Die Berlin Rebels verpassen denkbar knapp die erstmalige Teilnahme am Halbfinale um den „German Bowl" – trotz anhaltend positiven Trends bleibt ihnen das Pech treu.
Auch die härtesten Kerle müssen sich mal ins stille Kämmerlein zurückziehen und die Wunden lecken. So wie etwa beim Football-Team der Berlin Rebels, das sich im September zum dritten Mal in Folge im Play-off-Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft („German Bowl") aus dem Titelrennen verabschieden musste. „Gönnt uns eine kleine Auszeit und seid nicht böse, wenn Ihr ein paar Tage nichts von uns hört", stand da nach dem denkbar knappen Ausscheiden bei Frankfurt Universe auf der Internetseite der Hauptstädter zu lesen. Die rund 2.000 Zuschauer im Stadion am Bornheimer Hang, wo sonst der Fußballregionalligist FSV Frankfurt seine Spiele austrägt, und die Footballfreunde waren zuvor im Livestream Zeuge eines in jeder Hinsicht denkwürdigen Matches geworden. Einen nicht unerheblichen Anteil an dem gebotenen Schauspiel hatte dabei „Fabienne" – das Sturmtief, das ab Beginn der zweiten Hälfte mit Orkanböen und Starkregen über die Spielstätte hinwegzog. Die Teams aber harrten aus und mussten ihr Duell um den Einzug ins Halbfinale zu Ende bringen – trotz im Grunde irregulärer Verhältnisse.
Dass unter diesen Bedingungen nur noch wenig Konstruktives zusammenlief, war daher kaum verwunderlich. Rein punktmäßig allerdings sollte der Unterschied zwischen den Halbzeiten nicht besonders ins Gewicht fallen: Schon nach den ersten beiden regenfreien Vierteln war der Spielstand von 3:3 erstaunlich gering – aber so ausgeglichen wie von den Experten erwartet. Schließlich hatten die Teams schon während der Season in ihrer jeweiligen Staffel der German Football League (GFL 1) starke defensive Werte vorzuweisen. So sollte es in dieser Begegnung – in der ersten Hälfte eher dank der Abwehrleistungen, in der zweiten vor allem dank „Fabienne" – am Ende nicht einen einzigen gelungenen Touchdown zu bestaunen geben.
Doch der aus sportlicher Sicht tragische Ausgang dieses Sonntagnachmittags für die Berlin Rebels hat noch eine umfassendere Vorgeschichte, die wiederholt von Erfolgen, aber am Ende auch verweigertem Lorbeer gekennzeichnet ist. Erst ab dem Jahr 2012 konnte man in der GFL 1 dauerhaft Fuß fassen und steigerte sich in der Folge von Season zu Season – im fünften Spieljahr folgte erstmals die Qualifikation für die Play-offs. Dazu müssen die Teams in ihrer jeweiligen Staffel einen der ersten vier von acht Plätzen belegen – im Viertelfinale spielen dann die Nord- und Südvertreter über Kreuz gegeneinander (Erster gegen Vierter, Zweiter gegen Dritter), wobei die beiden Topteams jeweils Heimrecht genießen. Am letzten Spieltag stürzten die Rebels dabei durch eine Niederlage beim Serienmeister Braunschweig Lions noch vom ersten auf den vierten Platz ab. Somit war auch auf den letzten Metern noch das mögliche Heimrecht in den Play-offs verspielt worden. Das Aus folgte im Viertelfinale beim Süd-Ersten Schwäbisch Hall Unicorns: Nach völlig missratenem Start und einem 0:21-Rückstand reichte die Aufholjagd der Berliner nur noch zum 14:24-Endstand.
„German Bowl" am 13. Oktober
Als Trost blieb der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, das Erreichen der Play-offs – das man sich auch vor der Season 2017 erneut als Ziel auf die schwarz-silbernen Fahnen schrieb. Trotz größerer Probleme in der Nord-Staffel konnte Platz vier am Ende wiederholt werden, was ein erneutes Aufeinandertreffen im Viertelfinale bei den Unicorns zur Folge hatte. Wieder geriet man schnell in Rückstand, schon im ersten Viertel stand es 14:0 für den Gastgeber. Doch dieses Mal bewiesen die Berliner, dass sie einen Schritt weitergekommen waren in ihrer Entwicklung und gingen zwei Minuten vor Spielende mit 24:21 in Führung. Schwäbisch Hall aber rettete sich mit einem Field Goal 26 Sekunden vor dem Ende in die Verlängerung und konnte dort das Spiel für sich entscheiden. Wieder stellte sich also die Frage nach dem Gemütszustand bei den Rebels: Katerstimmung oder Stolz aufgrund des noch knapperen Ausscheidens beim späteren Gewinner des „German Bowl"?
Stehauf-Qualitäten waren in jedem Fall gefordert – und so wurden für diese Saison nicht nur einfach die Play-offs ins Visier genommen, sondern auch das Heimrecht im Viertelfinale. Am letzten Spieltag im Norden schien das Ziel zum Greifen nah: Auf Platz drei liegend, erfüllten die Rebels das Muss eines eigenen Sieges – doch die beiden Erstplatzierten der Staffel, die Braunschweig Lions und die Dresden Monarchs, sollten sich mit einem im Football höchst seltenen Unentschieden trennen. Dadurch wahrten die zwei Teams am Ende ihre Platzierungen – und auch das Heimrecht im Viertelfinale. Den drittplatzierten Rebels blieb einmal mehr ein fader Beigeschmack: Trotz des bislang besten Abschlusses in der Nord-Staffel musste man sich in den Play-offs also wieder auf ungeliebte Auswärtsfahrt begeben. Dieses Mal sollte es zum Süd-Zweiten Frankfurt Universe gehen.
Beide Teams lieferten sich dann ein unglaublich enges Match: Mehr als jeweils ein Field Goal ließen die Defense-Reihen bis zur Pause nicht zu. Dann wurde es stockfinster über dem Frankfurter Stadion – Sturmtief „Fabienne" sollte der Szenerie um die denkbar knappe Entscheidung noch eine dramatische Komponente hinzufügen. Erst als der Starkregen im zweiten Durchgang wieder nachließ, kam dann im letzten Viertel noch einmal Bewegung in das Resultat – auch wenn die Sturmböen anhielten und der Platz unter Wasser stand. Dementsprechend blieben weiterhin vollendet vorgetragene Spielzüge aus. Rund vier Minuten vor dem Ende konnten die Rebels dann durch einen „Safety" mit 5:3 in Führung gehen, doch das Spiel blieb durch die witterungsbedingten Unwägbarkeiten weiter auf des Messers Schneide. Ganze 21 Sekunden vor Schluss gelang den Frankfurtern dann per erneutem Field Goal doch noch die 6:5-Führung. Und mit diesem im American Football ebenfalls höchst ungewöhnlichen Ergebnis fand dieses denkwürdige Spiel dann auch sein Ende – genau wie der Traum der Rebels vom erstmaligen Einzug ins Halbfinale.
Einmal dieses Jahr aber wird Berlin noch Schauplatz der GFL sein: beim „German Bowl" am 13. Oktober, der jedes Jahr im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark ausgetragen wird. Noch so ein Traum, den man bei den Rebels hegt – zunächst aber ist Frustbewältigung angesagt. Der Kampfeswille bei den Hauptstadt-Footballern ist jedenfalls nicht erloschen: „Wir kommen wieder, keine Frage", hieß es da als letztes Statement auf der Homepage der Berliner. Echte Rebellen geben eben niemals auf.