In der vergangenen Woche hat das Sportgericht der Regionalliga Südwest ein erstaunliches Urteil gefällt. Weil beim jüngsten Regionalliga-Heimspiel gegen den FK Pirmasens zumindest zwei Wormatia-Anhänger den Stadioninnenraum betreten hatten und ein Fan gar FKP-Trainer Peter Tretter attackiert hatte, hat das Gericht als Strafmaß unter anderem beantragt, dass dem Verein in der Regionalligatabelle ein Punkt aberkannt werden soll. Das Urteil überrascht insofern, als dass wenige Tage vorher der SV Waldhof Mannheim angekündigt hatte, gegen den Abzug von drei Zählern vor das Landgericht Frankfurt zu ziehen. Zur Erinnerung: In der Endphase des Aufstiegsspiels gegen den KFC Uerdingen hatten Mannheimer Anhänger derart randaliert, dass der Schiedsrichter das Spiel vorzeitig beenden musste. Der SV Waldhof argumentiert – durchaus nachvollziehbar – dass eine solche Sanktion in den Statuten des Deutschen Fußball-Bundes nicht festgelegt sei. Auf der anderen Seite hat der Verband das Recht und die Pflicht, dafür zu sorgen, dass seine Spiele ordnungsgemäß über die Bühne gehen. Dass eine Fan-Gruppierung sich herausnimmt, zu entscheiden, wann und ob ein Spiel zu Ende gespielt wird, ist anmaßend. Insofern würde auch dem SV Waldhof Mannheim etwas mehr Demut gut zu Gesicht stehen. Mit dem Wormser-Urteil bekräftigt der Verband, dass er einen neuen Weg gehen will. Er sperrt nicht mehr ganze Stadionbereiche, sondern er regiert ins Sportliche rein. Die Argumentation ist klar: Er will die Anhänger dort treffen, wo es am meisten weh tut. Und das ist nun mal die Tabellensituation.
Sportliche Nachteile des eigenen Teams wollen nicht einmal die hartgesottensten Ultras. Das Problem dabei: Es gibt bisher keine klare Regelung. Was soll künftig wann sanktioniert werden? Diese Frage muss der DFB glaubhaft und transparent beantworten. Glaubwürdigkeit muss auch dadurch entstehen, dass man die neuen Sanktionen nicht nur gegenüber Regionalligisten, sondern auch in höheren Ligen trifft. Und: Eingriffe ins Sportliche sollten natürlich absolut die Ultima Ratio bleiben. Sonst ist der Willkür Tür und Tor geöffnet.