Niklas Betz liebt Pferde und den Turniersport – in dem ist der junge Saarländer auch außergewöhnlich erfolgreich. Schon als Teenager wurde er in den Bundeskader berufen. Das Talent wurde dem 20-Jährigen in die Wiege gelegt.
„Bevor ich laufen konnte, saß ich schon im Sattel." Wie alt er genau war, als er zum ersten Mal „alles Glück der Welt" auf dem Rücken eines Pferdes erleben durfte, kann der heute 20-jährige Reiter Niklas Betz nicht mehr so genau sagen. „Aber es muss sehr, sehr früh gewesen sein", meint der gebürtige Kirkel-Altstadter.
Schon seine Mutter Manuela war Dressurreiterin, sein Vater Karsten Turnierreiter. Und sein Großvater Horst hat schon immer Pferde gezüchtet. Dass aus dieser passionierten Reiterfamilie ein erfolgreicher Springreiter hervorgehen würde, war Niklas Betz sozusagen in die Wiege gelegt.
Wenn Gleichaltrige auf dem Bolzplatz auf Tore schossen, legte der Dreikäsehoch seinem Pony die Trense an und führte es auf den kleinen Reitplatz hinter seinem Elternhaus. „Ich habe alles nachgemacht, was ich bei meinen Eltern oder bei meinem Opa beobachtet habe. Wenn meine Eltern zu Turnieren ihre Pferde in den Hänger geführt haben, habe ich mein Pony ebenfalls auf einen kleinen Lkw gezogen. Die Liebe zu den Pferden und zum Reitsport ist ganz natürlich bei mir gewachsen. Ich musste mich auch nie zwingen, den Stall auszumisten oder die Pferde zu striegeln, wenn meine Klassenkameraden in die Disco aufgebrochen sind", erzählt Niklas Betz schmunzelnd. „Wenn man zu Turnieren fährt, muss man früh aufstehen, da ist es wichtig, dass man ausgeschlafen ist. Pferd und Reiter bilden eine Einheit, ich habe es mit einem Lebewesen zu tun, das selbst sein Bestes geben will, da muss ich als Reiter auch mein Bestes geben. Nach dem Turnier kann man immer noch feiern oder an turnierfreien Wochenenden."
Eine Einstellung, die Niklas Betz schon mit 13 Jahren hatte, also zu Beginn der Pubertät, in der viele seiner Altersgenossen „den Aufstand" gegen ihre Eltern proben, sich gerne widerständisch gegen Regeln zeigen, sich mit Kumpels die erste Zigarette anstecken und die ersten Erfahrungen mit Bier und Mädels machen.
Ganz anders erlebte der Pferdenarr seine Sturm-und-Drang-Zeit. Ihn drängte es von Turnier zu Turnier, und er stürmte lieber die Siegertreppchen unterschiedlicher Springturniere.
2011 gewann der damals 13-Jährige beim „Preis der Besten" in Warendorf mit seinem Schimmel Cevin in der Children-Klasse (zwölf- bis 14-jährige Reiter) den Titel. Ein Riesenerfolg. Und der Beginn einer beispiellosen Reiterkarriere im Saarland. Zwar hatte der junge Niklas Betz schon auf diversen Landesturnieren mit seinem Pony Tobi Achtungserfolge erzielt, aber mit dem Gewinn des Preises der Besten in Warendorf nahm seine Karriere richtig Fahrt auf. „Ich wurde in den Bundeskader berufen und trat eine Woche später bei meinem ersten ‚Nationenpreis‘ in Frankreich an. In Fußballkreisen ist das sozusagen vergleichbar mit einem Länderspiel. Dort ritt ich mit dem Bundesadler auf dem Sakko und wurde als ‚Reiter für Deutschland‘ angekündigt. Das machte mir eine richtige Gänsehaut." Auch das gute Abschneiden ließ den jungen Niklas Betz ehrfurchtsvoll auf das Turnier zurückblicken: „Unser Team sicherte sich den dritten Platz. Das war eine herausragende Leistung."
An diesen fulminanten Sieg in der Children-Klasse reihten sich weitere Siege in seiner Altersklasse beim Nationenpreis in Italien und weiteren S-Springturnieren.
Seine Nominierung zur Europameisterschaft musste er leider absagen, da sein Pferd Cevin sich verletzte. „Zu dem Zeitpunkt war Cevin schon alt, seine Leistung war nicht mehr so beständig, ich wollte nichts riskieren. Wenn Pferd und Reiter nicht beide 100-prozentig fit sind, kann man nicht siegen. Also entschied ich, an dem Turnier nicht anzutreten. Nachdem Cevin sich erholt hatte, konnte ich mit ihm noch zwei weitere S-Spring-Turniere gewinnen. Mittlerweile ist Cevin gestorben." Seine Stute Caretinija, mit der er so manchen landes- und bundesweiten Wettbewerb gewonnen hat, fristet auf der elterlichen Weide ihr Gnadenbrot.
2013 startete Niklas Betz dann mit Pablito beim Preis der Besten in Warendorf in der Altersklasse der Junioren (15- bis 18-Jährige). Mit einem Platz unter den Top Ten sicherte er sich erneut die Teilnahme am Nationenpreis. „Pablito trug mich die nächsten drei Jahre zu vielen Siegen in den sogenannten 2-3-Sterne-S-Turnieren." Bei denen muss immerhin eine Höhe von 1.50 Meter übersprungen werden.
Sein derzeitiges Turnierpferd heißt Contan. Mit ihm war er beim Nationenpreis in der Altersklasse der Jungen Reiter (19-bis 22-Jährige) sehr erfolgreich. Auf dem Championat der Landesmeister, auch als Deutsche Meisterschaft in der Halle bezeichnet, erkämpfte sich Niklas Betz das Goldene Reiterabzeichen. Dafür brauchte er insgesamt zehn Siege in S-1-Stern, einen Sieg in 2-Stern-S oder ersten bis fünften Platz im 3-Stern-S-Turnier.
„Ich hatte bisher noch nie so ein sprunggewaltiges Pferd wie Contan", schwärmt Niklas Betz von seinem Schimmelwallach. „Pferde dieser Klasse kommen meist aus sehr vermögenden Ställen, oft stehen betuchte Sponsoren oder saudi-arabische Besitzer dahinter", gewährt der Saarländer einen Einblick in die finanzkräftige Welt des Pferdesports. Aus seiner Erfahrung werden die wirklich besten Pferde frühzeitig ins Ausland verkauft. Contan kommt hingegen aus dem Stall von Martin Hauenhorst und ist auch ohne ausländisches Sponsoring ein Gewinner.
Ausbildung zum Pferdewirt nach dem Abi
Würde auch er denn dem Ruf eines saudischen Prinzen folgen? „Das wäre zwar sehr verlockend", gibt Niklas Betz unumwunden zu, „aber für so manchen stinkreichen Pferdebesitzer ist ein Pferd nur ein Sportgerät. Das sehe ich anders. Das Pferd soll ja auch für den Reiter kämpfen, deshalb sollte der Reiter zu seinem Pferd eine enge Bindung aufbauen." So, wie es mit Contan ist und mit all seinen früheren Turnierpferden war.
Trainiert wurde Niklas Betz in Kindertagen von seinen Eltern, seinem Opa Horst und seiner Tante Heike Körner. Ab seinem fünften Lebensjahr nahm ihn sein Onkel Manfred Reitmeier, seines Zeichens Saarland-Landestrainer, unter seine Fittiche. „Seit zwei Jahren bekomme ich sozusagen meinen Feinschliff als Springreiter von Steffen Hauter und seinem Vater Gerhard, beide Träger des Goldenen Reitabzeichens. Bei ihnen auf dem Großsteinhauserhof in Pirmasens absolviere ich nach meinem Abitur am Mannlich-Gymnasium in Homburg eine Ausbildung zum Pferdewirt. Im August werde ich meine Lehre zum ‚Bereiter‘ – so der Volksmund – hoffentlich erfolgreich abschließen. Ich träume davon, bei Hauter Sporthorses dann als Ausbilder von jungen Pferden zu arbeiten und mein Wissen und Können auch bei der Turniervorstellung von Pferden und im Pferdehandel unter Beweis zu stellen."
Privat hat der smarte Saarländer sein Glück auch gefunden. „Sie ist wie ich eine Pferdenärrin", verrät er. „Sonst würde das auch nicht klappen, wenn ich so viel Zeit im Stall und auf den Turnieren verbringe." Kürzlich hat er in seinen jungen Jahren mit einer Ausnahmegenehmigung den Lkw-Führerschein machen dürfen, was ihm den Transport seiner Turnierpferde nun erheblich erleichtert.
Als Reiter hat der großgewachsene schlanke Mann noch viel vor. „Nochmals die deutschen Farben in Nationenpreisen zu vertreten, steckt mir schon in der Nase. Und natürlich in Aachen auf dem größten Turnier der Welt über die Hürden zu springen." Zuerst aber steht seine berufliche Abschlussprüfung an. Alles Weitere wird sich ergeben. Als Reiter und Züchter wird man von Niklas Betz sicherlich noch viel hören.