In St. Wendel findet sich ein Betrieb, der zwei wichtige Dinge miteinander verbindet: Hier werden regionale Lebensmittel produziert, und er bietet Arbeitsplätze für knapp 100 Menschen mit Behinderung. Die Rede ist vom „Wendelinushof".
Bei unserer Ankunft begrüßt uns Karl Ludwig Allmang, der mir Grundsätzliches erklärt: „Der Wendelinushof ist eine Werkstatt für behinderte Menschen. Wir betreiben hier Landwirtschaft, Viehzucht, Gartenbau, Restaurant und Hofladen."
Neben den Beeinträchtigten arbeiten hier noch 80 Menschen in unterschiedlichen Arbeitsbereichen – von der Gärtnerei bis zur Verwaltung. Niemand wohnt auf dem Hof, die Menschen mit Behinderung werden von der Lebenshilfe mit Bussen zu ihrem Arbeitsplatz gebracht – deren Förderung ist dabei das Ziel.
Die Fleischprodukte werden von der Tochterfirma St. Wendeler Landfleisch vermarktet. Auf dem „Wendelinushof" gibt es eine eigene Gärtnerei. Neben Blumen werden auch Gemüse und Kräuter angebaut. Die Mitarbeiter züchten hier Rinder, Schweine und Hühner. Außerdem gibt es vor Ort einen eigenen Schlachthof, der auch von Bauern aus dem regionalen Umfeld genutzt wird.
Zunächst möchten wir einen Blick in das Restaurant werfen. Hendrik Schoppener erwartet uns schon. Er ist verantwortlich für den Bereich Gastronomie und Hauswirtschaft. Das Restaurant wird morgens schon von vielen Gästen zum Frühstücken genutzt. Wieso das so ist, erschließt sich schnell, denn hier herrscht Ruhe, und das Plätzchen auf dem Bauernhof lässt die Gäste die Natur förmlich einatmen. Hendrik Schoppener klärt über den Gastronomiebereich auf: „Sie befinden sich hier im Bereich der Hofküche. Unser Restaurant ist von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Morgens gibt es bei uns von 9 bis 11 Uhr ein Frühstückbüfett. Anschließend startet das Mittagsgeschäft. Wir haben durchgehend warme Küche bis abends um 19.45 Uhr. Nachmittags bieten wir auch Kaffee und Kuchen an. Wir haben im Restaurant 98 Sitzplätze, auf der Terrasse noch zusätzliche 75. Im vergangenen Jahr haben wir in der Hofküche eine Gruppe von Menschen mit Behinderung eingestellt, die an die Arbeit in einer Küche herangeführt wurden. Das Gleiche gilt für den Bereich Service. Und ebenso an der Theke." Neben den Betrieb zu den normalen Öffnungszeiten werden auch zahlreiche Veranstaltungen organisiert. Zum Verkosten der Speisen kommen wir erst später, wir setzen unseren Rundgang zuerst einmal fort, denn es gibt einiges mehr zu erkunden.
Morgens wird das Restaurant zum Frühstücken genutzt
Begleitet werden wir jetzt von Uwe Fischer. Er leitet die Abteilung Lebensmittel und die Tochterfirma St. Wendeler Landfleisch. Beim Gang über das weitläufige Gelände berichtet Fischer, dass er für Hofküche, Hofladen, Marktaufbereitung und Hauswirtschaft zuständig ist. Er organisiert mit dem Landwirt und der Gärtnermeisterin die Einstallung der Tiere, deren Anzahl und die Rassen. So sagt er zum Thema Rinder: „Wir haben zurzeit drei Boxen mit 18 Jungbullen. Diese werden bei uns gemästet, und mit knapp zwei Jahren werden sie geschlachtet. Sie haben dann ein Schlachtgewicht zwischen 350 und 400 Kilo. Dieses Fleisch verarbeiten wir für den Hofladen und unser Restaurant."
Auf unserer Erkundungstour kommen wir auch an einem angemieteten Gebäude vorbei: Die „Eismanufaktur Charlotte" residiert auf dem Gelände. Ihre süßen Spezialitäten werden natürlich im Restaurant gereicht. Uwe Fischer ergänzt: „Unsere Speisekarte ist zugeschnitten auf die Produkte, die der Hof hergibt. Es gibt immer ein Tagesgericht, sonntags gibt es ein Sonntagsmenü. Besonders bei den Tagesgerichten integrieren wir gerne mal neue Produkte."
Wir gehen weiter zu den Mastställen der Hühner. Dort angekommen, sehen wir, wie die Hühner auf einer großen Wiese nach Nahrung suchen. Das sieht sehr nach glücklichen Hühnern aus. Bis zuletzt, denn der Schlachthof ist EU-zertifiziert. Hühner, Schweine, Lämmer und Großvieh werden nach der Schlachtung weiterverarbeitet. Landwirte von der Mosel bis zur Pfalz nutzen diesen Schlachthof ebenfalls. Natürlich auch die Bauern aus dem St. Wendeler Land. Die Mitarbeiter zerlegen die Tiere für die Kunden.
Auf dem Wendelinushof wird bei der Fütterung der Tiere auf angemessene Qualität geachtet und den Einsatz von Chemie verzichtet. Uwe Fischer versichert: „Chemie benutzen wir nur zum Reinigen und Desinfizieren!"
„Chemie benutzen wir nur zum Reinigen"
Wir gehen weiter zu den Boxen der Jungbullen. Sie sind auch im Freien, ihre Boxen werden gerade von Mitarbeitern gesäubert. In den drei Boxen stehen Tiere unterschiedlichen Alters, in der einen Box sind die Tiere viel größer als in den beiden andern. Das ist wohl die Box mit den knapp zweijährigen Jungbullen.
Weiter geht es zur Gärtnerei. Dort verantwortlich ist Gärtnermeisterin Sybille Nilius. Der Gemüsebau ist ihre Fachrichtung. „Wir bauen hier nicht nur Gemüse an. Wir haben auch Zierpflanzen. Mit 1.500 Quadratmetern Gewächshausfläche und einer kleinen Obstanlage. Die Außenanlage vom Hof pflegen wir noch mit und betreuen unsere Werkstattbeschäftigten. Unsere Produkte liefern wir an das Restaurant und den Hofladen. Die Zierpflanzen haben wir im Direktverkauf." Es gibt sogar einen ganzen Garten voller Kräuter, die auch zum Verkauf stehen.
Die Anlage ist ein Areal von erheblicher Ausbreitung. 160 Hektar Acker, Wiesen- und Weidenflächen werden hier bewirtschaftet. Weizen, Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen), Mais, Gerste, Raps und Hafer stehen auf den Feldern.
Der „Wendelinushof" ist schon lange ein landwirtschaftlicher Betrieb. Aufgebaut wurde er von den Steyler Missionaren. Als diese personelle Probleme hatten, erhielt er seine heutige Ausrichtung. Auf Erbpacht. Ihr Missionshaus liegt heute noch in unmittelbarer Nähe des „Wendelinushofes". Der Kappellenbau und die Stallungen sind schon uralt, wurden aber renoviert. Genau so wurde die Energieversorgung weiter entwickelt. Heute sehe ich auf vielen Dächern Sonnenkollektoren.
Die eigene Biogasanlage dient zur Erzeugung von Biogas aus Biomasse. Das gewonnene Gas wird komplett für das Blockheizkraftwerk genutzt. Mit der Kraft-Wärme-Anlage erzeugen sie Strom für das öffentliche Netz und Wärme zur Warmwasserbereitung und Beheizung des Hofes.
Auch die Getränke kommen aus der Region
Wir gehen weiter und erreichen den Hofladen. Dort begleitet uns die Leiterin des Hofladens, Vanessa Arndt. Der Hofladen überraschte mich von seiner Größe und der Vielzahl der angebotenen Produkte. Die Auswahl ist so vielfältig, dass Menschen von weither zum Hofladen kommen, um sich einzudecken. Vanessa Arndt sagt: „Unser Hofladen hat insgesamt zwölf Mitarbeiter, davon vier Werkstattbeschäftigte. Wir haben überwiegend Produkte aus eigener Produktion. Fleisch, Wurstwaren, Marmeladen, Eier, Eierlikör, Nudeln, Salate, Obst und Gemüse. Dazu haben wir regionale Produkte von Partnerbetrieben des Sankt Wendeler Landes. Das sind alles kleine Handwerksbetriebe." Sie verkaufen sogar eine kleine Mahlzeit im Glas, etwa Currywurst oder Bolognese-Soße, Leberknödel oder Rinderrouladen. Für all jene, bei denen es schnell gehen muss, die andererseits aber wissen wollen, woher ihr Essen stammt.
Am Rande schnappe ich auf, dass das Kaufhaus Pieper in Saarlouis mit Geflügelfleisch und Geflügelwurst vom Hof beliefert wird. Nach unserem Rundgang bin ich völlig begeistert, denn der Wendelinushof hat seine Produktpalette mit zuverlässigen Partnern aus dem ganzen Saarland ergänzt. Säfte etwa gibt es vom Wintringer Hof in Kleinblittersdorf saarländische Weine vom Weingut Herber aus Perl, das Mehl stammt von den Backschwestern aus Eppelborn, Kaffee von der Reismühle und viele weitere Produkte zuverlässiger Produzenten aus der Region.
Zurück im Restaurant bestellen wir Hofwürste, Fleisch und Fisch. Delikat lautet das Fazit! Dazu gibt es ein Bier vom Mannebacher Brauhaus – also auch regional. Oder einen regionalen Wein.