Das „School Kättchen Café" steht in dem kleinen Dörfchen Weierweiler. Aus einem mehr als 160 Jahre alten Lothringer Bauernhaus, das zeitweise den Kindern im Dorf als Winterschule diente, hat Raimund Repplinger ein echtes Kleinod der Gastronomie geschaffen.
Wer die Ruhe auf dem Lande sucht, ist in Weierweiler genau richtig. Das Örtchen liegt zwischen Losheim und Weiskirchen, genauer gesagt etwas südlich von Letzterem. Wir kommen nachmittags an dem schönen Anwesen an und sind sofort von diesem Haus begeistert. Ein schmuckes, altes Bauernhaus mit einem wunderschönen Garten. Mehr als 160 Jahre alt.
Ich bin verabredet mit Betreiber Raimund Repplinger, seit 1996 gehört ihm das Anwesen. „Das Gebäude School Kättchen war um 1900 das Schulgebäude von Weierweiler. Allerdings nicht im klassischen Sinne eines Schulgebäudes. Die Kinder wurden in einem Haus unterrichtet, wohin eine Lehrerin von auswärts kam. Das Dorf hat heute 220 Einwohner. Wie viele es damals waren, weiß ich nicht. Es waren sicher nicht besonders viele. Die Kinder gingen damals nur im Winter zur Schule, bis zur sechsten Klasse. Im Sommer mussten sie auf dem Feld arbeiten. Als wir das Haus kauften, wollten wir das alte Flair beibehalten. Das ganze Dorf nannte das Haus ,School Kättchen’. Die damalige Besitzerin hieß Katarina. So haben wir diese alte Geschichte mit eingefangen."
Raimund Repplinger richtete das Haus mit alten Möbeln ein. Bis heute gibt es im Gasthaus kein elektrisches Licht, gegessen wird bei Kerzenlicht. Das hat eine ganz besondere Atmosphäre. Der Hausherr stammt aus der Region um Orscholz. Nach einigen anderen Stationen in der Gastronomie kaufte er 1996 das Haus und eröffnete sein Restaurant. „Der Vorbesitzer war der berühmte Kaffeeröster Pauli Michels aus Weiskirchen. Deshalb sagen die Leute hier im Hochwald bis heute Café." So ist letztlich auch der vollständige Name entstanden, obwohl das Haus heute in erster Linie ein Restaurant ist. Mit regionaler Küche, aber auch mit internationalen Kreationen.
Café-Tradition an Sonntagen gepflegt
Ich bestelle mir einen Kaffee, der auch heute noch von Pauli Michels stammt. Sonntags wird die alte Café-Tradition gepflegt. Dann backen sie hier ihren eigenen Kuchen und laden am Nachmittag zum Kaffeetrinken ein.
Als ich zum ersten Mal von dem Haus hörte, verwies mich ein Bekannter auf die Weinkarte. Sie hat 40 Seiten. Ein anderer Bekannter schwärmte von den tollen Steaks hier. Das größte Hobby von Raimund Repplinger ist der Wein. „Wir sind bekannt für unsere Weine, haben eine ganz besondere Affinität dazu. Auch meine Lebensgefährtin und meine Mitarbeiter teilen meine Liebe zum Wein." Der Schwerpunkt liegt auf Europa und an erster Stelle auf deutschen Weinen. Vor allem Weine von der Mosel und der Pfalz finden sich hier. Doch auch Nahe, Baden und Franken sind zahlreich vertreten. Außerdem Weine aus Frankreich, Italien, Österreich und Portugal.
Wir kommen kurz auf die Saar zu sprechen und zu trinken. Ich lese Molitor, Van Volxem und Peter Lauer. Es würde den Rahmen sprengen, die gesamte Weinkarte vorzustellen, aber an einigen Vertretern kann der Kenner deutlich erkennen, dass hier ein absoluter Fachmann am Werke ist. Ich finde die Namen Chinon, Vieilles Vignes, Domaine des Clos Godeaux – ein exzellenter Rotwein. Wenn Sie mittags in ein Bistro in Paris gehen, stellen Sie fest, dass die Gäste die Roten von der Loire trinken. In Deutschland sind diese fast unbekannt, die Deutschen trinken die Weißen von der Loire aus der Sauvignon-Blanc-Rebe. Von daher Chapeau für diese Zusammenstellung.
Beste Steaks sind das Aushängeschild
Auch die Auswahl der Speisen ist vielfältig, reicht von Kleinigkeiten zu einem Gläschen Wein bis zu einem opulenten Mahl. Etwa ein Ziegenkäse, auf dem Grill leicht gratiniert, mit etwas Honig, Kartoffelpuffer mit Apfelmus oder eine Platte mit Antipasti. Viel Regionales aus dem Saarland findet sich hier. Etwa gefüllte Klöße, Geheirade, Hoorische, Rindfleischsuppe mit Markklößchen, hausgemachte regionale Eintöpfe. Aber auch eine Gemüselasagne oder kalt aufgeschnittenes Roastbeef mit Remoulade und Bratkartoffeln.
Und exzellente Steaks. Das Fleisch stammt aus Argentinien. Es wird so oft nachgefragt, dass es die Menge, die im Saarland an gutem Rindfleisch geschlachtet wird, weit übersteigt. Und das in Weierweiler – dem 220-Seelen-Dorf. Die Gäste kommen aber auch für eine französische Bouillabaisse. Nicht zu vergessen die Dessertkarte: Nach eigenen Angaben gibt es hier den „weltbesten Schokoladenpudding mit Kirschragout und hausgemachter Sahne." Ich fand ihn ganz toll. Überhaupt war alles, was ich hier goutiert habe, tadellos.
Das Restaurant ist ein Familienbetrieb. In der Küche steht der Sohn von Repplingers Lebensgefährtin, Tim Recktenwald. Der 30-Jährige organisiert seit drei Jahren vom Einkauf bis zum Kochen alles selbstständig. Hat mir sehr gut gefallen. Als ich „School Kättchen Café" Ende September besuchte, standen noch jede Menge Zelte vom Vortag ums Haus herum aufgebaut. Denn immer um diese Zeit findet hier eine ganz besondere Veranstaltung statt, eine Benefizveranstaltung. Vor zehn Jahren rief Raimund Repplinger mit seinem Freund Hubert Zimmer und dem Rotary-Club Lebach-Wadern dieses Projekt ins Leben. Rabea Lang, eine junge Lehrerin aus dem Landkreis Merzig-Wadern, ging damals nach Bolivien und gründete eine Schule für Arme. Der Schulbesuch in Bolivien kostet Geld, und nicht jede Familie verfügt über das nötige Schulgeld für ihre Kinder.
Kochen für den guten Zweck
Repplinger erzählt: „Wir kochen für diese Schule in Bolivien und helfen damit Straßenkindern. In den zehn Jahren haben wir grob geschätzt mehr als 200.000 Euro überwiesen. Ohne diese Überweisungen wäre die Schule nicht zu halten." Gekocht wird im Kochclub. Jeder Gast bezahlt 40 Euro, davon gehen 20 Euro sofort nach Bolivien. Mittlerweile ist sogar der Rotary Club aus dem Kanton Wallis Partner des Projektes, und alle Lieferanten spenden etwas. Ein Feuerwerk an kulinarischen Spezialitäten für einen ganz tollen Zweck. Das hat mich sehr beeindruckt.
Am Ende meines Besuchs waren wir noch in der Vinothek, dem „Wein Kättchen". Das ist ein Raum für Gruppen oder Weinproben und für ungefähr 20 Personen. Hier kann man die Weine sehen, probieren und auch eine fachliche Beratung steht zur Verfügung. Und man kann auch à la Carte bestellen, wie im Stammhaus. Ich sagte ja schon: ein ganz besonderes Haus.