Der Saarländer Yves Kunkel hat sich längst in der Handball-Bundesliga etabliert. Seit dieser Saison spielt er bei der MT Melsungen. Dort muss er sich den Job auf Linksaußen teilen.
Handball-Profi Yves Kunkel hat schon ein paar Vereins- und Wohnort-Wechsel hinter sich: Von Völklingen nach Minden (2013 bis 2015), dann Balingen (2015 bis 2017), dann Leipzig (2017/2018). Im Sommer wechselte der 24-jährige Saarländer zur MT Melsungen. Die sportliche Anpassung ist immer wieder eine neue Herausforderung: „Natürlich ist es am Anfang immer wieder was Neues. Vor allem, bis man die Abläufe richtig draufhat und weiß, wie sich die Mitspieler bewegen und verhalten und welche Entscheidungen sie häufig treffen", weiß Kunkel, „Das dauert natürlich seine Zeit. Aber ich denke schon, dass ich auf einem guten Weg bin, mit meinen Mannschaftskameraden gut zusammenzuspielen." Auch außerhalb der Halle läuft es bei dem Linksaußen rund: „Alles ist gut. Der Umzug hat reibungslos geklappt. Wir fühlen uns hier wohl, sind gut versorgt", sagt er. Zusammen mit seiner Freundin Selina wohnt Kunkel, der nebenbei Sportmanagement studiert, nahe Kassel, wo die MT ihre Heimspiele austrägt. Zur Trainingshalle in Melsungen braucht er mit dem Auto 20 bis 25 Minuten. „Für die Anfahrt zum Training bilden wir Fahrgemeinschaften. Das hat mir sehr geholfen, Anschluss zu finden", erklärt Kunkel, „Dadurch haben wir uns im Auto von Anfang an gut und lange unterhalten, und so habe ich die Jungs schnell kennengelernt." Seine Freundin Selina, mit der er seit dem 8. Juli verlobt ist, fand in unmittelbarer Nähe auf Anhieb eine Beamtenstelle als Lehrerin. Noch in diesem Jahr, am 28. Dezember, werden die beiden standesamtlich heiraten. „Das passt ganz gut", verrät Kunkel und meint damit nicht nur die steuerlichen Vorteile, die damit noch rückwirkend für das Jahr 2018 gelten: „Wir haben am 27. Dezember noch ein Heimspiel, zu dem ich die Familie eingeladen habe. Am Tag darauf heiraten wir hier im Rathaus", erklärt er. Die kirchliche Trauung findet dann am 21. Juni 2019 statt.
Hochzeit im Dezember
Eng verbunden ist Yves Kunkel nicht nur mit Selina, sondern auch mit Michael Allendorf. Mit dem 32-Jährigen und damit acht Jahre älteren Teamkollegen teilt sich der Saarländer die Einsatzzeit auf Linksaußen. Allendorf ist seit acht Jahren in Melsungen und hat seinen Vertrag gerade bis 2021 verlängert. Er sieht in Yves Kunkel „einen unglaublich netten Typen", mit dem es sich gut zusammenspielen lässt. Diese Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit: „Wir kommen sehr gut miteinander aus und können beide ganz gut damit leben, dass wir uns die Einsatzzeit teilen. Ich kann noch einiges von ihm lernen, er hat ja schon einige Jahre in der ersten Liga hinter sich", sagt Kunkel, der auch die Vertragsverlängerung des frisch gebackenen Vaters begrüßt: „Das ist auch für mich ganz gut." Ins Stocken gerät das Beschreiben seiner großen Zufriedenheit, wenn Kunkel auf die Torausbeute angesprochen wird. Nach 171 Treffern für HBW Balingen-Weilstetten in der Saison 2016/2017 (Quote: 5,5 pro Spiel) und 116 (3,3) für den SC DhfK Leipzig in der vergangenen Spielzeit steht der Völklinger bisher erst bei 18 Toren aus elf Spielen und damit einer Trefferquote von unter zwei pro Spiel. Die vermeintlich gute Nachricht: Seinem Linksaußen-Kollegen Michael Allendorf geht es mit 19 Treffern auch nicht viel besser. „Ich weiß nicht, woran es liegt, aber wir werden nicht oft freigespielt und bekommen daher relativ wenige Chancen", erklärt er, gibt aber auch selbstkritisch zu: „Mit meiner Chancenverwertung bin ich nicht zufrieden. Hier habe ich noch Luft nach oben. Wenn man dann von drei Chancen noch eine verwirft, sieht das natürlich doof aus. Es kommen aber bestimmt wieder andere Zeiten, in denen die Linksaußen wieder mehr gebraucht werden." Beim torreichen 36:29-Sieg beim TSV Hannover-Burgdorf Anfang November kamen beide nicht einmal zu einem einzigen Torwurf. „Wir hatten quasi komplett ohne Linksaußen gespielt. Das ist schon frustrierend", gesteht Kunkel, „Ich habe mich danach mit Michael unterhalten, und wir hatten beide schon lange kein Spiel mehr gehabt, in dem wir über 60 Minuten rauf und runter gelaufen sind, ohne einen einzigen Torwurf zu haben. Ich hoffe, dass sich das irgendwann mal ändert." Trotzdem ist der Zusammenhalt im Team laut Michael Allendorf „so groß wie noch nie." Mit Platz sieben liegt die Melsunger Turngemeinde 1861 auf Kurs mit Blick auf das Saisonziel „erste Fünf": „Es waren Höhen und Tiefen dabei, aber gerade in Hannover war das, was wir spielerisch abgeliefert haben, richtig gut", findet Kunkel: „Dafür haben wir beim THW Kiel (20:37, Anm. d. Red.) und bei den Rhein-Neckar Löwen (26:34) nicht gerade geglänzt. Aber so langsam grooven wir uns ein."
Ein konkretes persönliches Saisonziel hat Yves Kunkel nicht. „Ich möchte ein wichtiger Teil der Mannschaft werden", sagt er. Das gilt nach wie vor auch für die Nationalmannschaft. „Natürlich schiele ich immer noch dorthin, und es bleibt ein Ziel, wieder dorthin zu kommen", sagt der 24-Jährige, der seit seinem Debüt 2015 nur auf drei Einsätze kam und zuletzt nicht mehr berücksichtigt wurde. Auch nicht bei der Nominierung des Kaders für die Weltmeisterschaft im Januar in Deutschland und Dänemark. An einer Heim-WM für sein Land teilzunehmen ist der Kindheitstraum eines jeden Handballers. Für Kunkel ist er sehr wahrscheinlich geplatzt. „Das ist zu kurzfristig, um doch noch reinzurutschen", weiß er, zumal die Konkurrenz auf Linksaußen denkbar groß ist. Kapitän Uwe Gensheimer von Paris Saint-Germain ist gesetzt, und Mathias Musche vom SC Magdeburg spielt eine überragende Saison. Musche ist mit 113 Toren nach zwölf Spielen mit 40 Toren Vorsprung Führender der Torjägerliste. Aufgeben wird Kunkel jedoch nicht: „Ich sehe zu, dass ich nächstes Jahr wieder dabei sein kann", kündigt er an.