In der vergangenen Woche spielte der 1. FC Saarbrücken im Saarlandpokal bei Hertha Wiesbach. Es war das dritte Mal innerhalb von drei Jahren. Zweimal kegelte der Oberligist den Favoriten raus, diesmal siegte der Regionalligist im Schongang. Wer am vergangenen Dienstag in Wiesbach eintraf, konnte den Eindruck gewinnen, kein Fußballspiel sei angesetzt, sondern ein G8-Gipfel würde stattfinden. Hintergrund waren Ausschreitungen im Frühjahr 2015, als der FCS unter ziemlich dubiosen Umständen nach Verlängerung ausschied. Seitdem spielt der Verein im Saarlandpokal mehr oder weniger „auf Bewährung". Ausschließen wollte man die Blau-Schwarzen bislang nicht, was vor allem daran liegt, dass gerade die kleineren Clubs auf ein Gastspiel hoffen, das Geld in die Kassen spielt. Dass der FCS – wie jeder Traditionsverein übrigens auch – eine Fan-Szene hat, die nicht nur aus friedliebenden Anhängern besteht, ist unbestritten. Ob sich der Saarländische Fußball-Verband mit einer regelrechten Sicherheitshysterie wie zuletzt in Wiesbach einen Gefallen tut, darf allerdings auch bezweifelt werden. Denn: Abgesehen von einer ziemlich dämlichen „Pyroshow" im vergangenen Jahr in Homburg ist bei Saarlandpokal-Auftritten des FCS in den letzten Jahren herzlich wenig passiert. Selbst das Aus in Wiesbach im November 2015 ging ohne großes Theater vonstatten. Dass es wenige Monate zuvor knallte, sollte weder entschuldigt noch verharmlost werden. Aber: Zur Wahrheit gehört auch, dass der SFV mit der Ansetzung des bereits damals sehr umstrittenen Schiedsrichters Jens Anton – intern „Skandalton" genannt – kräftig Öl ins Feuer goss und damit zur Eskalation mit beitrug. An den Strukturen des Verbands hat sich nämlich nichts geändert: Der für die damalige Ansetzung verantwortliche Funktionär, ein ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter übrigens, mischt immer noch mit. Fehler einzugestehen ist bekanntermaßen nicht die große Stärke der Verbände. Aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. Ein Auflauf an Sicherheitskräften und Ordnungsdiensten wie in Wiesbach – bei einem Spiel mit nullkommanull Brisanz – ist überzogen und bewirkt im Zweifel eher das Gegenteil.
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Foto: Andreas Schlichter
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