Die deutsche Nationalmannschaft hat ihre Leistungen aus der Weltmeisterschaft konserviert. So könnte man es zynisch ausdrücken. Zwei Niederlagen gegen die Niederlande und Frankreich zeigen, dass der Weg zurück an die Weltspitze lang und beschwerlich sein wird. Dass Fehler immer dann gemacht werden, wenn die Erfolge am größten sind, ist dabei keine neue Erkenntnis. Die Frage ist auch, ob man die Situation, die heute eingetreten ist, hätte verhindern können. Nach der deutschen Fußball-Krise um die Jahrtausendwende haben Verband und Vereine viel Geld in die Nachwuchsarbeit investiert. Das hat sich irgendwann ausgezahlt. Heute stellt man fest, dass zu wenige Individualisten ausgebildet wurden, dass es an Ausnahmespielern fehlt. Aber warum ein System verändern, dass zum WM-Titel 2014 geführt hat? Und warum an Trainer Joachim Löw zweifeln, der seit 2006 für eine attraktive und qualitativ hochwertige Spielweise stand? Es hat dem deutschen Fußball offenbar an Mahnern gefehlt. Unbequeme Köpfe wie Matthias Sammer, erfolgsbesessen, detailverliebt und sicher auch anstrengend, wurden beim DFB vertrieben. Stattdessen aalt sich dort Team-Manager Oliver Bierhoff, von dem man immer noch nicht den Ansatz einer Ahnung hat, für was er inhaltlich steht. Sieht man die Situation sachlich, dann stellt man fest, dass ein Großteil der WM-Helden müde und überheblich wirkt. Allen voran die erfolgsverwöhnte Bayern-Kombo, die es sich im medial aufgebauschten Mikrokosmos der Bundesliga allzu bequem gemacht hat, ohne zu merken, dass sie international hinterherläuft. Mats Hummels, der sich selbst nach Niederlagen noch gut findet, bekam unlängst von einem Internetportal attestiert, er sei „der langsamste Fußballer der Welt". Und Thomas Müller? Der agiert hinter den Kulissen wohl effektiver als auf dem Platz. Er galt als Hauptdrahtzieher der Spieler-Revolte gegen Carlo Ancelotti und ist wohl wieder einer der Meuterer gegen Nico Kovac.
Seine guten Spiele in den vergangenen Jahren lassen sich allerdings an einer Hand abzählen. Sicher: Die Helden von gestern haben große Verdienste. Aber sie sind auch dafür verantwortlich, dass sie nicht ihr eigenes Denkmal beschädigen.
Daher ist ein Neuaufbau alternativlos. Sieht sich Bundestrainer Löw nicht in der Lage, alte Zöpfe abzuschneiden, muss man eben bei ihm anfangen.