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WAS MACHT EIGENTLICH...

Gerrit Schmidt-Foß
Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

… Gerrit Schmidt-Foß?

Die Rolle des „Dieter Lohse" in Loriots „Pappa ante Portas" machte 1990 den damals 15-Jährigen beim Publikum bekannt. Er spielte in vielen weiteren TV-Serien mit, arbeitet seit Mitte der 80er-Jahre als Synchronsprecher und leiht dabei Leonardo DiCaprio und Jeremy Renner seine Stimme.

Seit 2017 ist Gerrit Schmidt-Foß in der TV-Serie „Young Sheldon" in der Rolle des älteren Sheldon Cooper (gespielt von Jim Parsons) zu hören. Wer lange genug durch andere Serien zappt, kommt an seiner Stimme kaum vorbei, denn er ist einer der gefragtesten deutschen Synchronsprecher. Anderen Schauspielern und Charakteren seine Stimme zu leihen, ist heute für den ehemaligen Loriot-Filmsohn längst zum Hauptberuf geworden. Weit über 100 Personen hat er so den deutschen Fernsehzuschauern in Filmen und TV-Serien nahegebracht. Mit besonderem Stolz erfüllt Schmidt-Foß, dass er schon seit 1993 die Synchronstimme des Hollywood-Stars Leonardo DiCaprio ist. Damals verlieh er mit 15 in „This Boy´s Life" dem 16-jährigen Jungstar seine Stimme. Zuletzt war er 2016 bei „The Revenant" im Einsatz. Für die Synchronisation von DiCaprio in „Titanic" erhielt Schmidt-Foss 1998 die Goldene Leinwand-Ehrennadel und 2011 für „Inception" die „Silhouette" als bester Synchronsprecher in einer Film-Hauptrolle. „DiCaprio ist immer bis zur letzten Faser in seine Rolle eingespannt. Einen guten Schauspieler zu synchronisieren ist leichter und packender als bei einem schlechten", verriet Schmidt-Foß 2017 in einem Interview. Zum Synchronsprechen ist er schon mit sieben Jahren gekommen, nachdem sein älterer Bruder Dennis ihn mal ins Studio mitgeschleppt hatte: „Ich habe den zwölfjährigen Kaiser in Bertuluccis ‚Der letzte Kaiser´ gesprochen. Seitdem ist die Arbeit vor der Kamera oder im Synchronstudio immer Teil meines Lebens. Aus meinem Hobby habe ich meinen Beruf gemacht." Synchronisation ist für Schmidt-Foß mehr als „Text vorlesen", sondern vielmehr ein Spezialgebiet der Schauspielerei. Man müsse immer die Sprache finden, die zu einer Figur oder einer Rolle passt: „Einen Penner muss ich anders sprechen als einen Büroangestellten." Man brauche eine hohe emotionale Auffassungsgabe, um mit seiner Stimme jede Regung transportieren zu können. Zwar gebe der Macher der Synchronfassung den Text weitgehend vor, aber gewisse gestalterische Freiheiten habe der Sprecher dann doch: „Manchmal muss man nur eine Kleinigkeit am Text ändern, und schon kann man die Rolle besser greifen."

Der kleine Gerrit Schmidt-Foß mit Inge Meysel 1987 in dem Fernsehfilm „Mrs. Harris –
Der kleine Gerrit Schmidt-Foß mit Inge Meysel 1987 in dem Fernsehfilm „Mrs. Harris – Der geschmuggelte Henry". - Foto: imago / United Archives

Weit mehr als „Text vorlesen"

Schmidt-Foß bekommt oft zu hören: Ihre Stimme kenne ich. Oder: Sie sprechen wie Leonardo DiCaprio. „Es ist natürlich nervig, wenn Leute einen bitten: Sprich mal wie der Leo! Das mache ich dann natürlich nicht." Ohnehin ist er froh, dank seiner Stimmfarbe nicht auf einen bestimmten Typ festgelegt zu sein. So erklärt sich die riesige Anzahl an Personen, die er schon synchronisiert hat. Dabei seien Seriendarsteller aufgrund der längerfristigen Einsätze lukrativer als Film-Charaktere. Die 1.100 in Deutschland tätigen Synchronsprecher sind eigentlich oft die verborgenen Stars. Sie sind in Kassenknüllern auf der Leinwand zu hören, aber wie sie aussehen, wissen nur ganz wenige. Schmidt-Foß ist immer zweigleisig gefahren und war auch als Schauspieler aktiv. Vor allem durch seine Mitwirkung in Loriots Kinoknüller „Pappa ante Portas" wurde er 1990 einem großen Publikum auch optisch bekannt. Oder als Schüler Fabian Frosch in 23 Folgen der Familienserie „Unser Lehrer Doktor Specht". Zuletzt stand er bei einer „Landarzt"-Folge (1999), bei vier Folgen der Serie „Tanja" (2000), einer „Tierarzt Dr. Engel"-Folge und 2006 beim TV-Film „Ein Hauptgewinn für Papa" vor der Kamera.

Da er schon mit sieben Jahren mit Synchronisation angefangen hat, ist der 42-Jährige schon ein „alter Hase" dieser Branche, die er als Sprecher, Dialogbuchautor und Synchron-Regisseur von allen Seiten kennt. Er war vor ein paar Jahren auch an der Gründung des Synchronverbandes „Gilde" beteiligt, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Arbeitsbedingungen der Sprecher zu verbessern. „In unserer hektischen Zeit hat sich der Termindruck mit Netflix, Amazon oder Sky, wo oft mit ganz engen Zeitvorgaben gearbeitet werden muss, noch verschärft. Oft hat man gar nicht mehr die Zeit, die man gerne hätte. Aber ich glaube, wir leisten trotzdem eine gute Arbeit, und hoffen, dass wir die gute Qualität auch in Zukunft halten können", betont Schmidt-Foß. Er liebe seinen spannenden Beruf immer noch: „Ich geh auch davon aus, dass ich ihn noch etliche Jahre machen werde." Gelegen komme ihm und seinen Kollegen, dass das deutsche Publikum gern synchronisierte Film-Fassungen sieht, während etwa in Skandinavien fast ausschließlich Originalfassungen mit Untertiteln gezeigt werden. Was Schmidt-Foß etwas vermisst, ist die Zusammenarbeit mit Kollegen im Synchronisationsstudio. Heute sei es meist üblich, dass jeder Sprecher seinen Part allein spricht, da gehe die Chance verloren, dass man auf seine Kollegen reagieren kann.

Der Termindruck wird stärker

Wenn der vielbeschäftigte Schauspieler, Hörbuchinterpret, Hörspiel- und Synchronsprecher Freizeit hat, widmet er die vor allem seiner Familie: „Hobbys habe ich eigentlich nicht. Ich bin gerne mit meiner Familie zusammen und schaue meinen drei Kindern beim Großwerden zu. Das ist Hobby genug."

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