Ach ja, der ultra-produktive Giora Feidman. Selbst der größte Fan wird nicht zwingend jedes Album des jüdischen Meister-Klarinettisten im Regal stehen haben. Nun, aber dieses hier sollte unbedingt dabei sein, auch wenn der recht triviale Album-Titel womöglich etwas abschreckt …
Giora Feidman hat ja immer schon gerne die inspirierende Begegnung mit anderen Genres gesucht. Er hat sich mit Jazzern, Klassikern und auch Folkies verabredet, meist am Ende auch Alben eingespielt – und die Bühnen mit ihnen geteilt.
Warum aber ist „Klezmer For Peace" ein ganz besonderes Werk im wirklich umfangreichen Katalog des Künstlers geworden? Zunächst: Es ist die Konstellation. Drei türkische Musiker treffen drei israelische. Kastentrommel, Zither und Gitarre treffen Harfe, Saxofon und Klarinette, Rhythmus trifft Melodie, Musikalität trifft Emotion, Puls trifft Schwelgen.
Es ist herrlich, weil sich all das so schön befruchtet, vermeintliche Gegensätze mit großer Leidenschaft und Finesse aufgehoben werden. Kurzum: Orient trifft Klezmer – auch in der Songauswahl – mit beeindruckender Selbstverständlichkeit. Zudem hat wohl noch keines seiner Werke den nunmehr 83-jährigen in solch großer Bescheidenheit (cooler wäre wohl der Begriff Understatement …) präsentiert. Flüstern konnte seine Klarinette ja immer, doch so zurückgenommen hat sie nie agiert.
Das Musizieren wird phasenweise komplett den Mitstreitern überlassen, und sogar die Kastentrommel darf solistisch glänzen. Auf Kosten der Intensität geht das keineswegs, Feidmans beseeltes Spiel steht trotzdem unüberhörbar im Zentrum dieses 16-Lieder-Reigens. Und trotz der infizierenden Unaufgeregtheit finden die Klänge ganz leicht und formschön zueinander. „Lang lebe Giora, und lang lebe seine Klezmer-Musik!", wusste ja schon Leonard Bernstein, als Feidman Anfang der 70er-Jahre den Sprung vom Israel Philharmonie Orchestra in eine Solo-Karriere wagte. For Peace – für den Frieden hat er immer schon gespielt. Leider offenbart die bevorstehende Tour Anfang 2019 (noch) keine Daten ganz in der Nähe …