveau (von 4 auf 12 Prozent) zugelegt hat.
In der außerparlamentarischen Opposition hat es FDP-Landeschef Oliver Luksic schwer, für sich und seine Partei überhaupt Aufmerksamkeit zu finden. Dass ihn jetzt etwas mehr Befragte als sympathisch einstufen als noch vor vier Monaten (von 20 auf 22 Prozent), ist immerhin ein Hinweis, dass die Bemühungen im Wahlkampf nicht fruchtlos sind. Überraschend deutlich fallen die Zuwächse bei Anhängern der Grünen (plus elf Punkte) und sogar, auf niedrigem Stand, bei den Linken (von neun auf 16 Prozent) aus.
SPD legt bei Kompetenzwerten zu
Insgesamt ergibt sich in der Einschätzung der Arbeit und den Sympathiewerten der führenden Politiker im Land ein recht stabiles Bild. In der allgemeinen Beurteilung gibt es keine signifikanten Veränderungen, allerdings zeigen sich in den Verschiebungen der Beurteilungen je nachdem, welcher Partei man nahesteht, offenbar die Spuren des Wahlkampfes.
In der Gesamtbeurteilung bleibt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer mit Abstand beliebteste Politikerin. Das bestätigt sich auch im direkten Vergleich zur SPD-Konkurrentin Anke Rehlinger.
Spitzenkandidatinnen mobilisieren eigene Anhänger
Eine Direktwahl der Ministerpräsidentin ist im Saarland nicht möglich. Aufschlussreich ist dennoch, für wen sich die Saarländer entscheiden würden, wenn sie dies unmittelbar könnten. Dabei würde Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nach wie vor klar vor Anke Rehlinger (SPD) abschneiden, auch wenn sich der Abstand zwischen beiden seit November vergangenen Jahres etwas verringert hat. Kramp-Karrenbauer verliert leicht (minus zwei Punkte), würde aber immer noch eine absolute Mehrheit (51 Prozent) bekommen. Rehlinger legt um sechs Punkte auf jetzt 25 Prozent zu. Bei den eigenen Parteianhängern haben beide Spitzenkandidatinnen jeweils noch zugelegt. Auffallend ist, dass der Anteil von SPD-Anhängern, die sich für keine von beiden Spitzenkandidatinnen entscheiden würden, um vier auf 16 Prozent gestiegen ist, und der Anteil, der Kramp-Karrenbauer wählen würde, zwar deutlich zurückgegangen ist, aber immer noch bei knapp 30 Prozent liegt, während sich nur sieben Prozent der CDU-Anhänger vorstellen könnten, die SPD-Spitzenkandidatin direkt zu wählen.
Bei der Einschätzung darüber, was die größten Probleme im Land sind, hat sich seit November nichts Wesentliches verändert. Nach wie vor stehen Verkehrsprobleme in allen Facetten ganz oben auf der Agenda der Saarländer. Etwas verschoben haben sich die Gewichtungen hinsichtlich Arbeitslosigkeit und bildungspolitischen Problemen. Arbeitslosigkeit steht zwar nach wie vor an zweiter Stelle der meistgenannten Probleme, dahinter folgt aber direkt, mit einem deutlichen Zuwachs an Nennungen, die Bildungspolitik, die damit von Rang sechs auf drei vorgerückt ist. Dies dürfte wohl der im Wahlkampf neu entbrannten Debatte um G8/G9 geschuldet sein.
Spannend ist, dass die Saarländer die "größten Probleme" des Landes nicht unbedingt ganz oben auf die Liste der Themen setzen, die für sie bei Wahlentscheidung Priorität haben.
Dort steht kurz vor der Wahl die Schul- und Bildungspolitik mit Abstand ganz oben.
Bildungspolitik wichtigstes Thema
Mit einer fast doppelt so häufigen Nennung gegenüber November ist die Bildungspolitik jetzt das meistgenannte Thema für die Wahlentscheidung der Anhänger aller Parteien außer der AfD. Das bis November beherrschende Thema Flüchtlinge wird jetzt nur noch halb so häufig genannt und rutscht hinter die Arbeitsmarktfrage auf Platz drei. Auffallend ist, dass Verkehrsprobleme zwar die am häufigsten genannten Probleme des Landes sind, aber für die Wahlentscheidung nur eine untergeordnete Rolle spielen. Welche Auswirkungen Martin Schulz auch auf die saarländische Landtagswahl hat, lässt sich am Thema "soziale Gerechtigkeit" ablesen. Bei der Frage nach wichtigen Themen für die Wahlentscheidung, die als offene Abfrage gestellt wurde, spielte das Thema in der November-Umfrage noch keine Rolle. Aktuell wird es durchgängig von etwas mehr als zehn Prozent (Linke: 22 Prozent) als wichtiges Thema genannt.
Bei der Frage, welcher Partei man zutraut, am besten mit den genannten Problemen fertig zu werden, hat die SPD an Vertrauen zugelegt, von 15 auf 22 Prozent, und damit den Abstand zur CDU, die leicht von 29 auf 27 Prozent verliert, in dieser Frage verringert. In beiden Parteien ist dabei das Vertrauen der eigenen Anhänger noch mal deutlich gewachsen, allerdings ist es bei den SPD-Anhängern mit 63 Prozent für die eigene Partei geringer ausgeprägt als bei den CDU-Anhängern. In der grundsätzlichen Frage, welche Partei vor dem Hintergrund des Strukturwandels Zukunftskonzepte entwickeln und umsetzen kann, ergibt sich ein ähnliches Bild: Die SPD gewinnt an Zutrauen (von 21 auf 27 Prozent Zustimmung), verringert damit den Abstand, aber die CDU liegt mit 31 Prozent (minus drei) weiter vorn.
Besonders auffällig ist in beiden Fragestellungen, dass zwar der Anteil derjenigen, der keiner Partei Lösungskompetenz zutraut, jeweils zurückgegangen ist, aber immer noch relativ hoch bei 40 beziehungsweise 30 Prozent liegt. Dabei ist der Anteil der Jüngeren unter 30 Jahren, die das keiner Partei zutrauen, gestiegen.
Insgesamt hat die SPD bei Kompetenzzuschreibungen erkennbar zulegen können während des Wahlkampfes, zugleich verzeichnet die CDU aber nach wie vor die etwas höheren Werte.
Die Verschiebungen bei den Gewichtungen wichtiger Themen für die Wahlentscheidung zugunsten der Bildungspolitik ist wohl dem Vorstoß der SPD zu einer neuen Debatte über Abi nach acht beziehungsweise neun Jahren am Gymnasium geschuldet.
Die Frage ist allerdings, inwieweit überhaupt landespolitische Themen letztlich ausschlaggebend für die Wahlentscheidung am 26. März sein werden. Bei Regionalwahlen ist zunehmend zu beobachten, dass auch übergeordnete Themen die Wahlentscheidung beeinflussen. Dieser Trend scheint sich auch im Saarland fortzusetzen. Während vor der letzten Landtagswahl (2012) lediglich 15 Prozent angaben, dass Bundespolitik einen größeren Einfluss auf ihre Entscheidung hat, stieg dieser Anteil über 24 Prozent im November auf jetzt 27 Prozent.
Damit stehen aber weiterhin für mehr als zwei Drittel der Wähler landespolitische Themen im Mittelpunkt ihrer Wahlentscheidung.
Die wichtigste Rolle spielt dabei mit der Bildungspolitik eines der originären Themenfelder, für die das Land im föderalen System die Zuständigkeit und damit eigenen Gestaltungsspielraum hat. Die Zufriedenheit mit der Bildungspolitik der Landesregierung insgesamt verharrt dabei auf einem niedrigen Niveau. Wie bereits im November ist nur ein Viertel (26 Prozent) zufrieden, zwei Drittel sind nach wie vor der Meinung, dass es eine stärkere Orientierung an anderen Bundesländern geben sollte.
Die Beurteilung der Bildungspolitik ist auch im längeren Zeitvergleich relativ konstant. Bereits vor fünf Jahren, also vor dem Start der großen Koalition, zeigte sich nur knapp ein Viertel (22 Prozent) zufrieden. Vorausgegangen war damals unter "Jamaika" und einem grünen Bildungsminister die Entscheidung zur Einführung eines Zwei-Säulen-Schulmodells. Und bereits vor fünf Jahren gab es einen deutlich ausgeprägten Wunsch, sich an der Bildungspolitik anderer Länder zu orientieren (66 Prozent).
In der Debatte um Abitur nach acht oder neun Jahren an Gymnasien ergibt sich ein recht eindeutiges Meinungsbild: Zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) ist der Meinung, das Saarland solle dem Beispiel anderer Bundesländer folgen, die bereits wieder von G8 abgerückt sind oder dies zur Zeit in Erwägung ziehen.
In der Tendenz zeigt das in dieselbe Richtung wie das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der "Inititative G9 Jetzt!"zum Jahresbeginn. Die SPD hat die Diskussion um G8/G9 zu einem wichtigen Wahlkampfthema gemacht.
Auffallend ist dabei, dass in der Altersgruppe, zu der auch gerade frisch gebackene Abiturienten gehören, nämlich den 18- bis 29-Jährigen, der Wunsch nach einer grundsätzlichen Rückkehr zum G9 zwar mit 59 Prozent Zustimmung ebenfalls hoch, aber insgesamt in den Altersgruppen noch den niedrigsten Wert aufweist. Besonders ausgeprägt ist der Wunsch eher bei der Elterngeneration und den Anhängern der Grünen.
Bei früheren Wahlen hat das Thema Bergbau über einen langen Zeitraum eine wichtige Rolle gespielt. Seit 2012 die Kohleförderung an der Saar beendet wurde, geht es in der Nachbergbau-Ära um den Umgang mit den Hinterlassenschaften. Das Unternehmen RAG plant, auf mittlere Sicht die ehemaligen Gruben komplett zu fluten. Die aktuelle Meinung dazu fällt ziemlich eindeutig aus: Zwei Drittel lehnen dieses Vorhaben aus Sorge um das Grundwasser ab, wobei die in der jüngeren Altersgruppe der unter 30-Jährigen noch am geringsten ausgeprägt ist. Weniger als ein Fünftel (17 Prozent) ist mit den Plänen der RAG einverstanden.
Sorge um Zukunft Europas
Die Zukunft der Europäischen Union steht zwar bei der Landtagswahl nicht zur Abstimmung, aber als Grenzregion, die sich seit jeher auch aufgrund der eigenen Geschichte als die Brücke zwischen Deutschland und Frankreich versteht, bewegt diese Frage die Saarländer. Das zeigt auch die recht hohe Zustimmung zur Frankreichstrategie der Landesregierung. Zudem ist das Saarland mit seiner stark exportorientierten Wirtschaft auf gute Beziehungen und offene Grenzen angewiesen. Diesbezüglich haben Äußerungen des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu Beginn seiner Amtszeit Sorgen ausgelöst. Eine klare Mehrheit (54 Prozent) der Saarländer geht davon aus, dass dies innerhalb der EU eher zu einer Trotzreaktion führen wird und die EU die inneren Meinungsverschieden eher überwinden und wieder mehr zusammenrücken wird. Allerdings ist auch der Anteil derjenigen, die das eher skeptisch sehen, mit 38 Prozent ziemlich groß. Diese Grundeinschätzungen werden in allen Altersgruppen ziemlich ähnlich beurteilt. Bei den Parteianhängern zeigen sich die SPD-Anhänger am zuversichtlichsten, bei Anhängern von Linken und Grünen halten sich die Einschätzungen in etwa die Waage.
Insgesamt zeigt das aktuelle Stimmungsbild, dass der "Schulz-Effekt" deutliche Spuren im saarländischen Landtagswahlkampf hinterlässt und bei den inhaltlichen Themen die Bildungspolitik eine besondere Rolle bei der Wahlentscheidung gewonnen hat.
Von Oliver Hilt