In „A Star Is Born" feiert Bradley Cooper sein Regiedebüt. Die bekannte Story zweier ungleicher Musiker wird zu einem cineastischen Triumph durch den Popstar in der Hauptrolle.
Ein Glück für jeden Kinobesucher, dass es den Geruchsfilm nicht gibt. Ansonsten würden viele Cineasten nach einer halben Stunde die Vorstellung von „A Star Is Born" verlassen: Die Schnapsfahne von Hauptakteur Jackson Maine wäre vermutlich unerträglich. Der Sänger und Musiker nimmt vor, während und nach seinen Auftritten gern mal einen kräftigen Schluck. Kein Wunder, dass seine einstige große Karriere unter seiner Trinkerei leidet und Jackson längst nicht mehr der Country-Superstar ist, der er einmal war. Zuweilen schwankt Jackson auf der Bühne, seine Stimme kratzt und sein ehemals gutes Aussehen – naja. In einer Bar lernt er Ally kennen. Er erkennt ihr musikalisches Talent und macht sie zu einem Superstar.
Erst widerspenstig und ängstlich
Der Film „A Star Is Born" erzählt diese Geschichte, die nüchtern betrachtet nur wenig originell ist und neu schon gar nicht. Mal spielten Barbra Streisand und Kris Kristofferson das ungleiche Paar (1976), rund 20 Jahre zuvor verkörperte Judy Garland die junge Sängerin und weitere 20 Jahre früher (1938) hat der große David O. Selznick die Geschichte in die Kinos gebracht. Was die Geschichte von „A Star Is Born" für Hollywood aber so faszinierend macht, ist ihre Nähe zur Realität. Der Aufstieg eines Talents, verknüpft mit einer Liebesgeschichte und deren Scheitern – das ist es, was Fans und Celebrity-Zeitungen weltweit lieben. Hollywoods derzeitiger Liebling Bradley Cooper („Hangover", „Silver Linings", „American Sniper") hat sich den Stoff für sein Regiedebüt vorgenommen und ist auch in der Rolle von Trinkersänger Jackson Maine zu sehen. An seiner Seite als aufsteigender Star Ally: Lady Gaga. Die 32-jährige Pop-Sängerin ist bekannt für ihre spektakulären Auftritte und gelobt für ihre ersten Schritte im Schauspielfach (Golden Globe für ihre Rolle in der TV-Serie „American Horror Story").
Ally zu ihrem Karriereglück zu verhelfen, ist für Jackson alles andere als einfach. Ally ist nicht aus Lehm, der einfach modelliert werden kann. Die widerspenstige und zugleich ängstliche Frau ist eher ein Rohdiamant, den durch Schleifen zur vollendeten Brillanz zu bringen eine monströse Aufgabe ist. Als Jackson nämlich auf Ally trifft, ist sie gar nicht erpicht, auf der Bühne ein Superstar zu werden. Sie ist desillusioniert, hält sich für untalentiert und unansehnlich. Jackson muss sie austricksen, um ihre Karriere in Schwung zu bringen, während sein Weg ins Rampenlicht immer steiniger wird. Wie bitter sein eigener Abstieg ist, zeigt Regisseur Cooper deutlich, indem er (anders als bei den Filmvorgängern 1976 und 1954) seinen Jackson anfangs auf dem Höhepunkt seiner Karriere darstellt. So bekommen die Filmzuschauer ein Gefühl für sein Talent und müssen zusehen, was Alkoholismus und Depressionen aus einem Menschen machen können. Mit seinem verschluckten Knurren und seinem schwankenden Gang ist Coopers Leistung erwartungsgemäß ordentlich. Er beeindruckt zudem, weil er die Songs selbst live singt, statt sich synchronisieren zu lassen.
Cooper singt alle Songs selbst
Was „A Star Is Born" zu einem triumphalen Filmwunder macht, ist die phänomenale Leistung von Lady Gaga. Sie macht Ally von Anfang an zu ihrer eigenen Figur, obwohl es sicher nicht einfach war, in die Fußstapfen von Koryphäen wie Garland und Streisand zu treten. Dass Lady Gaga als Pop-Sängerin die Konzertszenen grandios meistert und die Songs perfekt und live ins Mikro schmettert, ist da keine Überraschung – von „La Vie en Rose" am Anfang bis „I’ll Never Love Again" später im Duett mit Cooper. Dass Gaga als recht unerfahrene Schauspielerin aber auch die Spielszenen im Griff hat und ihre Ally abwechselnd stark, zielstrebig, verletzlich, mutig und demütig zeigt, ist eine Freude bis zum Schluss. Berauscht dürften ihre Fans das Kino verlassen und dankbar sein, dass Kino durch große Bilder und perfekten Sound lebt. Lady Gaga hat als Schauspielerin den Weg ins Kino geschafft und ist in „A Star Is Born" pure Leinwand-Magie.