Mit neuem Schwung, innovativen Ideen und einer gehörigen Portion Ehrfurcht hat Dr. Carolin Lehberger zum 1. April ihre Stelle als neue Direktorin der Volkshochschule des Regionalverbandes Saarbrücken angetreten und schon einiges angestoßen.
Ehrfurchtsvoll ist Dr. Carolin Lehberger gegenüber ihrer neuen Stelle, und zwar deshalb, weil sie zum einen in die großen Fußstapfen ihres Vorgängers Wilfried Schmidt trat, der immerhin 33 Jahre in der Volkshochschule – davon 14 Jahre als Direktor – gewirkt hat. An seine Erfolge und seine Ideen will die 38-Jährige anknüpfen und sein eingespieltes, erfahrenes Team als gute Geister für sich gewinnen. Zum anderen, weil ihre neue Wirkungsstätte hoch oben unterm Dach in ein respekteinflößendes Gebäude eingebettet ist: Im „Alten Rathaus", errichtet ab 1748 nach Plänen des Baumeisters Friedrich Joachim Stengel. Die barocke Eingangstür ist riesig und schwer, breite Marmortreppen dominieren das lichte Innere, die hohen Räume wirken prächtig. Dieses Gebäude ist kein gewöhnlicher Bürotrakt. Hier atmet vieles noch die Atmosphäre der Fürstenzeit. Der Blick gerade hinüber auf das Saarbrücker Schloss vermittelt ein Gefühl von Erhabenheit. Größe und Eleganz des Schlossplatzes mit seinen monumentalen Bauten mahnen wie von selbst, „groß" zu denken, sich nicht im „Klein-Klein" zu zerreiben, sondern den Geist weit schweifen zu lassen.
Dieser „weite" Geist beseelt auch die neue VHS-Leiterin. Was gut läuft, will die engagierte Sozialdemokratin beibehalten. So wird sich an dem Angebotsspektrum der VHS in puncto Sprachen, Gesundheit, Mensch und Gesellschaft, Kunst und Kultur sowie berufliche Weiterbildung nichts ändern. „Ich brauche das Rad nicht mehr neu zu erfinden. Das Getriebe der VHS im Regionalverband läuft. Ich kann mich auf ein sehr gefestigtes Team im Programmbereich stützen, das jede Menge Erfahrungswissen hat, was von den Nutzern gut angenommen und nachgefragt wird."
Aber neue Akzente hat Carolin Lehberger auch im Blick. Wo sie in naher und ferner Zukunft Handlungsbedarf sieht, will sie mit neuen Ideen in Lücken stoßen. Nützlich dabei sind ihre fachliche Kompetenz und berufliche Erfahrung sowie ihr offenes Wesen.
Als promovierte Erziehungswissenschaftlerin und Soziologin (Abschlussnote „sehr gut") sammelte sie ein Jahr lang berufliche Erfahrungen als Trainee im Vorstand der IG-Metall in Frankfurt und wechselte 2008 als Bildungsexpertin zur Arbeitskammer des Saarlandes. Hier übernahm sie Führungsaufgaben und überzeugte mit fundiertem Wissen in bildungspolitischen Themen. Zudem hat die 38-Jährige umfangreiche Erfahrungen in der Erwachsenenbildung als Lehrbeauftragte an der TU Dortmund und zwei saarländischen Weiterbildungsakademien erworben. Als Mutter einer vierjährigen Tochter und eines zweijährigen Sohnes bringt sie sich auch aktiv in der Elterninitiative für ein kinderfreundliches Riegelsberg und im Elternrat der Kita Buchschachen ein. Ihr soziales und historisches Interesse an ihrem Heimatort mündete in einer Mitarbeit im Vorstand des SPD-Ortsvereins und im Verein für Industriekultur und Geschichte Köllertal. Eine „Fach-Beschränktheit" kann man damit ausschließen. Vielmehr zeugt dieses breitgestreute Engagement für ihr vielseitiges Interesse und ihre neugierige Offenheit, sich mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Themen und Gruppen auseinanderzusetzen. Alles Pluspunkte, die ihr die neuen Ansätze für die Zukunft der VHS erleichtern. „Eine meiner wichtigsten Zielsetzungen ist es, die VHS in der Mitte des Lebens der Bevölkerung zu verankern, also nicht nur die bildungsbürgerliche Elite und bildungsaffinen Schichten anzusprechen, sondern wieder eine Schule für alle gesellschaftlichen Schichten zu sein und speziell Weiterbildung für benachteiligte Gruppen anzubieten."
„Eine Herausforderung, die mir bevorsteht"
Ein wichtiger Baustein hierfür ist ihr neuer Programmschwerpunkt: die „Junge VHS". „Innerhalb von drei Wochen hat unser Pädagogenteam ein Sommerprogramm speziell für Kinder und Jugendliche entwickelt, das rund 70 Kurse beinhaltet, vom Computerschreibkurs über Digitalfotografie und ein Musicalprojekt bis hin zur eigenen Radioshow zu Sprachencamps und Familienkochen. Einige der Kurse wollen wir auch in Kinder- und Jugendhäusern anbieten. Damit wollen wir Gruppen erreichen, die nicht von sich aus den Weg ins Alte Rathaus oder unseren Kunstpalais in der Vorstadtstraße finden. Dank unseres Fördervereins können wir diese Kurse kostenfrei anbieten. Wichtig hierbei ist uns auch, dass ganze Familien in diese Kurse einbezogen werden, wie zum Beispiel beim Familienkochen. Wir setzen damit auf eine gemeinsame Bildungserfahrung für Kinder, Eltern und Großeltern. Denn was gibt es Schöneres und Prägenderes, als gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen?" Hierzu passen auch Überlegungen, die Formate der VHS zu aktualisieren. „Die klassischen Vormittagskurse werden sich überholen, der Wandel in der Berufswelt und der Demografie wird zwangsläufig dazu führen, dass wir mehr Kompaktkurse am Wochenende und in den Ferien anbieten werden. Außerdem werden wir auch weiter auf ungewöhnliche und exotische Sprachen setzen, etwa Koreanisch, Thai oder Luxemburgisch. Immer mehr Firmen suchen nach speziellen Business-Sprachkursen für ihre Mitarbeiter, die mit ausländischen Geschäftspartnern verhandeln müssen, und umgekehrt brauchen wir Deutschkurse für spezielle Berufe, für die wir händeringend Fachkräfte im Ausland suchen, zum Beispiel ‚Deutsch für nichtakademische Heil- und Pflegeberufe.‘" Wenn sich Carolin Lehberger mal in Fahrt geredet hat, dann sprudeln ihre neuen Ideen nur so am laufenden Band. Spezielle Seniorenkurse hat sie angeleiert, neue Kooperationen mit dem Staatstheater ausgehandelt, die Zusammenarbeit mit den Außenstellen der VHS intensiviert und didaktisches Neuland mit eigens gedrehten Soap-Sequenzen speziell für Sprachkurse mit Flüchtlingen betreten. Außerdem richtet sie derzeit einen weiteren Standort der VHS Regionalverband Saarbrücken ein, der im Oktober in der Sulzbachstraße am Beethovenplatz eröffnet werden wird.
„Wir stehen vor einem großen Wandel in Blick auf Programme, Formate und Personalentwicklung. In den nächsten Jahren werden rund zwei Drittel unserer hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Die Digitalisierung wird immer mehr Weiterbildung notwendig machen, und auch unsere VHS wird sich mit webbasierten Seminaren und unserer VHS-Cloud weiter modernisieren müssen. Gleichzeitig ist erwiesen, dass das klassische „face-to-face-learning", also die beziehungsbasierte Lehrer-Schüler-Lernsituation von Angesicht zu Angesicht, intensiver ist als rein digitalisierte Lernen. Hierfür müssen wir einen Mittelweg finden. Eine Herausforderung, die mir bevorsteht." Und eine, auf die sich die energiegeladene „Neue" freut. Denn dafür ist Carolin Lehberger angetreten: Die Zukunft der VHS-Regionalverband Saarbrücken zu gestalten.