Ein totes Kind, zwei Schlaganfälle, ein Herzinfarkt und eine Nahtoderfahrung waren es, wegen denen der als Fernsehkoch bekannte Horst Lichter sein Leben veränderte. So erzählte er es 2007 in seiner Autobiografie „Und plötzlich guckst du bis zum lieben Gott. Die zwei Leben des Horst Lichter".
Nun legt er mit „Keine Zeit für Arschlöcher! … hör auf Dein Herz" eine Art Fortsetzung vor. Darin geht der Moderator und Entertainer seiner anderen Seite auf die Spur. Denn dass der unterhaltsame Hallodri, dem kein kesser Spruch zu verwegen ist, auch eine nachdenkliche und verletzliche Seite hat, darauf ist die „Koch-Witzfigur", wie ihn „Der Spiegel" einst verspottete, selbst erst spät gekommen, wie er schreibt.
In locker-leichtem Duktus und mit viel Selbstreflexion benennt er den Tod seiner Mutter als zweiten großen Wendepunkt in seinem Leben. 2013 war es, als er beschloss, Urlaub zu machen. Zweieinhalb Monate sollten es sein, in denen er „nix, nothing, niente" machen wollte. Ausgerechnet an seinem letzten Arbeitstag teilt ihm seine Mutter mit, dass man etwas bei ihr gefunden habe: „Das könnte Krebs sein."
Tatsächlich, so stellt sich heraus, ist der Tumor bösartig und hat bereits in Lunge und Niere gestreut.
Lichter lässt mit der richtigen Mischung aus Pathos und selbstkritischer Analyse die Begleitung in den Tod Revue passieren. So beschreibt er seinen Eindruck, dass er es seiner Mutter nie so wirklich recht machen konnte, bemängelt auch nicht genügend gemeinsame Zeit.
Horst Lichter geht mit sich und anderen ins Gericht, erzählt von seiner Beziehung zu Johann Lafer, mit dem er mehr als zehn Jahre in „Lafer! Lichter! Lecker!" zu sehen war. „Aneinander abgeschliffen und verbraucht" sei man irgendwann gewesen – und auch keine wirklichen Freunde.
Kompromisse sei Lichter zu oft eingegangen, nun begebe er sich auf eine Reise, auf der jeder Fahrgast gern willkommen ist. „Aber die Regeln für die Beförderung mache ich", so Lichter.