Hallo, hier spricht die Resterampe! Oder besser: einer der Reste. Noch dazu ein ganz verwirrter, bin ich doch ohne Zwang aus dem „Schutzschild und Sprungbrett“, dem gelobten Lande namens Bayern, weggegangen. Um im links-grün versifften Berlin zu landen – und mit Staunen zu beobachten, wie jemand meine Nachbarn als Nachkommen der „Mutter aller Probleme“ bezeichnet. Während andere uns alle unter einer riesigen Käseglocke wähnen, weil sie die Stadt und die Hauptstadt samt Bundespolitik nicht mehr auseinanderdividiert bekommen. Na, was denn jetzt?
Austeilen ist ja so schön. Und es geht am besten, wenn man den Blick unscharf stellt, egal, ob als Politiker oder als normaler Bürger: Nach Sachsen kann man ja gar nicht mehr gehen, die Bayern klopfen 24 Stunden am Tag Stammtischsprüche und die Berliner sind per se aufmüpfig und unhöflich und stammen womöglich noch sonst woher. Im Bundestag versuchen sie, Merkel die Füße wegzuhauen. Außerhalb dreschen wir schön gegenseitig aufeinander ein. Wenn’s gut geht, nur verbal.
Andererseits: Wer erinnert sich noch an den letzten Bundestagswahlkampf? Eben: keiner. Ratlos standen viele vor den Wahlzetteln, weil sich ihnen ein größtenteils gesichts- und programmloser Parteienbrei anbot. Was hätte man da nicht für ein paar markige Sprüche gegeben! Vor allem von denen von schwarz bis grün, die nach der Regierungsbeteiligung schielten. So dass man gewusst hätte, wofür sie stehen, sich hätte entscheiden können, ob man Personen oder Richtungen zustimmt oder eben nicht.
Und jetzt? Erleben wir das Gegenteil. Allerdings in einer Art, die in der Werbung längst verboten ist – sich besser machen auf dem Rücken anderer, statt eigene Stärke zu zeigen. Immer mehr kommt es in Mode, dabei öffentlich mit Worten zu zündeln. Das hat mit Verantwortung nichts mehr zu tun.
Also bitte: einen Schritt zurück treten. Stimme senken. Durchatmen, zuhören und den Blick wieder scharf schalten statt blind um sich zu schlagen. Damit wieder ein Mittelmaß zwischen „Klappe halten“ und „mit Worten abschlachten“ einkehrt. Und eine Streitkultur, bei der etwas Positives herauskommen kann.
POLITIK
Foto: stock.adobe.com / fedorovekb
Streitkultur
Politik - Kolumne
MEHR AUS DIESEM RESSORT
Nach gedacht: Schwierige Wahrheiten
Der Dauerregen kann schon ganz schön aufs Gemüt gehen. Das Saarland is ...
05.04.2024
Nahaufnahme: Netanjahu hat sich verrannt
Israels blindwütiger Krieg im Gazastreifen ist eine Sackgasse ...
05.04.2024
Nach gedacht: Rasenplatz
Der Frust sitzt tief und gefühlt treten immer Menschen die Flucht ins ...
28.03.2024
Nahaufnahme: Die Eskalationsgefahr wächst
Nach dem Anschlag nahe Moskau zeigt Putin mit dem Finger auf d ...
28.03.2024
Nach gedacht: Bekifft
Eigentlich war alles gesagt. Und das schon seit Jahren. Schwer herausz ...
22.03.2024
Nahaufnahme: Amerikas Verantwortung
Würde Trump wiedergewählt, wäre dies ein Freifahrtschein für P ...
22.03.2024
Nach gedacht: Abgeladen
Das Leben ist konkret. Also weg mit den Parteiprogrammen und her mit d ...
15.03.2024
Nahaufnahme: Biden sitzt in der Gaza-Falle
Der US-Präsident erhöht den Druck auf Israel, doch seine Kriti ...
15.03.2024