Während der 1. FC Saarbrücken-Tischtennis bislang seine Stärke aus der Erfahrung der alten Hasen wie Bojan Tokic und Tiago Apolonia zog, sollen nun junge Himmelsstürmer den Weg in eine goldene Zukunft ebnen.
Als der 1. FC Saarbrücken-Tischtennis am Ende der vergangenen Saison im Halbfinale der Bundesliga-Play-offs gegen den späteren Deutschen Meister Borussia Düsseldorf verloren hatte, ging für die Saarländer eine Ära zu Ende. Nach neun Jahren wird der FCS-TT in der kommenden Spielzeit erstmals ohne seinen bisherigen Kapitän Bojan Tokic an den Start gehen. „Bojan war bei uns von Anfang an dabei und hat immer alles gegeben – das war schon eine tolle Sache. Er hat eine unglaubliche Erfahrung, die er auch gerne an seine Kollegen weitergegeben hat. Wenn es um die taktische Aufstellung der Mannschaft ging, hatte sein Wort entsprechendes Gewicht. Natürlich ist sein Abgang ein großer Verlust für uns", sagt der Sportliche Leiter der Saarbrücker, Erwin Berg, über den Publikumsliebling, der 2009 zum damaligen Zweitligisten an die Saar gewechselt und ein Jahr später mit dem FCS-TT in die Bundesliga aufgestiegen war. Neben dem 37-jährigen Slowenen verließ auch der Portugiese Tiago Apolonia den FCS-TT. Auch sein Verlust wiegt schwer, war der 31-Jährige doch fünf Jahre lang die unangefochtene Nummer eins an der Saar. Da das Engagement von Ex-Nationalspieler Patrick Baum (31) nach zwei Jahren im Saarland ebenfalls endete, stand die Frage im Raum: Wie wird der Umbruch beim 1. FC Saarbrücken-Tischtennis aussehen?
Auch Patrick Baum verlässt den FCS
Der Verein beantwortete die Frage mit einer radikalen Verjüngung. Rund um den verbliebenen deutschen Nationalspieler Patrick Franziska hat Berg ein Team formiert, das in seiner Altersklasse seinesgleichen sucht. „Wir machen jetzt etwas anderes. In der nächsten Saison haben wir die drei besten U21-Spieler Europas unter Vertrag", sagt der Sportchef der Saarländer mit deutlich vernehmbarem Stolz. Bei der U21-Europameisterschaft, die im März dieses Jahres im weißrussischen Minsk stattfand, belegten die Neuen des FCS-TT in der Tat die Plätze eins, zwei und drei. Europameister wurde der Tscheche Tomas Polansky. Den Titel holte sich der im Juli 1998 geborene Nachwuchsstar mit einem Sieben-Satz-Sieg im Endspiel gegen den Rumänen Cristian Pletea. Polansky wird ab sofort fester Bestandteil des Bundesligateams der Saarländer sein, nachdem er bereits in den letzten beiden Spielzeiten für den FCS-TT II mit hervorragenden Einzelbilanzen in der Zweiten Liga sein Können unter Beweis gestellt hatte. Der 2000 geborene Pletea, der mit seinem Siegeszug bis ins Finale von Minsk gegen bisweilen drei Jahre ältere Kontrahenten für Furore sorgte, wird in der kommenden Saison nur in der Champions League für Saarbrücken antreten. Da er noch schulpflichtig ist, wird Pletea, für den die Saarländer ein sogenanntes Zweitspielrecht erwirkt haben, eine weitere Saison für den rumänischen Erstligisten Topstar Constanta antreten. Dritter Jungspund im Saarbrücker Team ist Darko Jorgic, der bei der U21-EM den dritten Platz belegte. Im Halbfinale hatte er sich seinem künftigen Mannschaftskollegen Pletea geschlagen geben müssen. Dass Jorgic trotz seiner Jugend auf allerhöchstem Niveau mithalten kann, hat der ebenfalls 1998 geborene Slowene bei der Team-Europameisterschaft 2017 eindrucksvoll bewiesen. Dort hatte er mit seiner Nationalmannschaft die Bronzemedaille gewonnen und auf dem Weg dorthin unter anderem gegen die damalige Nummer eins der Weltrangliste, Dimitrij Ovtcharov, gewonnen. Komplettiert wird das runderneuerte Saarbrücker Team von Liao Cheng Ting, der mit 22 Jahren etwas Erfahrung mitbringt, aber ebenfalls noch nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen sein dürfte. Der Taiwanese ist vom schwedischen Erstligisten BTK Kävlinge in die saarländische Landeshauptstadt gewechselt. „Liao ist von der Spielstärke in etwa mit Apolonia zu vergleichen, vielleicht noch nicht ganz so weit. Bei den Jungen müssen wir schauen, was rauskommt", ist Berg selbst noch nicht ganz sicher, was von „einer der jüngsten Mannschaften, die es in der Bundesliga je gegeben hat", zu erwarten ist. Der Sportliche Leiter weiß, dass eine feste Zielsetzung, die Play-offs zu erreichen – so wie das für den FCS-TT in den letzten Jahren selbstverständlich war –
für ein so junges Team großen, vielleicht zu großen Druck erzeugen würde. Entsprechend hat der sportliche Macher beim FCS-TT die Erwartungen für die „Übergangssaison" im Jahr eins nach Tokic und Apolonia zurückgeschraubt. „Unser Ziel in der Bundesliga ist ein Platz zwischen vier und sechs. Dann wäre alles im Rahmen. Platz vier und damit das Erreichen der Play-offs wäre natürlich schön. Wir könnten aber auch mit dem fünften oder sechsten Platz gut leben. Im Pokal wollen wir das Halbfinale erreichen. Und in der Champions League kann das Ziel nur sein, die Gruppenphase zu überstehen. Das wäre mit einer so jungen Mannschaft schon eine Sensation", umreißt Berg die Erwartungen für die nächste Saison. Diese beginnt für die Saarbrücker nach einem spielfreien ersten Bundesliga-Spieltag am 31. August mit der Auswärtspartie beim Vizemeister TTF Liebherr Ochsenhausen.
Gegen Ovtcharov gewonnen
In der Champions League erwarten den FCS-TT Dartom Bogoria Grodzisk Mazowiecki aus Polen, VS Angers TT aus Frankreich und der dänische Vertreter Roskilde Bordtennis BTK 61. Berg ist froh, in der Gruppenphase den Topfavoriten aus dem Weg gegangen zu sein. Dennoch weiß der Sportliche Leiter der Saarbrücker, dass die Aufgabe für sein junges Team schwer genug wird: „Wir haben diesmal Düsseldorf, Orenburg und Jekaterinburg zum Glück nicht dabei. Von daher ist die Gruppe etwas leichter als in den letzten Jahren. In der Gruppe dürften alle Mannschaften in etwa unsere Spielstärke haben." Zur Einstimmung auf die neue Spielzeit bestreitet der FCS-TT bereits am 11. August in der Multifunktionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken ein Vorbereitungsspiel gegen die französische Nationalmannschaft. Im Zuge dieses Spiels sammelt der FCS-TT Spenden für den Kinderhospizdienst Saar, der schwerstkranke Kinder und Jugendliche unterstützt und begleitet. Die Partie beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.