Die saarländischen Ringer haben derzeit „Halbzeit". Doch hinter den Kulissen rumort es. Denn der Unterbau ohne zweite Ligen missfällt vielen. Nun ist wieder eine Reform im Gespräch.
Die Ringer-Bundesliga befindet sich in der Halbzeit- und Weltmeisterschaftspause. Bis zum Wochenende finden in Budapest die globalen Titelkämpfe statt. Aus saarländischer Sicht ist Etienne Kinsinger dabei, für den es am Sonntag um Medaillen geht. Der Griechisch-Römisch-Spezialist vom KSV Köllerbach holte 2013 den Weltmeistertitel bei den Kadetten, belegte 2016 Rang zwei bei den Junioren. Für Landestrainer Frank Hartmann hat Kinsinger weitere Schritte auf dem Weg in die internationale Spitze bei den Herren gemacht.
In Köllerbach hat man das Abschneiden des Vorzeige-Athleten mit Aufmerksamkeit verfolgt. „Internationale Teilnahmen und gute Resultate sind natürlich ein gutes Aushängeschild für das Ringen und den Saarsport im Allgemeinen", sagt Thomas Geid, der Mannschaftsverantwortliche des KSV, der nach der WM erstmals auch wieder auf Kinsinger zurückgreifen kann. Denn die Gewichtsklassen, die bislang im Freistil ausgetragen wurden, werden in der Rückrunde im klassischen Stil ausgekämpft und umgekehrt. Damit gibt es innerhalb der einzelnen Mannschaften personelle Veränderungen. „Mit Etienne bekommen wir einen absoluten Siegringer dazu", sagt Geid, „ich denke, wir sind gut aufgestellt. Wir wollen natürlich den ersten Platz der Vorrundengruppe erobern, zumindest aber bester Zweitplatzierter werden. Dann sind wir im Viertelfinale gesetzt."
Deftige Niederlagen für Riegelsberg
So könnte der Vize-Meister der abgelaufenen Runde auch eine vorzeitige Neuauflage des Finales gegen Wacker Burghausen umgehen. Burghausen zählt mit Köllerbachs Vorrundengegner TuS Adelhausen zu den Top-Favoriten auf den Titel. „Wir haben in der Vorrunde gegen Adelhausen verloren, auch weil wir an diesem Tag nicht die stärkste Mannschaft aufbieten konnten", sagt Geid, „mir ist nicht bange vor der Rückrunde. Wir haben Variationsmöglichkeiten und können gegen jeden Gegner bestehen. Mit Platz zwei nach der Vorrunde sind wir voll im Soll." Das gilt auch für den AC Heusweiler. Die Mannschaft von Trainer Cacan Cakmak ist etwas überraschend zweitbestes Saar-Team, liegt mit vier Siegen derzeit auf Rang vier der Tabelle. Und es war sogar mehr drin. „Wir hatten nicht immer Glück mit den Kampfrichterentscheidungen, hätten gegen Urloffen und Hausen-Zell durchaus auch gewinnen können", sagt Cakmak, „aber wir haben auch personelle Probleme. Wenn bei uns ein Sebastian Janowski in 86 Kilo griechisch-römisch ausfällt, ist das für uns schwer zu kompensieren. Darum bin ich mit dem Saisonverlauf sehr zufrieden." Der beste Drittplatzierte der drei Vorrundenstaffeln qualifiziert sich ebenfalls fürs Viertelfinale. „Das wäre jetzt vermessen, denn die Leistungsdichte ist hoch", will Cakmak keinen Druck aufbauen, „wir denken von Kampf zu Kampf."
Nachdem der ASV Hüttigweiler in der vergangenen Saison das Achtelfinale erreicht hat – diese Runde fällt in dieser Saison weg – hatte man der Mannschaft von Trainer Christoph Gall auch diesmal zugetraut, hinter Köllerbach und Adelhausen um Platz drei in der Vorrunde mitzuringen. Doch mit gerade einmal zwei Siegen ist der ASV Siebter und damit Vorletzter. „Wir hatten einen guten Start mit dem Sieg in Hausen-Zell, auch der Derby-Sieg gegen Riegelsberg gab Auftrieb. Danach hätten wir sicher noch ein, zwei Kämpfe gewinnen können. Gegen Heusweiler und Freiburg haben wir erst im letzten Kampf verloren", analysiert Gall, „wir sind knapp unter den Erwartungen. Aber ich denke, wir stehen durch den Stilartwechsel jetzt noch einen Tick stärker." Platz drei hält Gall allerdings für nicht mehr erreichbar.
Das gilt auch für Schlusslicht KV Riegelsberg. Die konnten nur gegen die ebenso stark vom Verletzungspech gebeutelten Freiburger einen Sieg landen. Ansonsten gab es auch deftige Niederlagen wie das 2:32 in Adelhausen. „Uns fehlen verletzungsbedingt vier gestandene Athleten, die auch für Siege hätten sorgen können", sagt Edgar Paulus, der sportliche Leiter beim KVR, der aus dieser Not eine Tugend machen musste: „Lukas Rosport ist 15, Paul Riemer auch. Simon Monz ist 17. Sie ringen gegen internationale Spitzensportler und können bereits mithalten. Wir müssen auch diese Entwicklung sehen. Aber man muss auch klar sagen, dass der Stilartwechsel es für uns noch schwerer machen wird."
Ob es auch im kommenden Jahr eine dreigleisige Bundesliga aber keine zweiten Ligen geben wird, wird derweil hinter den Kulissen diskutiert. Der Deutsche Ringerbund hatte die Vereine angeschrieben und um ein Meinungsbild geworben. „Wir sind ja auch in diese Bundesliga gerutscht", sagt Hüttigweilers Trainer Gall, „ich bin mit dem Zuschauerinteresse und der Bundesliga in dieser Konstellation eigentlich zufrieden. Es gibt packende und spannende Kämpfe, nach denen die Zuschauer zufrieden die Hallen verlassen." Riegelsberg und Heusweiler genießen zwar auch das gestiegene Interesse an der Sportart und ihrem jeweiligen Verein, sehen sich aber strukturell eher als Zweitligisten. „Der KSV Köllerbach hat sich für eine erste Liga ausgesprochen mit einem Unterbau aus zweiten Ligen", erklärt Thomas Geid, „diese Regelung wäre vernünftig. Es gibt im Moment Kämpfe, da gehen Ringer nach einer Niederlage lachend von der Matte. Das ist dann eine Kirmesveranstaltung."