Nicht erst seit dem Weltmeistertitel im Jahr 2014 sind deutsche Spieler auf der ganzen Welt gefragt. Ein Spieler wie Mesut Özil wurde schon nach der WM 2010 von Real Madrid abgeworben. Vor allem in der Premier League tummeln sich immer mehr deutsche Spieler. Doch auch in Luxemburg, Portugal, Serbien und China gibt es Fußballer mit einem deutschen Pass.
Die Stars
Der erfolgreichste Spieler, den Deutschland im Ausland zu bieten hat, ist Toni Kroos. Damals für 25 Millionen Euro zu Real Madrid transferiert, ist er für viele der größte Fehler, den Bayern München unter Pep Guardiola gemacht hat. Momentan läuft es zwar mehr als bescheiden mit Real, trotzdem gewann er dreimal in Folge die Uefa-Champions-League – als unumstrittener Stammspieler und wichtiges Puzzleteil im Ensemble des ehemaligen Trainers Zinédine Zidane. Von vielen als „Querpasstoni" abgestempelt, ist Kroos einer der wenigen, der es schaffte, sich über Jahre bei dem wohl größten Club der Welt durchzusetzen und enorme Erfolge zu feiern. Auf demselben Weg scheint momentan Marc-André ter Stegen angekommen zu sein. Der hat sich, nach einem Jahr mit nur sporadischen Einsätzen, zum absoluten Stammtorhüter beim FC Barcelona gemausert und ist dort in keinem Fall mehr wegzudenken. Seine Leistungen waren und sind so beständig, dass ter Stegen am lange unantastbaren Status von Manuel Neuer rüttelte. Nicht wenige forderten, mit ter Stegen statt Neuer in die Weltmeisterschaft zu starten. Auf dem besten Weg in die Weltspitze sind derweil zwei Deutsche, die bei Manchester City unter Vertrag sind. Leroy Sané, der mit seinen Leistungen in der deutschen Nationalmannschaft noch nicht überzeugen konnte, war im Starensemble von Pep Guardiola im letzten Jahr ein wichtiger Bestandteil, gewann völlig zu Recht den Preis des besten jungen Spielers der Premier League. In der aktuellen Saison stagniert die Leistung des Wuschelkopfs ein wenig, aber trotzdem bleibt er auf dem Weg zur Weltklasse. Ebenfalls ein wenig unterschätzt wird Ilkay Gündogan. Im vergangenen Jahr war er unumstrittener Stammspieler als die Rekordmeisterschaft der Citizens gefeiert wurde, ihm hängen in Deutschland seine lange Verletzungshistorie und das Erdogan-Foto noch ein wenig nach. Bei einem genauen Blick auf die Leistungen eines Mesut Özils darf über die Zugehörigkeit in die Weltspitze durchaus diskutiert werden. In einem Spiel zerlegt er Leicester City im Alleingang, in einem anderen wird er nach 50 Minuten ohne nennenswerte Aktion ausgewechselt. Dennoch, die Zahl seiner Torvorlagen im Dress von Real Madrid und mittlerweile Arsenal London sind im Rekordbereich angekommen. Als deutscher Nationalspieler ist Julian Draxler eigentlich in dieser Kategorie anzusiedeln, seine Spielzeit in Frankreich bei Paris Saint-Germain rechtfertigt das nicht. Auch wenn mit Neymar und Kylian Mbappé zwei der besten Spieler der Welt auf seinen Positionen spielen, kann dies nicht der Anspruch eines Nationalspielers sein. Ebenfalls zu den Stars zu zählen ist Bastian Schweinsteiger. Mit seinem Wechsel in die USA hat er seinem Profil noch einmal mehr Tiefe verliehen.
Die Engländer
Neben den bereits erwähnten in der Premier League aktiven Profis sind dort auch noch einige andere zugange. Beim Tabellenschlusslicht spielt mittlerweile ein Weltmeister, denn Erik Durm verdient inzwischen in Huddersfield Town sein Geld. Ebenfalls aktuell ist auch noch die Wechselposse von Max Meyer, dem ehemaligen Schalker. Ein Top-Club sollte es sein, es wurde Crystal Palace. Die Arsenal-Fraktion um Özil und Shkrodan Mustafi bekam im Sommer neuen Zuwachs. Bernd Leno streitet sich nun mit Petr Cech um den Platz im Tor. Mittlerweile Stammspieler beim FC Chelsea ist Antonio Rüdiger. Neben David Luiz hat er sich in der Hintermannschaft der Blues endgültig festgespielt. Stammspieler seit seinem ersten Spiel ist auch Pascal Groß, der ehemalige Ingolstädter, der mittlerweile bei Brighton Hove Albion die Fäden im Mittelfeld zieht. Ein Rückkehrer in die Premier League ist André Schürrle. Für den FC Chelsea war er schon vor Jahren am Ball, mittlerweile kickt er beim FC Fulham. Ein verheißungsvolles Talent war damals auch Moritz Leitner, sein Weg führte ihn in die zweite englische Liga zu Norwich City. Dort trifft er auf Jens Hegeler, der bei Bristol City unter Vertrag steht.
Die Exoten
In jeder Aufstellung über deutsche Legionäre durfte ein Name nie fehlen. Marko Marin. Selbst Fußballexperten konnten bei der Frage durcheinandergeraten, wo der einstige „deutsche Messi" mittlerweile sein Geld verdient. Gladbach, Bremen, Chelsea. Die Londoner liehen ihn dann insgesamt viermal hintereinander aus, bis er dann zu Olympiakos Piräus wechselte, nur um nach zwei Jahren dann zu Roter Stern Belgrad zu wechseln, wo er nun aktiv ist. Ein Spieler der definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient hat, ist Odysseas Vlachodimos. Der in Stuttgart ausgebildete Torwart schaffte innerhalb Deutschlands nie den Durchbruch, wechselte dann zu Panathinaikos Athen, um nun als Stammtorwart von Benfica Lissabon Champions League zu spielen. Die weitere Entwicklung des 24-Jährigen darf mit Spannung verfolgt werden. Mittlerweile treibt ebenfalls ein Deutscher mit Dudelange sein „Unwesen" in der Europa League. Marc André Kruska, ehemaliger Dortmunder, schaffte mit dem kleinen Club aus Luxemburg den Sprung ins internationale Geschäft. Weniger erfolgreich läuft es derzeit für Lukas Podolski in Japan. Durch viele Verletzungen und Sperren kommt er in dieser Saison nur auf drei geschossene Tore. Im kalten Russland lässt derweil Weltmeister Benedikt Höwedes seine Karriere ausklingen. Bei Lokomotive Moskau gelang ihm gleich etwas für die Geschichtsbücher, er schoss im Stadtderby gegen ZSKA Moskau den Siegtreffer. Schlechter läuft es für den einmaligen Nationalspieler Marvin Compper, der mittlerweile bei Celtic Glasgow unter Vertrag steht, dort aber keine Chance erhält. Einen deutschen Profi gibt es auch in China. Felix Bastians spielt bei TJ Teda in der chinesischen Super League und traf dort in 25 Spielen einmal. Sein Trainer dort ist Uli Stielike, der ehemalige Nationaltrainer der Elfenbeinküste. In Down Under, genauer gesagt bei Melbourne Victory, ist Georg Niedermeier aktiv. Dort stand er bisher aber nur zweimal auf dem Platz.
Bei einem Blick auf alle deutschen Legionäre im Fußball kommen zudem verblüffende Zahlen zum Vorschein. Ganze 212 deutsche Fußballer treiben sich in den Vereinigten Staaten herum, damit sind die USA einsame Spitze. Dabei handelt es sich aber nicht nur um professionelle Fußballer. Viele junge Deutsche zieht es mittlerweile in die College-Ligen der Vereinigten Staaten, wo sie mit einem Stipendium Fußball und Studium miteinander verbinden können. Auf Platz zwei und drei finden sich unsere Nachbarn aus Österreich und der Schweiz wieder. Die Deutschen mit dem höchsten Marktwert spielen, wie es zu erwarten war, in Frankreich, Spanien und England.
Interessant an dieser Statistik ist das mangelnde Interesse an einem Verein der italienischen Serie A. Bis weit in die Neunziger galt es als das Nonplusultra, im Süden Europas zu spielen. Der Augsburger Helmut Haller spielte von 1962 bis 1971 beim FC Bologna und später bei Juventus Turin. Zur gleichen Zeit wurde Karl-Heinz Schnellinger beim AC Mailand zum Weltstar. Lothar Matthäus, Andi Brehme, Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Matthias Sammer und Thomas Häßler zählten später zur letzten großen Italien-Generation. Auch Andreas Möller und Thomas Doll wagten den Schritt über die Alpen. Zuvor ließen Karl-Heinz Rummenigge und Hans Peter Briegel ihre Karriere dort mehr oder weniger ausklingen. Oliver Bierhoff wurde Ende der Neunziger gar Torschützenkönig der Serie A. Und heute? Immerhin noch sechs Spieler sind in Italien aktiv. Allen voran die Nationalspieler Sami Khedira und Emre Can, die bei Juventus auf Punktejagd gehen. Amin Younes ist beim SSC Neapel, Robin Gosens bei Atalanta Bergamo. Koray Günter spielt beim CFC Genua und Gianluca Gaudino bei Chievo Verona. Dessen Vater Maurizio, Sohn
italienischer Einwanderer, spielte übrigens nie in der Heimat seiner Eltern.