Seit fast sechs Jahrzehnten produziert die Brennerei Penth in Landsweiler bei Lebach edle Tropfen nicht nur aus Obst. Die nächste Generation steht in den Startlöchern und geht neue Wege.
Es ist eine Wissenschaft für sich, Edelbrände und andere Destillate zu brennen. Neben einer sehr exakten Arbeitsweise und einem großen Wissensschatz benötigt der Destillateur vor allem jede Menge Erfahrung für seine schwierige Arbeit. Franz Penth ist einer dieser wenigen Menschen im Saarland, der all diese Fähigkeiten besitzt. 1990 machte er in Wiesbaden die Ausbildung zum Fruchtsaftmeister. Er betrieb selbst eine Kelterei und verkaufte Fruchtsäfte. 1995 machte er dann seinen Destillateur-Meisterbrief in Berlin.
Bei unserem Besuch ist gerade Erntezeit. Draußen auf dem Hof lagern jede Menge Obstsorten, die Franz Penth in den nächsten Tagen und Wochen verarbeiten wird. Wir setzen uns an einen Tisch, und der Destillateur lässt mich von seinem saarländischen Pastis probieren. Ich bin beeindruckt. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich das Getränk für einen französischen Pastis gehalten. Respekt!
„Gin und Pastis machen wir in BioQualität. Diese Produkte wollen wir künftig noch erweitern", erzählt Penth. Der Pastis trägt den Namen „Bernard", nach dem Bruder von Franz Penth, der früh verstorben ist. Bernard Penth war Doktor der Chemie und experimentierte gerne mit Branntweinen – und auch mit Pastis. Bereits 1988 produzierte er einen. Ihm zu Ehren wurde der Pastis ins Programm genommen.
Ursprünglich stammt das Getränk aus dem Süden Frankreichs, und dort findet man auch die zahlreichen Zutaten, die man zur Herstellung braucht. „Die Kräuter bekommen wir in Bio-Qualität im Handel. Anfangs bauten wir auch Kräuter im Garten an, doch bei Bio-Qualität braucht man eine lückenlose Dokumentation", erklärt Franz Penth. „Die Kopfnote beim Pastis ist immer Anis. Also verwenden wir Anissamen, Sternanis, Lakritz, Kardamom, Wermut und noch so einiges, was ich nicht verraten werde." Betriebsgeheimnis eben.
Dann stellt mir Penth einen jungen Mann vor, der vor einiger Zeit ins Geschäft eingestiegen ist und in fünf, sechs Jahren hier die Nachfolge des Meisters antreten soll: Alexander Britz. Er ist schon seit Jahren mit dem Sohn der Familie Penth, Jakob, befreundet. „Vor einigen Jahren habe ich häufiger hier geholfen, und dann bin ich hängengeblieben", erzählt er.
Wie Franz Penth, der eigentlich Ingenieur ist, hat auch Alexander Britz seinen ursprünglichen Beruf an den Nagel gehängt, um in die Brennerei einzusteigen. Er hat hier seine Berufung, seine Passion gefunden. Seit Alexander Britz im Geschäft ist, wird bei Penth übrigens auch Gin gemacht.
Auch Spargelgeist im Sortiment
Die Brennerei existiert seit 1961. Albert Penth, der Vater von Franz, war zu jener Zeit Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins in Landsweiler. Der Verein wollte damals auch Obst brennen, und das sollte Albert Penth übernehmen. Penth baute an der Garage an, gründete seine eigene Firma und brannte Schnäpse bis zu seinem Tod 1981. Zu dieser Zeit ging Franz Penth noch zur Uni und kümmerte sich nun neben seinem Wirtschaftsingenieursstudium um die Brennerei. Heute hat er zahlreiche Obstsorten im Angebot: Äpfel, Birnen, Kirschen, Mirabellen, Reineclaude, Schlehen, Quitten, Trauben, Johannisbeeren, Brombeeren. Es stammt zum großen Teil von zwei eigenen Streuobstwiesen mit altem Baumbestand um Lebach herum. Er erhält sein Obst aber auch von anderen Obstbaumbesitzern.
Neben den Obstbränden gibt es auch Spargelgeist und Eberesche. „Spargel kann man nicht destillieren, er hat ja keinen Zucker. Geist nennt man immer etwas, was man mit Alkohol ansetzt und dann wieder destilliert. So wird das Aroma in den Alkohol übernommen. Dann hat man einen Geist. Das macht man bei allen Sorten, die wenig oder keinen Zucker haben", erklärt der Brenner.
Deshalb heißt es beispielsweise auch Himbeergeist. Ein Himbeerbrand wäre sehr teuer. Da bekommt man unter 100 Euro in der Herstellung keinen Brand hin. Der Himbeergeist hat vom Geschmack her keine Nachteile, man sieht dies bei Prämierungen. Vielleicht auch deshalb, weil die Frucht nicht vergoren wird, sondern die frischen Aromen in den Alkohol übernommen werden. Ein richtiger Brand hat natürlich etwas Ehrwürdiges, dies hat der Geist nicht so. Doch Penth betont, dass er vom Geschmack vielen Bränden gleichwertig sei.
Wie es der Zufall will, verarbeitet Penth genau an diesem Tag Himbeeren. „Die Bio-Himbeeren werden angesetzt und dann drei, vier Wochen im Alkohol gelassen. Danach werden sie abgeseiht. Diesen Vorgang nennt man Mazeration. Dann wird der Rest der Himbeeren destilliert und filtriert. Dieses Destillat wird dem Likör zugefügt. Dann kommt noch Bio-Zucker hinzu, Wasser ebenfalls, dann ist der Likör fertig."
Penth bietet mehr als 20 Liköre und ungefähr 35 Edelbrände in seinem Sortiment an. Und er hat einen Kundenkreis, der hohe Qualität zu schätzen weiß: „Die Kundschaft wird über die Jahre immer anspruchsvoller. Die meisten Kunden kippen den Brand nicht einfach so runter. Sie sitzen irgendwo, trinken eine halbe Stunde an einem Glas. Dann schmeckt man auch mehr. Bei guter Qualität wird man so einem Anspruch gerecht." In seinem Hofladen stehen viele besonders schön geblasene Flaschen. So etwas ist bei den Kunden sehr beliebt. Gerade für besondere Anlässe, etwa Weihnachten, lassen sich Firmen auch Flaschen mit ihrem eigenen Logo blasen.
Ende des Branntwein-Monopols erschwert die Arbeit
Aktuelle Gesetzesänderungen machen es Obstbrennereien und Obstbesitzern allerdings künftig schwerer, wie Penth erzählt. Nach 100 Jahren endete zum Jahreswechsel das deutsche Branntweinmonopol. Tausende kleine Obstbrennereien können seither keinen Rohalkohol mehr an die staatliche Monopolverwaltung verkaufen, die dafür bislang eine Garantiesumme weit oberhalb des Marktpreises gezahlt hatte. „Hatten ‚Stoffbesitzer‘ – so nennt man die Leute, die das Obst besitzen – in einem guten Jahr große Mengen an Obst, sagen wir mal 100 Zentner Äpfel, konnte man dieses Obst an den Staat liefern. Der Staat hatte eigene Brennereien, um das Obst zu verarbeiten. Es gab ein Übernahmegeld für den Alkohol, das waren 3,40 Euro pro Liter Alkohol. Was an größerem Ertrag herauskam, war für die Stoffbesitzer frei", erklärt Penth. Ein Beispiel: Äpfel etwa haben einen nominalen Ausbeutesatz von 3,8 Liter Alkohol pro 100 Kilo. Tatsächlich kommen in der Regel aber bis zu 5,5 Liter heraus. So haben sich große Streuobstwiesen gelohnt. „Jetzt wurde dieser Vorteil aber ersatzlos gestrichen", erklärt Penth. Der Überschuss sei so groß, dass er sich realistisch nicht auf dem freien Markt absetzen lasse. Die Folge: „Die Bauern wissen nicht mehr, wohin mit ihrem Obst. Also sägen sie eine Vielzahl an Bäumen ab und machen Feuerholz daraus."
Den etwa 20.000 kleinen Brennereien in Deutschland würden somit Subventionen in Millionenhöhe entgehen, argumentiert Penth: „Die Obstbauer investieren viel Arbeit und tragen ein hohes finanzielles Risiko. Der somit drohende Wegfall von zahlreichen Streuobstwiesen ist zudem ein Riesenverlust für das ganze Ökosystem." Er könne nicht verstehen, warum man ein gut funktionierendes System ändere, nur um etwas Geld einzusparen, sagt er. Und hat damit wohl nicht Unrecht. Darauf einen Apfelbrand …