Seit 34 Jahren steht der Biolandhof Wack im Mandelbachtal für tiergerechte Haltung und Produktion sowie für nachhaltigen Ackerbau. Das kann man vor Ort sehen und vor allem auch schmecken.
Seit 1967 betreibt Familie Wack Landwirtschaft und Viehzucht auf dem Eichelberger Hof im Mandelbachtal. Heute leben vier Generationen auf dem Hof: vom Großvater Werner Wack senior über die Eltern Monika und Werner, die Kinder Anne, Jochen, Daniel und Simon bis hin zu den Enkelkindern. Ursprünglich war Werner Wack ein konventioneller Bauer. Anfang der 80er-Jahre haben dann Monika und Werner Wack junior den Betrieb übernommen. Monika schenkte Werner Wack ein Buch über Biolandbau, doch er war skeptisch. Er besuchte eine Fortbildungsveranstaltung für den Biobetrieb, weil er dort eigentlich die Bestätigung suchte, dass das alles nicht gehe und wirtschaftlich unrentabel sei. Doch stattdessen ließ er sich vom Gegenteil überzeugen.
1984 stellten die Wacks alles um, traten dem Bioland-Verband bei. Werner Wack wurde zum Pionier, denn er war einer der ersten in Deutschland, der auf Bio setzte. Vom Saulus zum Paulus sozusagen. Er war überzeugt davon, dass nur so eine tiergerechte Haltung und nachhaltiger Ackerbau möglich seien. In den Betrieb hineingewachsen ist Sohn Daniel, mit dem ich heute verabredet bin. Der 32-Jährige stellt mir den Hof vor: „Wir betreiben hier Viehzucht mit Viehwirtschaft, also mit Rindern, Schweinen, Schafen und Hühnern. Auf dem Acker bauen wir Weizen, Roggen und Dinkel an. Im ökologischen Landbau ist es ja so, dass jedes Jahr etwas anderes auf dem Acker wächst, keine Monokultur also. Wir bauen auch andere Pflanzen an, als Viehfutter etwa." Es gebe Pflanzen, die viel Stickstoff brauchen, erklärt er. Und weil diese Pflanzen dem Boden den Stickstoff entziehen, pflanze der Ökolandwirt andere Pflanzen an, die die Fähigkeit hätten, Stickstoff aus der Luft zu sammeln und diesen wieder an den Boden abzugeben. Etwa die Ackerbohne. „Diese verwenden wir als Viehfutter. Im Jahr darauf baue ich dann wieder eine Pflanze an, die dem Boden Stickstoff entzieht, etwa Weizen. So wird auf natürliche Weise ein logisches System geschaffen, ohne zusätzlichen Dünger", betont Daniel Wack.
Fleisch nur zu festen Terminen
Der Hauptbetriebszweig ist seit jeher die Milchwirtschaft. Hier stehen 85 Milchkühe, aber auch 30 Mastbullen, 750 Legehennen sowie ein paar Schafe und Schweine. Und Bienen. Ich hake ein: „Ich weiß von den Eiscafés Henrys Eismanufaktur, von Gelatoh und von Vulcano, dass sie ihre Milch hier beziehen." Daniel Wack sagt: „Stimmt, hier auf dem Hof ist auch die Bliesgaumolkerei beheimatet. Dies ist zwar eine eigenständige GmbH, aber auch gegründet von meinen Eltern und damals entstanden aus einer Notsituation heraus, da es im Saarland damals keine Biomolkerei gab. Bei uns wurde die Milch seit 1984 deutlich aufwendiger und teurer produziert, sie mussten aber die Milch zu einem geringen Preis an die konventionelle Molkerei verkaufen. So gründeten sie mit anderen Biobauern die Molkerei."
Im Oktober 2005 startete dann die Produktion in der Bliesgaumolkerei mit der Milch der beiden Hauptinitiatoren Daniel Spinner aus Zweibrücken-Mittelbach und Werner Wack. Das Ziel: Biomilch aus der Region für die Region zu produzieren, zu verarbeiten und zu vermarkten.
Am Eingang zum Hof steht ein Schild mit der Aufschrift „Milchheisje". „Das war eine Idee meiner Mutter", erzählt Daniel Wack und lacht. „Sie hat sie
aus einem Urlaub in Norddeutschland mitgebracht. Im dortigen Milchhus konnte man sich selbst Milch und andere Produkte vom Hof holen. Per Selbstbedienung und auf Vertrauensbasis. Das hat ihr gut gefallen, und so entstand unser Milchheisje hier am Hof. Ursprünglich war es gedacht als kleine Raststätte für Wanderer und Pilger, denn hier führt der Jakobsweg vorbei." Die Idee kam so gut an, dass längst weitere „Milchheisje" entstanden sind, etwa in Niederwürzbach an der Gärtnerei, in Erfweiler an der Hauptstraße und an der Sparkasse in Bliesmengen-Bolchen.
Im hofeigenen Laden verkaufen die Wacks Produkte vom Hof, aus der Bliesgaumolkerei sowie weitere Bioprodukte von anderswo her. Es gibt eigene Milchprodukte, Eier, Wurst, Fleisch vom Rind, Schwein, Lamm und von Hühnern. Auch verschiedene Obst- und Gemüsesortenführen sie, natürlich je nach Jahreszeit und größtenteils aus der Region. Dazu ein Naturkostsortiment. Die Wacks arbeiten mit anderen Biobauern zusammen, vor allem aus der Region Saarlouis.
Am Eingang des Hofladens steht ein Schild: „Nächster Fleischverkauf. Am 21. und 22. September gibt es Schweine- und Rindfleisch." Es ist eben nicht wie im Mastbetrieb immer alles zu jeder Zeit verfügbar, und das ist auch gut so. Wir wandern weiter zu den Schweinen. Schweine gibt es schon seit mehr als zehn Jahren auf dem Hof. Ziel war es schon immer, dass alle Tiere so natürlich wie möglich gehalten werden. Früher waren die Schweine in einem kleinen Auslauf mit Hütten untergebracht. Doch das war Daniel Wack, der sich um die Tiere kümmert, nicht genug. „Ich wollte die Schweine im Freiland halten und habe mich im Vorfeld auch vom Veterinäramt beraten lassen. Draußen auf der Wiese und auf dem Acker können die Tiere nun rennen und wühlen – alles, was ein Schwein gerne tut. Seit 2017 halten wir die Schweine im Freiland, und sie haben seither große, wechselnde Flächen zur Verfügung. Sie können nach Herzenslust im Schlamm baden und in der Erde wühlen."
Kommendes Jahr Kleine Ferkel
Das können Turboschweinen natürlich nicht. Diese sind ja froh, wenn sie überhaupt Platz zum Stehen haben. Wack weiter: „Die Form der Stallhaltung war früher nicht üblich. Mein Opa erzählte, dass früher die Schweine in den Wald getrieben wurden, um Eicheln zu fressen. So wurden Schweine gehalten, frei und natürlich. Und dies ging sehr gut mit Schwäbisch-Hällischen, bunten Bentheimern oder Husumer Rotbunten. Diese alten Rassen wurden so gehalten und sind auch deshalb heute gut geeignet."
Zurzeit hält Wack eine Kreuzung von Schwäbisch-Hällischen mit Deutscher Landrasse. Der Geschmack dieser Tiere hat mit dem Schweinefleisch aus den Discountern nichts zu tun. Schon bei der Farbe und bei der Konsistenz sieht man hier einen riesigen Unterschied. Nach einem Jahr zieht Daniel Wack entsprechend eine überaus positive Bilanz des Experiments, und er will es fortführen. Ab dem nächsten Jahr sollen hier auf dem Hof Ferkel geboren werden. Und er will dann komplett auf eine alte Rasse umstellen.