Das „La Finca" ist seit zehn Jahren eine feste Adresse in der Saarbrücker Gastro-Szene. Stammgäste schätzen das kleine gemütliche Restaurant nicht nur für seine leckeren Tapas, sondern auch für seine internationale Küche.
Das Restaurant La Finca befindet sich seit März 2008 im Neugrabenweg. Hier treffen sich viele Fans spanischer Tapas, um diese besonderen Köstlichkeiten zu genießen und ein gutes Glas Wein zu trinken. Ein Auszug von einigen Positionen auf der Karte: Pulpo „A la Gallera" (gebratene Tintenfischringe in saftiger Knoblauchsauce), Gambas „La Finca" (gebratene Garnelen in würziger Knoblauch-Chilisoße), Boquerones (eingelegte Sardellen in Knoblauch und Olivenöl), Albóndigas (Hackfleischbällchen in saftiger Tomatensauce), Tortilla de Patatas (Kartoffel-Omelett an Salatstrauß), Serrano-Bergschinken mit Oliven, Chorizo oder Datiles con Bacon (Datteln im Speckmantel). Stammgäste nehmen hier auch gerne eine große Platte unterschiedlicher Tapas.
Ich liebe all diese Gerichte. In den 80er- und 90er-Jahren reiste ich öfter nach Spanien. Kennengelernt hatte ich in den 80ern die ersten Tapasbars in Spaniens Norden. Biarritz, San Sebastián und Pamplona waren damals die Städte unserer ersten Tapas-Reise. Restlos begeistert war ich von San Sebastián. Eines Tages, es ging auf den Mittag zu, bogen wir ab in eine kleine Altstadtstraße, wo sich eine Tapasbar an die nächste reihte. Und wir probierten hier und dort etwas, schlenderten weiter und kosteten die Angebote der Mitbewerber. Es war wie im Paradies. Seither bin ich Fan von dem Essen der vielen, kleinen Teller. Man kann auf diese Weise so viele unterschiedliche Geschmacksnuancen probieren, das ist bis heute mein Ding!
In den 90ern ging es dann öfter nach Andalusien. Ursprünglich wurden die Tapas in den Bars ja einmal eingeführt, damit die Leute nicht nur trinken. Zu jedem Getränk musste der Wirt einen kleinen Teller reichen. Ich war in Tapasbars, zum Beispiel in Granada, die waren so groß wie eine Bahnhofswirtschaft. Die Leute tranken dort ihren Aperitif, meistens Sherry. Dazu wurden diese kleinen Köstlichkeiten gereicht, bevor sie zum eigentlichen Abendessen gingen. Heute muss man an der Küste und in den großen Städten, halt überall, wo Touristen sind, für die Tapas bezahlen. Doch eines Tages war ich mit einem Freund in der Sierra Nevada in einem versteckten Dorf. Da war es noch wie früher, es gab zu jedem Getränk eine Tapa. Der Fernseher lief in dieser kleinen Wirtschaft. Das Fußballspiel FC Barcelona gegen Borussia Dortmund wurde übertragen. Wir blieben länger. Der Wirt servierte nicht einfach ein paar Krabben oder eine aufgeschnittene Chorizo. Er machte sich richtig Arbeit, es gab Kartoffelpuffer mit Meeresfrüchten und Hühnerragout und was weiß ich noch alles zu unseren Getränken. Die Küche stand unter Dampf, und wir mussten immer wieder ein Glas bestellen, weil wir uns fragten: „Was kommt denn jetzt noch?" Der sympathische Koch schwenkte für uns Gambas in Knoblauch, präsentierte uns eine Tortilla, Nieren in Sherry, Kutteln mit Kichererbsen, Artischocken mit Vinaigrette, warmen Paprikasalat, einen andalusischen Rindfleischschmortopf und so weiter. Seit diesem Tag weiß ich, was die Spanier meinen, wenn sie sagen: „Ir de tapeo", lass uns Tapas essen gehen. Si, vamos!
In Andalusien begegnen sich jüdische, muslimische und christliche Kochkultur. Die Küche ist so reich, dass ich schon wieder ins Schwärmen gerate: Hier duftet die Küche nach Koriander, Zimt, Sternanis, Kardamom, unterstützt von Kräutern wie Oregano, Thymian, Lavendel, Zitronengras oder Minze. An heißen Tagen freuen Sie sich auf eine andalusische Gazpacho, eine kalte Gemüsesuppe mit exotischer Würze oder auch eine Ajoblanco, eine Knoblauchsuppe mit Mandeln und Weintrauben. Sie probieren Fleischbällchen mit pikanter, gut gewürzter Tomatensauce, gebratenen Lammkoteletts, auf Lamm- oder Kaninchenleber und geschwenktes Artischockengemüse oder, oder, oder …
Afrikanische Wurzeln integrieren
Doch zurück ins La Finca. Ich habe mich mit der Besitzerin zum Gespräch verabredet. Die Betreiberin heißt Aljiah Yara-Duah und stammt aus Nigeria. Wie kam sie an diesen spanischen Laden, will ich wissen? Lächelnd erzählt sie mir: „ Ich habe das La Finca im letzten Winter kennengelernt. Ich suchte einen neuen Job in der Gastronomie. Eine Bekannte vermittelte mich hierher. Es hat mir hier sofort gut gefallen. Ich kam mit dem Vorbesitzer sofort klar. Ich lernte die Gäste nach und nach kennen, fand alle super sympathisch. Am 2. Juli 2018 habe ich dann La Finca übernommen."
Schon lange ist Yara-Duah in der Gastronomie tätig. Sie lernte Restaurantfachfrau im Amadeus. Dort wurde sie nach ihrer Lehrzeit auch übernommen. Bis zur Schließung des Amadeus arbeitete sie dort. Danach wechselte sie ein paar Mal den Job, sie arbeitete im Vapiano, in der Alex-Brasserie, in einem Eiscafé in Dudweiler und im Café Barcelona an der Berliner Promenade. Danach jobbte sie noch im Langenfeld.
Seit einiger Zeit suchte sie einen eigenen Laden. Ihre Selbstständigkeit findet sie zwar nicht einfach, doch diese macht ihr großen Spaß. Und der Erfolg gibt ihr Recht. Mitten in der Woche, kurz nach 12 Uhr, ist La Finca gut besucht. Zur Mittagszeit gibt es hier auch ein Stammessen, das jeden Tag wechselt. Die Stammessen sind eher international – die Bandbreite reicht von Königinpastete bis Mexiko-Salat. Auch Tortilla-Wraps, gefüllt mit Rindfleisch, Gemüse und Patatas oder Gnocchi mit Speck, Spinat und Gorgonzolasoße zählen dazu.
Am Herd im La Finca steht seit vielen Jahren Michael König. Die Stammgäste kennen seit Langem seine Küche und kommen deshalb gern hierher. Aljiah Yara-Duah sagt über ihn: „Er kennt den Laden besser als ich. Ich bin froh, dass er geblieben ist. Er ist für mich der Beste für La Finca. Es ist nicht einfach hier in der Küche. Und ich wünsche mir, dass er noch lange bleibt!"
Welche Akzente will sie in Zukunft im La Finca setzen, möchte ich wissen?.Seit 1998 lebt sie in Deutschland. Trotzdem will sie ihre afrikanischen Wurzeln im La Finca integrieren. Sie erzählt mir: „In Saarbrücken gibt es kein afrikanisches Restaurant mehr. Ich biete jetzt schon öfter als Empfehlung der Woche ein afrikanisches Gericht an. Das ist eine schöne Ergänzung zu unserer Tapas-Karte. Manche Gäste mögen das auch sehr. Sie sind einfach neugierig und weltoffen." Natürlich bleibt es eine Tapasbar, ergänzt werden soll die Karte aber durch internationale Gerichte.
Selbstverständlich gibt es spanisches Bier und spanischen Wein. Ich schaue mich um in der Tapasbar und sehe, dass die Gäste zu ihrem Mittagessen genau diese Getränke bestellen. Der eine trinkt ein Bier, ein anderer ein Gläschen Rotwein.
Auch Catering macht Aljiah Yara-Duah. Für Feiern kann man hier einen Komplettservice ab 25 Personen bestellen. Kleinere Gruppen müssen sich für ihr Fest ihre Tapas abholen.
Ein tolles Erlebnis war das hier. Spanisch, international, egal, Hauptsache, es schmeckt gut! Und das kann ich bestätigen, die Küche war frisch, abwechslungsreich und wohlschmeckend. Also, auf ins La Finca!