Seit einigen Jahren führt der Fernwanderweg „Moselsteig" von Perl im Dreiländereck Deutschland-Luxemburg-Frankreich entlang des Flusses bis zum Deutschen Eck in Koblenz. Neben dieser Trasse bietet die Moselregion Rundwanderwege von sechs bis 20 Kilometern, die den Namen „Seitensprünge" tragen.
Schöne Weinorte, Burgen und Sehenswürdigkeiten kennzeichnen das Wandern auf den „Seitensprüngen", ebenso wie die Möglichkeit zum Einkehren bei einem Glas Moselwein. Unsere Wanderung startet am Sportgelände in Mehring. Von dort erreichen wir rasch den Weg entlang der Hangkante hoch über dem Moseltal. Nachdem wir im Wald angelangt sind, folgt ein kurzer Aufstieg, bevor wir ein längeres Stück innerhalb des Waldes nach unten wandern. Bald nähern wir uns dem Mündungsbereich des Molesbaches, der zwischen Mehring und Riol in die Mosel mündet. Es ist die einzige Stelle der gesamten Wanderung, an der wir direkt am Ufer der Mosel stehen. Bachaufwärts folgt die Wandertrasse dem Lauf des Molesbaches.
Wenig später müssen wir uns entscheiden: Steigen wir über den Rioler Klettersteig nach oben zum Gipfelkreuz oder nehmen wir die zweite steile Variante oberhalb des Baches? Beide Varianten sind schweißtreibend. Im Rioler Klettersteig, dessen extrem steiler Teil mit Stahlseilen gesichert wurde, ist Trittsicherheit gefragt. Wurzelwerk verläuft über den steilen, felsigen Abschnitt, Stahltaue erleichtern den Anstieg.
Beide Varianten durch ausgedehnten Eichen- und Douglasienwald enden am 320 Meter hoch gelegenen Kammer-Küppchen. Früher befand sich hier eine keltische Fliehburg. Heute steht am Kammer-Küppchen ein Holzkreuz hoch überm Moseltal. Ein idealer Ort zur Rast mit fantastischem Blick ins Moseltal.
Anschließend verläuft der Weg mehrere Stunden im schattigen Wald oberhalb der Mosel.
Fantastischer Blick ins Moseltal
Wir passieren einen weiteren Aussichtspunkt ins Tal, bevor ein Kreuz am Wegesrand an einen Bauern erinnert, der mit seinem Ochsengespann auf der Höhe tödlich verunglückte. Meist sacht bergauf wandernd, überqueren wir später die Straße (K85), die hinunter nach Mehring führt. Weiterhin führt der Weg durch ausgedehntes Waldgebiet oberhalb des Moseltals. Bergan erreicht man einen hölzernen Aussichtspunkt. Der höchste Punkt der Wanderung ist erreicht. Der 25 Meter hohe Turm wird als „Fünfseenblick" bezeichnet. Von seiner Plattform genießen wir grandiose Blicke ins Moseltal, die Eifel und den Hunsrück. Zurück vom Turm geht’s steil bergab.
Am östlichsten Scheitelpunkt der Tour verlassen wir den Wald an der Weinbergslage Pölicher Held. Zwischen unzähligen Rebstöcken erkennen wir die Weindörfer Pölich, Detzem und Schleich sowie eine der vielen Staustufen der Mosel.
Die Mosel rechter Hand im Blick geht’s Richtung Westen. Zwischen Wald und Weinbergen bringt uns der Weg Richtung Mehring. Auf der Strecke dorthin fordert die Durchquerung der Blockhalde eines ausgelassenen Steinbruchs in der Gemarkung „Pölicher Held" unsere Aufmerksamkeit. Einige Wegpassagen haben Seilsicherungen, welche das Wandern in der Blockhalde erleichtern. Die letzte Herausforderung des Tages ist geschafft. Ein schmaler Waldpfad führt anschließend durch ein ehemaliges Weinbergsareal. An etlichen Stellen sind die Treppenaufgänge zu den ehemaligen Rebflächen gut zu sehen.
Zwischen Waldrand und Weinbergen kommen wir zum Mehringer Wassertretbecken, ehe wir vorbei an einer kleinen Kapelle die Ortsrandlage von Mehring erreichen.
Wer noch ein bisschen Zeit hat, sollte sich die römische Villa Rustica in Mehring anschauen, die sich unweit der Wegtrasse befindet. 1982 wurde sie entdeckt, es folgten Ausgrabungen, Konservierung und ein teilweiser Wiederaufbau. Die Villa gehört zu den größten Herrenhäusern des Trierer Landes. Der Grundriss entspricht dem weit verbreiteten Villentyp „Bollendorf" mit zwei Eckrisaliten und dazwischen liegendem Porticus. Gut erhalten sind ein Präfunium (Feuerungsstelle), daneben Reste von Mosaiken, Decken- und Wandgemälden und eine Badeanlage. Die Villa wurde zunächst durch Germaneneinfälle um 355 n. Chr. zerstört, 407 erfolgte die endgültigen Zerstörung des Gutes. Der Besuch ist ganzjährig möglich, von April bis Oktober finden sonntags um 11.30 Uhr Villenführungen statt. Diese kann man auch nach Vereinbarung buchen.