Das „Ivica" in Saarbrücken ist vieles: Sportsbar, Wirtshaus und Restaurant. Ivica Skopljanac und seine Frau Mare setzen dabei auf kroatische Grillspezialitäten und saarländische Klassiker.
Gleich unterhalb des Saarbrücker Schlosses, in der Altneugasse, betreibt Familie Skopljanac seit 13 Jahren ihr Restaurant „Ivica". Eigentlich ist das Gasthaus alles: Sportsbar, Wirtshaus, Restaurant. Manche sagen, es sei auch die Sozialstation des Viertels. Einfach der Ort, wo man seine Nachbarn treffen kann. Fußball läuft hier oft. Wann immer ein Spiel übertragen wird, drängen sich die Leute am Tresen. Oder bei gutem Wetter auch im Garten. So war das etwa bei der Weltmeisterschaft in Russland. Mit jedem guten Spiel der kroatischen Nationalmannschaft wuchs die Zahl der Fußballfans, die hier gemeinsam schauten. Ivica Skopljanac erinnert sich noch gut: „Bei der WM habe ich auf unserm alten, kleineren Grill schon mal ein Spanferkel oder ein Lamm gegrillt." Das kam bei allen Gästen gut an. So gut, dass er bald schon einen größeren Grill brauchte. Also fuhr er nach der Weltmeisterschaft nach Kroatien und fand dort eine Firma, die ihm einen Grillschrank baute, wie er ihn sich vorstellte: mit Schamottesteinen und einer Stahlplatte. Diese Art von Grills haben in Kroatien eine lange Tradition – ein riesengroßer Schrank mit Kamin und drei großen Spießen, speziell konstruiert für Lamm, Wildschwein oder Hähnchen. Auch die sogenannte Peka darf nicht fehlen. Unter dieser handgeschmiedeten Glocke befindet sich eine Terrine – die Kroaten sagen dazu Seemannsteller. Alles, was man in einem Backofen machen kann, geht unter der Glocke auch.
Ivica Skopljanac erzählt von einer jahrhunderetalten Tradition der kroatischen Küche: „Peka ist kroatisch und kommt vom Wort peci, das heißt backen. Alles, was andere im Backofen machen, machen wir seit Jahrhunderten in der Peka. Etwa unser Brot. Unter diese Glocke kommen für ein Festmahl auch Kartoffeln, Gemüse, Kräuter und Fleisch. Oder Fisch und Meerestiere. Es ist die altmodische Art für Schmorgerichte."
Die Glocke wird mit heißer Glut und Asche bedeckt. Darunter gart das Gericht dann langsam vor sich hin. Das schont die Aromen. In Südkroatien lieben die Leute das, weil die Gerichte so sehr geschmackvoll und intensiv schmecken. Es ist allerdings sehr arbeitsintensiv, weswegen viele Kroaten dies nicht mehr so oft zuhause machen. Sie gehen lieber in eine Taverne, auch Konobas genannt, und bestellen dort. Konobas findet man vor allem an der Adriaküste.
Bei „Ivica" wird seit einigen Wochen dieser Grillschrank befeuert. Manchmal mitten in der Woche, aber vor allem samstags auf Vorbestellung. Saftiges Kalbfleisch, Lamm, Spanferkel oder Oktopus werden am meisten nachgefragt.
Familie Skopljanac stammt aus Kroatiens Süden, aus Dalmatien genauer gesagt. Aus Kastela, nicht weit von Split. Wie in jedem Land ist die Küche je nach Landstrich immer etwas anders. Wenn jemand beispielsweise zum ersten Mal nach Deutschland kommt und im Norden seine ersten Begegnungen mit der deutschen Küche hat, wird er sich wundern, wie der Süden kocht. Das ist überall so und gilt auch für Kroatien. Deshalb steht im „Ivica" auf der Karte „Kroatische Küche auf meine Art".
Bistro, Restaurant und Brasserie in einem
Typisch dafür ist beispielsweise das schwarze Tintenfisch-Risotto, Schwein und Lamm werden hier gern gegrillt serviert, und die Spezialitäten aus dem Meer sind vielfältig. Auch der Fischeintopf, Brodet od riba, ist eine sehr interessante Entdeckung. Ivica Skopljanac lacht: „Ich habe mich natürlich der Lebensweise der Saarländer etwas angepasst. Deshalb mache ich auch saarländische Gerichte. Wenn eine Gruppe zum Essen kommt, wollen ein, zwei vegetarisch, andere kroatisch und wieder andere saarländisch. Deshalb gibt es bei uns auch Gefüllte und Dibbelabbes sowie Lyoner und Hoorische. Zudem bieten wir einige internationale Spezialitäten. Schwerpunkt bleibt aber kroatisch, mit frischem Gemüse. Mein großer Stolz sind die Cevapcici. Bei meinem deutschen Publikum ein echter Renner."
Ivica Skopljanac macht seine Cevapcici aus Rind- und Lammfleisch. Die Fleischmasse braucht einen Tag Ruhezeit und wird dann am nächsten Tag gerollt. Mittlerweile gibt es sogar einen Burger mit diesem Fleisch. Alle paar Tage gibt es zudem selbstgemachte Frikadellen. „Die machen wir, wenn Leute Fußball schauen. Zum Bier. Frikadellen mit Senf mögen die Saarländer ja. Unser Konzept ist es, Restaurant, Bistro und Brasserie in einem zu sein", betont er. Dazu gibt es am Tresen Karlsberg-Bier. Vor allem das „Helle" wird bei den Gästen immer beliebter.
Das „Ivica" hat jede Menge Stammgäste. Ehefrau Mare backt hier jeden Tag einen Kuchen. Davon gibt es ein Stück als Dessert zum Stammessen. Zu diesem werden als Vorspeise eine Suppe oder ein Salat gereicht. Wöchentlich gibt es ein wechselndes Gericht. Es ist so abwechslungsreich wie die Gäste hier. Manchmal kroatisch, dann mediterran, deutsch, französisch und auch saarländisch. Zudem stehen täglich zwei kleine Drei-Gänge-Menus zur Auswahl, eines davon oft vegetarisch. Die Preise sind mit 6,90 Euro und 8,20 Euro kaum zu schlagen. Besonders hier ist auch, dass sich Mare und Ivica Skopljanac in Küche und Service abwechseln. Erlebt man auch nicht oft. Die beiden Töchter Ivona und Mila helfen in ihrer Freizeit gern mit. Das „Ivica" ist ein echter Familienbetrieb.
Die Weinkarte des Hauses ist international. Wie auch sonst? Aus der Region führen sie Weine von Petgen-Dahm aus dem Saarland, von Peters von der Saar und von Boeckel aus dem Elsass. Aus Italien entdecke ich Kreszenzen aus der Lombardei, Apulien, den Abruzzen und aus der Toskana. Spanische Weine sind ebenfalls aufgeführt. Aus Navarra. Natürlich französische, aus Bordeaux, der Provence und dem Languedoc. Ich habe mir aber angewöhnt, kroatische Weine zu bestellen. Etwa als Weißwein den kroatischen Riesling namens Grasevina oder im roten Sektor einen Plavac aus Dalmatien. Wenn es das „Ivica" nicht geben würde, man müsste solch ein Gasthaus glatt erfinden. International, weltoffen, mit herrlichen Gerichten aus verschiedenen Ecken unseres Kontinents.