Der klassische Lippenstift hat in diesem Jahr gehörig Konkurrenz durch angesagte Produkte wie Lip Tints, Lip Stains oder Lip Powder bekommen. Und doch wird er sich beständig behaupten können – dank neuer Farben oder Applikationseffekte.
Ist tatsächlich ein neues Beauty-Zeitalter angebrochen? Schon möglich, wenn sogar der absolute Klassiker Lippenstift ernsthaft infrage gestellt wird. Das Magazin „Bunte" empfahl jüngst jedenfalls seinen Leserinnen: „Vergiss Lippenstift: Ab jetzt setzen wir auf Lip Tints". Ins gleiche Horn blies „Harpers Bazaar" mit der Headline „Lip Tints sind die unkomplizierteren Lippenstifte". Etwas vorsichtiger gab sich die „Elle", stellte aber immerhin die Frage in den Raum: „Ersetzen Lip Tints bald den Lippenstift?"
Fest steht, derzeit ist auf den Lippen so ziemlich alles erlaubt. Gradient Lips, die den Ombré-Look der Haare zum Vorbild haben, bleiben mit ihrem Farbverlauf ebenso angesagt wie das coole messy-mäßige Lippen-Styling, das unter dem Namen Smudged Lips in die Beauty-Szene Einzug gehalten hat. Statt auf Akkuratesse wird beim Auftragen auf bewusstes Verschmieren gesetzt. Die verwischte Lippen sollen möglichst so aussehen, als habe die Trägerin die ganze Nacht durchgeknutscht. Lippenpinsel und Lipliner auf keinen Fall verwenden, sondern den Kussmund freihändig mit möglichst kräftigen Farben gestalten. Natürlich nur, wenn’s unbedingt sein muss, denn eigentlich hatte sich die Visagistin Val Garland die Schmier-Lippen nur für die Modeschau des Designer-Labels Preen ausgedacht. Sie waren danach aber auch auf den Laufstegen von Designer-Marken wie Philosophy di Lorenzo Serafini, Naeem Khan oder Marco de Vincenzo zu sehen. Natürlich gibt es in der aktuellen Lippenpflege auch die Gegenbewegung hin zu mehr Natürlichkeit, statt Leuchtfarben, Hochglanz oder Gloss wird dabei auf ein dezentes Lippen-Make-up mit hauchzarter Tönung gesetzt.
Lip-Tints gibt’s matt oder leicht glänzend
Damit wären wir genau wieder bei den Lip Tints, die eigentlich nichts anderes sind als leicht getönte Lippenpflege-Produkte, die es in matter oder leicht glänzender Variante gibt und die meist in Gel-Form angeboten werden. Sie sind irgendwie ein Hybrid zwischen Lippenstift, Lipgloss und Lipbalm. Wie ein Balsam halten sie die Lippen dank pflegender Inhaltsstoffe geschmeidig glatt und versorgen sie mit reichlich Feuchtigkeit. Die Textur ist weniger klebrig, aber auch weniger deckend als bei flüssigen Lippenfarben, die in der Regel zwar gut und lange halten, die Lippen aber gleichzeitig austrocknen. Von daher sollten die damit präparierten Lippen mehrmals pro Tag aufgefrischt werden, wahlweise mit Hilfe des Applikators oder einfach mit dem Finger. Die Farbnuancen reichen von hellem Rosé bis hin zu Bordeaux. Es dominieren aber sanfte Pastelltöne.
Viele Lip Tints können auch als zartes Blush für die Wangen benutzt werden. Einige neue Produkte auf dem Markt werden daher auch schon mit dieser Doppelnutzfunktion beworben, beispielsweise „La Petite Robe Noir Lip & Check Tint" von Guerlain.
Neben den Lip Tints machen derzeit auch die matt wirkenden, farbintensiven Lip Stains den traditionellen Lippenstiften das Leben schwer. Das Fashion-Portal glowsly.com bezeichnete sie als „underground cousin" des Lipsticks. Sie bieten den deutlichen Vorteil, dass sie wesentlich länger halten (bis zu sechs Stunden) und dazu noch wischfest sind. Auf den Catwalks für die Wintersaison 2018/2019 hatten die Models von Erdem, Richard Malone und Zadig & Voltaire ihren Mund mit Lip-Stains-Produkten verschönert, die es im High-End-Segment beispielsweise von Giorgio Armani oder Yves Saint Laurent gibt.
Lippenpuder sind besonders gut haltbar
Auch Lippenpuder, die es nicht nur von Edel-Marken wie Chanel, sondern auch von preisgünstigeren Firmen wie L’Oréal oder Artdeco gibt, sind derzeit sehr angesagt. Die federleichten Farbpigmente werden einfach mit dem Finger, einem Schwämmchen oder einem Pinsel aufgetupft und leicht in die Haut eingedrückt. Ohne jegliches Bröseln verspricht Lip Powder ein sattes, ultramattes Erscheinungsbild. Und die Schmiergefahr ist gleich Null.
Lipgloss bleibt 2018 natürlich auch weiterhin angesagt. Die glasklare Version, Stichwort „Glass Lips", hat die Nase vorn (empfehlenswert beispielsweise das „Lipglass" von Mac Cosmetics). Zu sehen waren diese Lippen beispielsweise bei den Models der Sommer-Schauen 2018 von Jason Wu oder Prabal Gurung. Auch der soft-puristische Lipbalm-Look war auf den internationalen Runways sehr beliebt.
Bei den klassischen Lippenstiften stechen auf der Rotskala aktuell Ketchup- und Rubintöne klar hervor. Aber auch die Nude- und Rosé-Nuancen können sich ganz vorn im Beauty-Feld behaupten. Daneben gibt es auffälliges Orange sowie einen schönen Kirsch- und Pfirsichton. Wer dazu noch Glitzersteine auf die Lippen auflegen möchte, sollte sich das vielleicht erst einmal bei den Laufstegdamen von Dries Van Noten oder Maison Margiela anschauen. Ganz Wagemutige rücken den Cupid Bow, das Dreieck über der Oberlippe, mit Glitzerakzenten in den Fokus.