Das Mittelalter faszinierte bereits die Romantiker. Seit einigen Jahren erlebt es auch heutzutage einen regelrechten Boom. In Zeiten der Wirtschaftskrise muss ein bisschen Romantik her. Und nein, die Herren sind davor nicht gefeit. Auch nicht die ach so harten Südländer. Wer könnte das besser wissen als der spanische Autor Ildefonso Falcones de Sierra, seines Zeichens gekränkter Idealist. Bereits sein historischer Roman „Das Lied der Freiheit" handelte von relativ unschönen gesellschaftlichen Zuständen der Vergangenheit – mit Schwerpunkt auf der Sklaverei und der damit verbundenen Unterdrückung der Frau.
Es gibt viele Wege, Gesellschaftskritik zu üben, das soziale Mitgefühl zu stärken und dabei gleichzeitig zu unterhalten. Wer angesichts der aktuellen Zustände in Spanien – auch in Barcelona – seinen Idealismus und Weltverbesserungsdrang nicht komplett verloren hat, scheint den Menschen aus der Seele zu sprechen: „Das Lied der Freiheit" jedenfalls landete auf den Bestsellerlisten. Dass die Frauen – angeblich alles Zimtzicken – dort stets ihre Männer im Griff haben, ist immer noch schlichtweg erfunden – zumindest, wenn die jungen Mädchen in traditionellen Rollenbildern aufwachsen.
In seinem neuen historischen Roman „Die Erben der Erde" steht jedoch ein Junge im Mittelpunkt: der zwölfjährige Halbwaise Hugo Llor. Er träumt davon, Schiffsbauer zu werden, und freut sich, als der Werftbesitzer Arnau Estanyol ihn unter seine Fittiche nimmt. Doch eine unerbittliche Feindschaft zwischen den beiden Familien macht Hugos Träume zunichte. Als er daraufhin eine andere Stelle findet, dem Mädchen Dolça begegnet und sich in sie verliebt, reiht sich ein Problem an das nächste: Unter anderem gehört Dolça einer anderen Konfession an. Ildefonso Falcones schildert dieses Mal also weitere Probleme des Mittelalters, wie zum Beispiel Gewalt aufgrund gegensätzlicher Glaubensvorstellungen. Die Religionskriege des Mittelalters haben leider an Aktualität nicht verloren. Denn auch Terror ist nicht modern.