Das Schicksal von Söhnen ehemaliger Weltklasse-Fußballer ist häufig schon vorbestimmt: Auch sie sollen im Bestfall eine Profikarriere anstreben. Aber liegt ihnen das Kicken schon in den Genen? FORUM nimmt einige Söhne ehemaliger Profi-Kicker unter die Lupe.
Gleich vier kommende Weltstars wachsen momentan beim spanischen Rekordmeister Real Madrid heran. Zumindest wäre das so, wenn die Genialität ihres Vaters vererbbar wäre. Denn der Vater der vier Jungs ist kein Geringerer als der Franzose Zinédine Zidane, ehemaliger Weltklasse-Spieler und aktuell Coach von Reals Erster Mannschaft. Logisch, dass deshalb auch seine Jungs bei den Galaktischen ausgebildet werden. Während die beiden Söhne Elyaz und Théo noch zu jung sind, um etwas über ihre Zukunft sagen zu können, sind ihre größeren Geschwister schon weiter. Enzo ist mit 21 Jahren der älteste Sprössling der Zidane-Dynastie, und er kann auch schon einen Profi-Einsatz für Reals Erste Mannschaft aufweisen. Im November durfte Enzo im spanischen Pokal ran und erzielte dabei auch gleich sein erstes Tor für Reals Profi-Team. Der Gegner im Pokal war aber nur ein Zweitligist Real trat deshalb auch nur mit einer B-Elf an. Einen richtigen Durchbruch für den 21-jährigen Sohn von Zidane kann man das Spiel also nicht nennen. Denn normalerweise kickt Enzo nur in der Zweiten Mannschaft von Real. Dort zwar auf der Position seines Vaters dem offensiven Mittelfeld. Dies aber mit mäßigem Erfolg: In 22 Spielen stehen in dieser Saison bisher fünf Tore und eine Vorlage für ihn zu Buche. Keine Quote, mit der man es in die Erste Mannschaft von Real schafft.
Größere Chancen darauf, später einmal eine tragende Rolle bei den Madrilenen zu spielen, hat deshalb wohl eher Enzos kleiner Bruder Luca. Der spielt auf einer für die Zidanes untypischen Position: Luca Zidane steht aktuell mit nur 18 Jahren im Tor von Reals Zweiter Mannschaft. Und Luca wird durchaus zugetraut, einmal den Sprung schaffen zu können. Obwohl er mit 1,81 Metern vergleichsweise klein ist für einen Torwart, überzeugte der Zidane-Sohn laut "Sport Bild" die Real-Verantwortlichen im Jugendbereich. Mit Frankreich wurde er unter anderem 2015 U17-Europameister. Zuletzt spielte er noch in der U19 von Real und hielt außerdem in der Uefa Youth League, eine Art Champions League für Nachwuchskicker, den Kasten sauber. Seit dieser Saison darf er sich auch in der Zweiten Mannschaft probieren. Bisher kommt er dort laut "transfermarkt.de" aber nur auf sechs Einsätze. Vielleicht gelingt ja noch der Durchbruch als Keeper. Schließlich ist bekannt, dass Real seit dem Weggang von Legende Iker Casillas durchaus Probleme auf der Torwart-Position hat. Schlussmann wurde Luca Zidane übrigens nur, weil sein großer Bruder Enzo ihn beim Spielen im Garten früher immer ins Tor geschickt hat. Vielleicht war das aber ja gar keine so schlechte Idee!
Im Garten immer ins Tor geschickt
Paolo Maldini ist eine lebende Abwehr-Ikone vom AC Mailand. Von 1984 bis 2009 absolvierte der Italiener fast 650 Spiele für seinen Herzens-Club. Doch Paolo war nicht der erste Fußball-Profi der Maldinis. Bereits sein Vater Cesare kickte in den 50ern und 60ern für AC Mailand natürlich auch als Abwehrspieler. Kein Wunder also, dass Cesares Enkelsohn Christian auch als Abwehrspieler beim AC Mailand ausgebildet wurde. Doch offensichtlich scheint bei ihm das Talent aus der Familie etwas verlorengegangen zu sein. Denn nach seiner fußballerischen Ausbildung beim großen AC Mailand wechselte Maldini im vergangenen Sommer in die Provinz zum Drittligisten AC Reggiana. Von dort wurde er direkt ausgeliehen an die Hamrun Spartans, ein Verein in Maltas Erster Liga. Nicht gerade ein steiler Karriereschritt. Zumal Maldini in der maltesischen Liga nur fünf Mal eingesetzt wurde, oft stand er erst gar nicht im Kader. Deshalb wurde die Leihe auch nach nur einem halben Jahr wieder beendet. Jetzt spielt der 20-Jährige auf Leihbasis in der vierten italienischen Liga. Beim zweiten Spiel nach seinem Wechsel wurde er dort auch schon gleich eingewechselt allerdings nur für eine Minute. Es sieht also nicht danach aus, als wenn auch in der dritten Generation ein italienischer Top-Verteidiger aus dem Hause Maldini kommt.
Noch aber kann sich Christian Maldini als Kicker behaupten. Im Gegensatz zum Sohn von Fußball-Ikone David Beckham. Dessen ältester Sprössling Brooklyn hat die Fußballschuhe nämlich bereits an den Nagel gehängt. Aus seiner Profi-Karriere wird also nichts. Dabei sah anfangs alles nach einer rosigen Fußball-Zukunft für den Mini-Beckham aus. Schließlich wurde er Ende 2014 in die Akademie des Londoner Fußballclubs FC Arsenal aufgenommen. Doch dort konnte sich Brooklyn offensichtlich nicht durchsetzen, obwohl der Beckham-Sohn zwischenzeitlich laut "Bild" sogar in die U18 berufen wurde. Aber die Leistungen des Nachwuchs-Mittelfeldspielers haben dem Trainer offenbar nicht gereicht. Denn der Vertrag von Brooklyn lief nach nur einem Dreivierteljahr wieder aus. Der junge Beckham erhielt keinen Anschlussvertrag über zwei Jahre. Daraufhin begrub Brooklyn seine Hoffnungen auf eine Fußball-Karriere. Stattdessen kümmert sich der heute 17-Jährige lieber um seine Follower auf den sozialen Plattformen Twitter und Instagram. Beim Foto-Netzwerk Instagram hat der Teenie ganze 9,7 Millionen Fans, die er mit Live-Videos und Model-Bildern von sich auf dem Laufenden hält. Ein bisschen eifert Brooklyn Beckham seinem Vater außer dem Fußball also doch nach: in Sachen Stilikone und Modeln.
Brooklyn wurde 2014 in die Akademie von Arsenal aufgenommen
Nun liegt es also an Brooklyns zwei kleineren Brüdern, in die Fußstapfen des bekannten Vaters zu treten. Schließlich spielten beide bisher auch in der Jugendakademie von Arsenal London. Doch laut "Yahoo Sport" hat auch Romeo und Cruz Beckham nicht gerade das Fußball-fieber gefasst: Der 14-jährige Romeo gilt stattdessen als talentierter Tennisspieler. Das größte Talent auf dem Fußballrasen sagt man sowieso dem erst zwölf Jahre alten Cruz nach. Der sorgte vor Kurzem aber eher abseits des Rasens für Schlagzeilen: Vor Weihnachten veröffentlichte der Beckham-Sohn seine erste Single. Man darf also gespannt sein, ob man mit dem Namen Beckham in Zukunft noch Fußball verbindet oder vielleicht dann doch eher Models und Sänger.
Er war ein absoluter Weltstar und kickte für große Vereine wie den FC Barcelona und AC Mailand. Die Rede ist vom ehemaligen niederländischen Top-Stürmer Patrick Kluivert. Seit Sommer vergangenen Jahres arbeitet Kluivert als Direktor Fußball beim französischen Spitzenclub Paris Saint-Germain. Das kann er auch guten Gewissens machen, denn sein Sohn, Justin Kluivert, kommt in Amsterdam auch ohne ihn ganz gut zurecht. Der junge Kluivert kickt schon seit Kindheitstagen für Ajax in der niederländischen Hauptstadt also bei dem gleichen Verein, bei dem auch sein Vater seine Karriere begann. Aber das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen Sohn und Vater Kluivert: Justin spielt auch auf der gleichen Position wie sein Vater Patrick als Stürmer. Und das macht er augenscheinlich so gut, dass Justin Anfang des Jahres schon mit 17 Jahren sein Profi-Debüt für Amsterdam gab. Seitdem kommt der junge Außenstürmer regelmäßig in der Ersten Mannschaft zum Einsatz. Bemerkenswert: Sein Vater Patrick feierte sein Profi-Debüt damals erst mit 18. Wird der neue Kluivert also sogar noch besser als der alte?
Das wird wohl erst die Zukunft zeigen. Denn so einige Söhne von ehemaligen Weltstars sind nach einem vielversprechenden Karrierebeginn tief gefallen. So auch Lucas Scholl, Sohn des ehemaligen Bayern-Profis Mehmet Scholl. Der heute 20-Jährige durchlief alle Jugendmannschaften der Bayern und kickte auch für deren Zweite Mannschaft. Unter Trainer Pep Guardiola stand der Nachwuchsspieler sogar im Profi-Kader und trainierte zweitweise mit den Profis. Trotzdem konnte er sich nicht durchsetzen, im Winter verließ er die Bayern und ging zu Wacker Nordhausen in die Regionalliga Nordost. Im Interview mit "Sport1" sagte er, dass er sich dort durchsetzen wolle, damit sein Weg wieder nach oben führe. Der Druck in München habe ihn fertiggemacht.
Man sieht also: Nicht aus jedem Fußballer-Sohn wird gleich auch ein Weltstar. Viele haben zwar gute Startbedingungen für eine Profi-Karriere. Doch reicht das nicht alleine aus, um ein guter Kicker zu werden. Zum Glück! Sonst wäre der Fußball ja lange nicht so spannend, wie er ist.
Von Philipp Lippert