Im Schnee herumtollen, viele super gepflegte Pisten hinunterschwingen, dazu Feines auf den Tellern, insgesamt ein Rundum-Erlebnis. Genau das bietet das Südtiroler Grödental inmitten des Unesco-Welterbes Dolomiten.
In dieser einzigartigen Landschaft des Grödentals in Südtirol strahlt jährlich an rund 300 Tagen Italiens Sonne vom blauen Himmel und lässt auch den Schnee leuchten. Solch gutes Licht freut die Skiläufer ebenso wie die zahlreichen Wanderer und Spaziergänger, die sich auf ihre Weise in dieser großartigen Gegend erholen. Eine beliebte Bleibe ist das auf 1.563 Meter gelegene Wolkenstein zu Füßen des gewaltigen Sella-Massivs. Wie ein Schutzschild bewacht diese Bergwand den schönen Ort mit dem roten Kirchturm. Dieses Gebirgsmassiv zu umrunden, reizt im Sommer die Wanderer und Biker. Im Winter ist die Sellaronda für Skiläufer das absolute Highlight. Im oder gegen den Uhrzeigersinn lässt sich die Umrundung absolvieren. Die Strecke im Uhrzeigersinn ist orange ausgeschildert, die entgegengesetzte Tour grün, und beide führen über vier Pässe. Die rötliche Variante wird wegen der besonders perfekten Bergbahnen-Anschlüsse zumeist bevorzugt und ist auf Anraten unserer Begleiterin Christina nun auch unsere Wahl.
Start ist um 8.30 Uhr, um unterwegs genügend Zeit für einen Drink oder eine Mahlzeit zu haben. Die letzten Lifte, die mitunter schon gegen 15.30 Uhr den Betrieb einstellen, müssen noch erwischt werden, denn die Rückkehr per Taxi geht ins Geld. Also mit Schwung hinein in dieses orange markierte Ski-Abenteuer. Ab Wolkenstein geht’s zunächst über den 2.137 Meter hohen Passo Gardena (das Grödner Joch) und danach über die bekannten Skidörfer Colfosco und Corvara zum Passo Campolongo (auf 1.875 Meter). Also stets munter hinunterschwingen in die Täler Gröden, Alta Badia, Arabba und Fassa. Das ist einfach zum Jubeln. Doch bitte bloß nicht das Anhalten vergessen, um das faszinierende, stets wechselnde Panorama zu bewundern.
Das Bergan übernehmen moderne Aufstiegshilfen, so zur dritten Station, dem Passo Pordoi – dem 2.239 Meter hohen Pordoijoch. Spätestens dort ist die Pause ein Muss, um die 3.342 Meter hohe Marmolata, die Königin der Dolomiten, gebührend zu würdigen, die ebenfalls fabelhafte Abfahrten bietet.
Diese Erkundung braucht jedoch einen Extra-Tag. Jetzt – „first things first" – müssen wir noch den Passo Sella (das Sellajoch) per Bergbahn packen, um über Plan de Gralba zurück nach Wolkenstein und ins „Gran Baita Sport & Wellness" (www.hotelgranbaita.com/de/hotel-wolkenstein.html) zu kommen, wo nach diesem Supertag das Spa und ein fabelhaftes Abendessen warten.
Generell reichen für die Sellaronda mittlere Skifahrerkenntnisse, dennoch ist Kondition vonnöten. Auf der orangefarbenen Strecke überwinden die Aufstiegsanlagen zwar 13.518 Höhenmeter, doch die Abfahrten summieren sich auf immerhin 23,1 Kilometer. In der grünen Richtung müssen die Beine 22,95 Kilometer leisten. Ganz Geschwinde, die keine Pausen einlegen, schaffen die Sellaronda angeblich in rund zwei Stunden. Aber warum solche Hast? Es gibt unterwegs so vieles zu bestaunen, wie die beiden Dreitausender, den Piz Boé und den Langkofel (auf Italienisch Sassolungo). Am Fuß dieses hoch aufragenden Riesen steht die „Comici"-Hütte, bekannt als die Fischhütte der Dolomiten. Täglich werden Frischfisch und Meeresfrüchte von der Adria herbei geflogen.
Diverse Events in der Wintersaison
Ebenso verblüffend ist die Eigenkreation „Gin 8025" in der „Sofie-Hütte", die außerdem mit dem höchstgelegenen Weinkeller der Dolomiten punktet. Auf diesem sonnigen Hochplateau namens Seceda-Alm wetteifern insgesamt 16 Hütten – von insgesamt 60 im Grödental – um die Gunst der Gäste, darunter auch die gemütliche „Baita Trojer". Architektur und Tradition liebende Wintersportler speisen hingegen gern in der fein restaurierten „Baita Costamula" oberhalb von St. Ulrich (Ortisei). Die Familie hat einen Millionenbetrag investiert, um diese urwüchsige Hütte denkmalgerecht aufzumöbeln.
Jedenfalls gehören Genuss-Skifahren wie auf der Sellaronda und genussreiche Mahlzeiten auf den Hütten in dieser Gegend zusammen, darauf legen die Gäste aus aller Welt großen Wert. Aus gutem Grund ist das Grödental Mitglied der „Leading Mountain Resorts of the World" – einem Netzwerk von Ferienorten, die für ihre ausgezeichnete Qualität stehen.
Zu den Gourmet-Restaurants in luftiger Höhe zählt auch das „L’angolino Passo Sella". „Florentina" steht draußen auf der schwarzen Tafel. Das bedeutet Bistecca alla Florentina und ist das allerfeinste Rinderfilet. Lächelnd hält Chefkoch Valerio De Tullio sogleich eine Rinderkeule hoch, aus der das zarte Fleisch geschnitten und dann nach Wunsch gegrillt wird. Doch überall gibt es auch einfachere und dennoch wohlschmeckende Gerichte, die das Familienbudget nicht überstrapazieren.
Dermaßen gestärkt und auf der Sellaronda bereits gut trainiert, wagen wir uns tags darauf an die berühmt-berüchtigte 3,4 Kilometer lange Weltcup-Piste Saslong, die von der Seilbahnstation Ciampinoi zu Füßen des Langkofels ins Tal führt. Jedes Jahr kurz vor Weihnachten wetteifern dort die Besten um Weltcup-Punkte. Für diese Cracks wird die Abfahrt vereist, um höhere Geschwindigkeiten zu ermöglichen. Danach wird sie jedoch für die „normalen" Downhill-Fans wieder entschärft. Steil ist sie an einigen Stellen nach wie vor, aber breit genug, um in weiten Schwüngen die 839 Höhenmeter sturzfrei zu bewältigen. Wir haben’s geschafft und strahlen übers ganze Gesicht. Generell sind es diese perfekt gepflegten, zumeist herrlich breiten Pisten, die das Skilaufen im Grödental für Große und Kleine so vergnüglich machen, sei es auf 57 blauen (leichten) oder 79 roten (mittelschweren) Strecken. Die Wilden können ihr Mütchen auf elf schwarzen (schwierigen) Abfahrten kühlen, um sich davor oder danach in der neuen Zehner-Kabinenbahn „Sassolungo" auf breiten beheizten Sitzen die Beine und den Po zu wärmen. Warme Muskeln leisten bekanntlich mehr. Anderen wird es auf Loipen und Rodelbahnen sowie bei diversen Events warm. Und davon gibt es laut Veranstaltungskalender in der Wintersaison vom 6. Dezember bis zum 7. April nächsten Jahres jede Menge.
Da 98 Prozent der Pisten beschneibar sind, ist der Skilauf bis Anfang April gesichert. Die Öffnung der Sellaronda erfolgt bei ausreichender Kälte voraussichtlich am Donnerstag, 6. Dezember, am Nikolaustag. Dass er auch schon reichlich Naturschnee mitbringt, hoffen natürlich alle.