007 war von seinen Autos immer begeistert. Wir sind es auch. Wir haben den Aston Martin DB11 V8 Volante aus der Sicht des Beifahrers getestet.
Die Briten haben einfach den Dreh raus. Sie können Autos bauen, die auffallen, die edel sind, aber dennoch mit einem dezenten Understatement auftreten. Selbst zwei deutlich über 80-jährige Damen stellen für sich fest, dass unser Auto ein „wirklich schönes Auto" sei. „Unser Auto" ist der DB11 Volante von Aston Martin – und leider nur ein Testfahrzeug. Der Volante ist die Cabrio-Version des DB11. Nur wenige Autohersteller schaffen es, dass die Cabrioversion ihres Coupés besser aussieht als das Coupé selbst. Aston Martin ist dies zweifelsohne gelungen.
Der Zauber dieses flachen, vielfältig geschwungenen Sportwagens beginnt bereits, als ein 18 Tonnen schwerer Lastwagen uns den Flitzer vor die Haustür bringt. Nachbarn und Passanten gucken ob dieses Spektakels. Autofahrer bremsen ab, um besser sehen zu können und halten damit den Verkehr auf. Was für ein Anblick. Als der Spediteur den Motor des DB11 in seinem Laster startet, schlägt mein Herz höher. Dieser Sound, das dumpfe Grollen des voluminösen Motors, erfüllt den Laderaum. Langsam rollt er die flache Rampe rückwärts auf die Straße. Anders als bei Autotransportern, die offen fahren, ist hier die Rampe ganz flach gehalten, damit weder der Frontspoiler noch der Unterboden aufsetzen können.
Begeisternder Motorsound
Dann steht er da, auf der Straße, in Beige mit dunkelblauem Verdeck. In Aston-Martin-Sprache heißt das dann „Pearl Blonde" und „Atlantic Blue". Hätte mich jemand vorher gefragt, was ich von beigen Autos halte, ich hätte mich wenig positiv geäußert. Der Aston Martin DB11 hingegen sieht traumhaft schön aus in dieser Kombination. Diese Farben setzen sich übrigens auch beim Leder der Inneneinrichtung fort.
Wie es zurzeit modern ist, sind der untere Teil des Frontspoilers, die Seitenschweller und der Diffusor am Heck des Wagens schwarz lackiert. Oberhalb des Frontspoilers und der Leiste, an der das Nummernschild befestigt ist, grinst mich ein breiter Kühlergrill an, der im oberen Teil deutlich schmaler ist als im unteren. Geschwungene nach hinten gezogene Scheinwerfer sorgen dafür, dass die Front des DB11 aussieht, als würde sie einen anlächeln. Wenngleich für jeden Wagen, der vorausfährt klar ist, dass hier etwas ganz Besonderes kommt, was man nur selten auf der Straße sieht und das den Anspruch darauf erhebt, schneller zu sein, als die meisten anderen Autos.
Die 255er-Reifen finden direkt unter der lang gezogenen Motorhaube Platz. Wenn wir diese von der Windschutzscheibe her nach vorne klappen, sind die Reifen und der Motor frei zugänglich. Dahinter schließt sich der Kotflügel an, der knapp oberhalb der 20-Zoll-Räder einen breiten Lufteinlass-Schlitz hat. Dieser ist durch eine waagerechte Chromleiste halbiert und lässt diese Zwangsbelüftung ausgesprochen elegant erscheinen. Das allein reicht dem Motor zur Kühlung jedoch nicht aus. Deshalb finden sich an den Seiten der Motorhaube, kurz vor der Windschutzscheibe, zwei weitere Lufteinlässe.
Die Windschutzscheibe neigt sich im flachen Winkel nach hinten und schützt uns auch bei offener Fahrt vor dem Sturm, der dem Wagen entgegenweht, wenn er mit hoher Geschwindigkeit durch die Landschaft eilt. Die Seitentüren haben im unteren Teil eine Linie eingearbeitet, die wie das Gegenstück des seitlichen Schwellers aussieht. Gleich hinter den Türen erheben sich die Kotflügel mit einem leichten Schwung nach oben über den walzenartigen Hinterrädern der Größe 295.
Von hinten betrachtet sieht der DB11 V8 Volante so aus, als nutze er die maximal zulässige Breite für ein Straßenauto. Dennoch wirkt das Heck nicht wuchtig, sondern noch immer elegant. Die Designer haben eine Spoilerkante eingebaut, die flache, längliche Rückleuchten einrahmen. Der obere Teil der Leuchten ist kürzer als der untere Teil, der in einem grazilen Schwung unterhalb der Spoilerkante ausläuft.
Unter der Haube sitzen satte 510 PS
Die Mitte des Hecks schmücken das Logo und der Schriftzug von Aston Martin. Darunter sitzt ein schwarzer Diffusor, eingerahmt von kräftigen, verchromten Auspuffrohren. Der Diffusor sorgt für einen besseren Abtrieb auf die Straße bei hohen Geschwindigkeiten.
Das Innere des DB11 ist schlicht und elegant gehalten. Vor mir wölbt sich das Armaturenbrett ohne eine waagerechte Unterbrechung in „Atlantic Blue" und „Pearl Blonde" zum Fußraum. Der dunkelblaue Teil oben, der beige unten. Ein Handschuhfach gibt es nicht. In der Tür findet sich ein flaches Ablagefach, in dem ich mein Smartphone unterbringen kann.
Die Mittelkonsole hat es in sich. Sie wölbt sich vom Armaturenbrett nach unten und umschließt einen Touchscreen und alle Bedienelemente, als würde jemand einen wertvollen Schatz in seinen ausgestreckten Armen einem Betrachter entgegenrecken. Direkt unterhalb des Touchscreens sind zwei Lüftungsauslässe angebracht. Neben der Strömungsneigung lässt sich mit einem drehbaren runden Knopf auch die Intensität der Luftzufuhr regeln. Die Seiten der Mulde, in der die Instrumente eingelassen sind, kleidet Echtholz aus, das in Dunkelblau lasiert ist. Das Holz ist so bearbeitet, dass seine Maserung deutlich zu spüren ist. Eine entsprechende Verkleidung findet sich an den Rückenlehnen der Vordersitze im Bereich der Kopfstützen.
Es schließt sich eine Reihe von fünf Knöpfen an, von denen der mittlere der größte ist. Es ist der Anlasser, der das 510 PS starke Aggregat zum Leben erweckt. Es säumen ihn Knöpfe, die einen Schalthebel ersetzen. Hier kann der Fahrer zwischen Parken, Fahren und Rückwärtsfahren per Knopfdruck wählen. Eine Besonderheit, die Aston Martin schon seit vielen Jahren pflegt und einen unerfahrenen Piloten zunächst verwirren kann.
Unter der Mittelarmlehne verbergen sich zwei Staufächer. Das vordere, das etwa ein Fünftel der gesamten Länge ausmacht, ist mit hochklappbaren Haltern zum Getränkehalter umzufunktionieren. Im hinteren Teil der Ablage finden sich USB-Anschlüsse. Der besondere Clou dieses Faches ist jedoch, dass die Armlehne per Knopfdruck elektrisch nach hinten fährt. Es ist kein Geschiebe oder Klappen per Hand mehr nötig.
Testversion kostet so viel wie ein Eigenheim
Der DB11 hat zwar noch zwei „Rücksitze", aber die sind so eng bemessen, dass dort kein Erwachsener mehr sitzen kann – sei er noch so klein. Bei unserem Test hat uns ein Filmteam begleitet, das zeitweise hinten Platz genommen hat. Vergnügen hatten sie dabei eher nicht. Der Kameramann begleitete eine Fahrt zum Testen der Beschleunigung auf der Start- und Landebahn eines norddeutschen Flughafens, um den Tacho zu filmen. Anschließend berichtete er, dass er auf der Rückbank einem wahren Sturm ausgesetzt war. Das Ergebnis unseres Beschleunigungstests war allerdings faszinierend! Auf einer Strecke von zwei Kilometern hat es der Aston Martin auf eine Geschwindigkeit von 256 km/h gebracht und rechtzeitig wieder abgebremst, was bei so einer Geschwindigkeit nicht wenig Strecke braucht.
Diesen Versuch hat ein Mitarbeiter des Flughafens begleitet. Natürlich wollte ich gern von ihm wissen, wie es ihm gefallen hat. Es wäre einfach atemberaubend gewesen, beängstigend und faszinierend zugleich, die Startbahn entlang zu rasen, ohne genau zu wissen, wo das Ende sei. Dies war allerdings für den Fahrer anhand eines Windsacks gut zu erkennen, sodass er genau wusste, wo er zum Stillstand kommen musste. Für uns war es auch ein ganz besonderes Erlebnis, auf einem Flughafen Fotos und Aufnahmen machen zu dürfen. Letztlich war es für alle Beteiligten wunderschön und vermutlich einmalig.
Während unseres Tests sind wir vielen Menschen begegnet. Ausnahmslos alle waren fasziniert und begeistert von diesem wunderschönen Auto. Mein 79-jähriger Vater sagte gleich: „Der gefällt mir, den will ich haben!" Der zweite Teil des Satzes war nicht ganz ernst gemeint, da er zu dem Zeitpunkt schon wusste, dass unser Prachtexemplar knapp 250.000 Euro kostet. Fasziniert hat ihn der Wagen dennoch.
Mit dem DB11 V8 Volante ist Aston Martin wieder einmal ein Auto gelungen, dass dezent und auffällig gleichermaßen ist und ein angenehmes Understatement pflegt. Wer überlegt, so viel Geld für ein Auto auszugeben und Freude an schönen Dingen hat, der sollte hier zugreifen.