Englischer Garten, Isar, Würm: Die bayrische Landeshauptstadt punktet mit attraktiven Naturflächen mitten in der Stadt. Das Beste aber liegt Drumherum: Dutzende Seen und Flüsse sorgen für ein unvergleichliches Ausflugsangebot ins Grüne – imposante Bergkulissen und zahlreiche Kulturangebote inklusive.
New York hat den Central Park, London den Hyde Park, doch kein Münchner würde „seinen" Englischen Garten dagegen eintauschen. Er ist einfach der Größte, und das nicht nur wegen seiner Länge von fünf Kilometern und seiner Breite von bis zu einem Kilometer, sondern auch wegen seines Highlifes in der warmen Jahreszeit. Am Eisbach tummeln sich die Nackerten (was in diesem Fall keinesfalls anrüchig ist), daneben wird getrommelt, Badminton gespielt, gesurft und geplantscht. Und nach der Action geht es entweder den kleinen Hügel hinauf zum Monopteros-Tempel, mit der Pferdekutsche (oder Fahrradrikscha) durch den weitläufigen Park oder in Münchens berühmtesten Biergarten, den am Chinesischen Turm.
Auch in anderen Parks, seien es Ost-West-, Luitpoldpark und mehr, gehören Biergärten und kleine Wasserflächen zur „Basisausstattung". Münchens feucht-fröhlicher Star aber ist die Isar, die mitten durch die Stadt fließt. Das Beste: Vor einigen Jahren wurde der Fluss Stück für Stück aus seinem einstigen Betonkorsett entlassen, was ihm dank abwechselnder Kies-, Sand- und Wiesenstücke eine neu gewonnene Freiheit ermöglicht. Das gilt auch für Einwohner wie Touristen, die es sich mal auf Steinstufen, mal an Grashängen, mal auf Kieselsteinen gemütlich machen können. Nummer-eins-Ziel ist und bleibt dabei der Flaucher im Süden der Stadt. Wenn es richtig heiß ist, gibt es wohl keinen schöneren Ort (insbesondere in Kombination mit dem nahen Flaucher-Biergarten) zum Baden und Sonnenbaden.
Ruhiges Naturbad Maria Einsiedl
Etwas gezügelter geht es im nahen Naturbad Maria Einsiedl zu. Das große, baumbestandene Gelände wird von zwei Bächen umflossen, die sich hier vereinigen. In dem größeren, dem Auslauf der Floßlände, kann man sogar schwimmen. Der Kiosk ist auch klasse. Bestückt mit Steckerl-Eis, Brezen und kühlen Getränken geht es dann fußläufig zur stehenden Welle, wo alldiejenigen Surfer glücklich werden, denen die weltberühmte Welle im Englischen Garten zu schwierig und das teils riesige Publikum zu erwartungsvoll ist. Ein weiterer Hingucker an der Floßlände sind die mehrere Dutzend Personen fassenden Isar-Flöße, deren lustige Mehrstundentour hier endet.
Wo diese beginnt, in Wolfratshausen rund 40 Kilometer südlich von München, enden wiederum die beliebten Schlauchboottouren aus Bad Tölz. Eine gemütliche Sache, wobei es einige Passagen durchaus in sich haben und es bei Hochwasser sogar richtig gefährlich werden können – eine ausführliche Vorbereitung ist dringend geboten. Das gilt auch für Touren auf der Loisach, die sich per Miet-Schlauchboot oder -kajak von Farchant bei Garmisch-Partenkirchen bis kurz vor den Kochelsee wunderbar befahren lässt. Kanadafeeling ob der attraktiven Berg- und Waldkulisse sowie leichtes Wildwasser sorgen für eine einmalige Mischung. Eher ein Fall zum Baden sind die Gumpen der kalten Mangfall (witzig: in der Nähe von Kreuzstraße können sich tierliebe Wanderer einem Dromedartrek anschließen, der dann an den Fluss führt) sowie einige Passagen der Würm, die auch im westlichen Münchner Stadtgebiet für schönes Ambiente sorgt, und die Amper.
Letzte entspringt dem 47 Quadratkilometer großen Ammersee, auf dem unter anderem zwei echte Schaufelraddampfer verkehren: die 1908 hergestellte, generalsanierte „Diessen" und die 2002 dazugekommene „Herrsching", die Nostalgie und modernste Technik vereint. Aktiver geht es beim Tretbootfahren und Stand-up-Paddeln zu sowie auf dem einstündigen Pilgerweg von Herrsching hinauf zum berühmten Kloster Andechs. In Dießen am Südwestufer laden zudem ein Segelbootverleih (es bedarf zum Mieten Segelkenntnisse, aber keinen Schein) sowie gleich drei Strandbäder zum Baden ein. Bekannt ist der Ort aber eher für anderes, vor allem für sein fantastisches Marienmünster und sein Kunsthandwerk, etwa die weltälteste Zinn- und Christbaummanufaktur. Der Töpfermarkt, der rund um Christi Himmelfahrt Europas Keramikelite und zugleich Zehntausende interessierte Besucher an den wunderbaren See- und Uferbereich lockt, ist zugleich eine der schönsten Veranstaltungen Oberbayerns.
Der Starnberger ist der Lieblingssee
Geschichtlich, kulturell und freizeittechnisch viel los ist auch am nahe liegenden Starnberger See. Der Beiname „Fürstensee" erklärt sich so, dass sich an seinen Gestaden bereits die Barockfürsten wohlfühlten. Beliebt waren damals rauschende Feste auf aufwendigen Prunkschiffen. Im 19. Jahrhundert ließen sich dann an seinen Ufern vermehrt Adlige und Großbürger in ihren fürstlichen Privatdomizilen nieder. Heutzutage weht immer noch ein nobler Wind um den See. Erkennbar ist das an den mitunter teuren Segelbooten im Starnberger Hafen und den Villen und Schlösschen, in denen sich teils millionenschwere Prominenz einquartiert hat. Mehr als die Hälfte der Uferlänge ist in privater Hand. Da wird es an den öffentlichen Badewiesen schon einmal etwas kuschelig – vor allem, wenn an schönen Sommerwochenenden Tausende von Münchnern an ihren Lieblingssee strömen. Wer es im und am Wasser nicht mehr aushält, kann ja auf die Dampfer der weiß-blauen Flotte flüchten, die auch das 2001 eröffnete und äußerst sehenswerte Buchheim-Museum bei Bernried ansteuern. Allein die Gestalt des Hauses in Form eines Bootes beeindruckt, erst recht dann die skurrilen Sammlungen des „Boot"-Autors Lothar-Günther Buchheim.
Mit dem Ammersee bildet der Starnberger See übrigens das Fünf-Seen-Land, zu dem noch die deutlich kleineren Pilsen-, Wörth- und Weßlinger See zählen. Eigentlich gehören die Osterseen, ein weiteres „Abfallprodukt" der letzten Eiszeit, ebenfalls zum „Fünf-Seen-Land". Nur müsste man diesen touristischen Kunstbegriff dann mindestens zum „25-Seen-Land" aufstocken, denn das besagte Naturschutzgebiet besteht aus über 20 kleinen Seen und Weihern. Diese werden teilweise mit Bächen verbunden, sodass sich daraus eine eindrucksvolle Wasserlandschaft ergibt. Vor allem für Wanderer und Radfahrer ist das Hochmoor attraktiv.
Weitere schöne Seen im diesbezüglich eindeutig privilegierten Süden Münchens sind der Staffelsee (mit dem sehenswerten Münter-Haus in Murnau) sowie der Kochel- und der bei Tauchern beliebte Walchensee. Wie so oft sorgen auch hier die harmonische Voralpenlandschaft, Segel-, Surf- und Bademöglichkeiten sowie viel bayerisches Lokalkolorit für eine gelungene Mischung. Beim Tegernsee kommt noch etwas hinzu, was Fans als mondänes und Kritiker als versnobtes Flair bezeichnen. Vorzugsweise trifft man die teils vermeintliche Prominenz in teuren Fachgeschäften und Boutiquen, in den Bars der Luxushotels oder auf den Uferterrassen der Restaurants und Cafés. Und natürlich in der 2005 neu eröffneten Spielbank von Bad Wiessee. Dass sich die „Noblesse" am zehn Quadratkilometer großen Tegernsee so wohlfühlt, liegt vermutlich an mehreren Zutaten: Man nehme die gute Erreichbarkeit von München, das nur etwa eine Autostunde entfernt ist, die herrliche Bergkulisse samt Wallberg und ein hervorragendes Mikroklima, das einigen Seegemeinden das Prädikat „Heilklimatischer Kurort" eingebracht hat. Dazu kommt die Möglichkeit, mit Segelbooten und kleinen Elektrodampfern zu verkehren, sowie die erfolgreiche PR-Arbeit des Königs Max I. Joseph. In seinem zum Schloss umgebauten Kloster Tegernsee waren schon im 19. Jahrhundert Adlige, Herzöge, Könige und Kaiser zu Gast. Aus einigen Besuchern wurden längerfristige Gäste, manche ließen sich gänzlich nieder. Längere Gäste ganz anderer Art sind heutzutage übrigens Reha-Patienten, Wellness-Touristen und Kurpatienten.
Der nicht einmal halb so große Schliersee liegt zwar keine 20 Kilometer entfernt, was das Publikum anbelangt, sind es jedoch Welten. Hier ist alles eine Nummer beschaulicher. Vor allem die unbebaute See-Westseite und die kleine Insel Wörth sind für Wassersportler reizvolle Ziele. Sport wird in der Region ohnehin großgeschrieben. Beliebt ist etwa der jährliche Alpentriathlon, von Berg- und Wintersport ganz zu schweigen. Der nahe, auf 1.085 Meter gelegene Spitzingsee ist dabei idealer Ausgangspunkt für Wander-, Rodel- und Skipisten-Erlebnisse.
Jede Menge tolle Bergziele
Apropos Bergziele: Davon gibt es im Münchner Süden noch deutlich mehr als Seen. Zu den beliebtesten – im Sommer wie im Winter – zählen das Brauneck bei Lenggries, die Zugspitze, die als Deutschlands höchster Berg freilich eine herausragende Position einnimmt, das Sudelfeld unterhalb des markanten Wettersteins und die Kampenwand bei Aschau. Deren besonderer Trumpf ist die Kombination mit dem nahen Chiemsee, dem mit 80 Quadratkilometern größten bayerischen See. Dessen Ostteil, auch Weitsee genannt, verwandelt sich im Sommer in ein Meer aus Segeln. Neben Surfern, Seglern und Fischern kreuzen aber auch noch Dampfer die Fluten. Badenixen, Tretbootfahrer und Angler gehören ebenfalls ins Bild. Letztere ziehen sich dabei gerne in die ruhigeren Winkel zurück. Vor allem der kleinere Westteil erfreut sich dank seiner wasserumspülten Landzungen und schilfig-moorigen Abschnitte in dieser Hinsicht einiger Beliebtheit. Zweifellos riesiger Beliebtheit erfreuen sich die Inseln, allen voran Herrenchiemsee. Auf dem Eiland erhebt sich das luxuriöse Königsschloss, das Ludwig II. nach dem Vorbild von Versailles errichten ließ. Nicht minder beliebt ist die von etlichen Künstlern bewohnte Frauenchiemsee, wo die Zwiebelhaube des Klosterglockenturms schon von Weitem sichtbar ist. Wem das Treiben auf Herren- und Frauenchiemsee zu turbulent ist, kann sich am Südrand des Chiemsees nach einem lauschigen Plätzchen umsehen. Am unter Naturschutz stehenden Flüsschen Tiroler Ache stehen die Chancen besonders gut, ebenso rund um die ebenfalls geschützte, moorige Eggstätter Seenplatte im Nordwesten des Chiemsees. An schönen Plätzen im Grünen mangelt es in und rund um München wahrlich nicht.