Ein Kommentar von Sabine Loeprick
Was für ein Aus für DAU, das Kunstprojekt, das in Berlin während der letzten Monate für hitzigste Diskussionen sorgte! Es kann zum geplanten Termin nicht stattfinden, weil die Zeit für das aufwendige Genehmigungsverfahren viel zu knapp, die Sicherheitsbedenken viel zu groß gewesen wären. Das teilten Vertreter des Senats und Bezirks gut drei Wochen vor der geplanten Eröffnung mit. Normalerweise bräuchten Veranstaltungen dieser Größenordnung einen Vorlauf von etwa einem Jahr, hieß es. Der Antrag für DAU mit den ersten konkreten Planungsunterlagen sei jedoch erst vor sechs Wochen eingegangen. Vorangegangen war gefühlt monatelanges Gerangel zwischen zuständigen Behörden, Bezirk, Senat und Initiatoren des Projekts. Und eine Kontroverse zwischen Befürwortern und Gegnern, wie man sie in Berlin anlässlich eines Kunstevents lange nicht erlebt hat.
Schließlich sollte ein Areal rund um das Kronprinzenpalais abgesperrt und von einer 3,60 Meter hohen Mauer umgeben werden, nicht verwunderlich, dass sich da viele in Berlin an ihre eigenen schmerzhaften Erfahrungen mit der Mauer erinnert fühlten. Die Mauer sei kein „Eventspielzeug" argumentierten die Gegner des Projekts. Einwände, die leider von den DAU-Organisatoren und -fans als kleinmütig abqualifiziert wurden. Sie hingegen sprachen von der großen Chance für Berlin, Veranstaltungsort für ein einzigartiges Kunstprojekt zu sein. Ob sich die Vertreter des Projekts das Scheitern nicht zu einem guten Teil selbst zuzuschreiben haben?
Wenig warben sie für Verständnis, waren offenbar blind für die Zumutungen, die ein solch gigantisches Projekt für eine Stadt mit sich bringt – zum Beispiel für die Menschen, die in dem betroffenen Areal leben und arbeiten.
Geplatzt ist DAU nun vorerst wegen zu spät eingereichter Anträge und unvollständiger Unterlagen. Und wegen überlasteter Behörden im Bezirk Mitte, die ein Riesenevent nach dem anderen zu handeln haben. Ganz aufgeben wollen die Berliner Festspiele das PR-trächtige Event aber wohl nicht – die Diskussion um DAU könnte durchaus in eine nächste Runde gehen.