Die Politik schiebt die Verantwortung in Sachen übermäßiger Fleischproduktion gerne den Konsumenten zu. Sind die Verbraucher schuld?
Pro
Natürlich trägt der Verbraucher nicht allein die Verantwortung. Niemand ist alleine für alles Unheil dieser Welt verantwortlich. Allerdings trägt in einem Wirtschaftssystem, das zumindest im Grundsatz immer noch die Regeln von Angebot und Nachfrage kennt, natürlich jeder einzelne Verbraucher maßgebliche Verantwortung. Wo keine Nachfrage, da auf Dauer kein Angebot an verschmähten Produkten. Dass Nachfrage die Angebotspalette verändern kann, zeigen eindrucksvoll die Biosortimente, am besten noch aus heimischer Produktion, mit der die Handelsketten zunehmend werben. Wo die neuen Angebote präsentiert werden, müssen die alten alleine schon aus Platzgründen weichen. Das machen die Anbieter selten aus eigener Weltverbesserungsabsicht, sondern um Geld zu verdienen. Das tun sie durch unsere Kaufentscheidung. Innerhalb von zehn Jahren stieg der Anteil der Ausgaben für Bio-Ware von knapp drei auf etwa sechs Prozent. Kein Discounter oder Supermarkt ohne wachsendes Angebot. Die größere Nachfrage hat Preise auf ein erschwingliches Niveau sinken lassen (Quelle: GfK). Der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel insgesamt blieb dadurch zuletzt ziemlich konstant. Natürlich ist der Mechanismus nicht ganz so simpel, dennoch gilt: Ändert sich die Nachfrage, ändert sich das Angebot. Der Ruf nach dem Gesetzgeber, der alles zu regeln hat, ist nichts anderes als eine Selbstentmündigung, die die eigene Verantwortung auf andere abschiebt. Im Übrigen lassen sich hinter die Weisheit politischer Regelungen in diesem Bereich viele Fragezeichen machen.
Kontra
Ohne Nachfrage kein Angebot, das ist klar. Doch spielt hier nur der Mechanismus von Angebot und Nachfrage eine Rolle oder kommt die Regierung – vom Bürger gewählt und dem Schutz der Bürger verpflichtet – ihren direkten Aufgaben nicht nach? Hier geht es um die Gesundheit der Menschen, somit eine ihrer direkten Aufgaben. Häufiger Fleischverzehr ist alles andere als gesundheitsfördernd. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt den Verbrauchern den Verzehr von lediglich 300 bis 600 Gramm in der Woche. Wer diese Menge deutlich überschreitet, schadet auf lange Sicht seiner Gesundheit. Zu viel Eiweiß und tierische Fette fördern Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass die meisten Nutztiere mit Unmengen an Antibiotika – rund 800 Millionen Tonnen pro Jahr – vollgepumpt werden, um Krankheiten vorzubeugen. Dadurch werden die Tiere zur Brutstätte resistenter Keime, die später auch auf den Menschen übergehen können. Bei abgepackten Fleischprodukten, die – nach Angaben der Hersteller – „länger frisch" bleiben, ist der Zustand noch gravierender: Die darin enthaltenen Konservierungsstoffe begünstigen unterschiedlichste Krebserkrankungen. Aufklärungskampagnen, wie beispielsweise von der Regierung geförderte Kampagnen gegen Alkohol und Zigaretten, gibt es hier allerdings nicht. Falls sich die Regierung nicht in der Verantwortung sieht, solche gravierenden Probleme zu lösen, macht sie sich überflüssig.