„Americana, Songwriter, Folk" wird als schnöde 08/15-Genre-Kategorisierung für Ian Fisher angeboten. Auch was dem Hörer bei Erstkontakt mit „Idle Hands" musikalisch begegnet, reißt diesen kaum vom Hocker. Der Grund: Hübsch klingt das zwar, zudem geschmeidig, beiläufig, unverfänglich – aber nachhaltig? Wohl kaum.
Doch zurück zur einleitenden Kategorisierung: Americana? Hhmm, nun ja. Eine Steelguitar haucht feines, süßes Country-Feeling in den Reigen. Folk? Nun, die Streicher-Arrangements gefallen in ihrer luftig unaufdringlichen Art durchaus. Songwriter? Tatsache, der Mann schreibt selbst, er zählt unüberhörbar zu den so zahlreichen sanften Barden.
Also abgehakt? Oh nein, bitte trotzdem nicht! Denn: Irgendetwas an diesen zehn Tracks hält einen letztlich davon ab, das Werk in den Stapel der aussortierten Promo-CDs zu stecken. Vielleicht, weil sich die Seele des Hörers leise, aber doch vernehmbar – und vor allem rechtzeitig – gemeldet hat. Ihr hat das Ganze offenkundig irgendwie gefallen. Dass sie gern gestreichelt wird und stets Ausschau hält nach rezeptfreien Mitteln gegen Stress ist ja bekannt …
Und tatsächlich, fünf, sechs Durchläufe später weiß der Mensch: Seine Seele hatte recht. „Idle Hands" taugt, wirkt, ja, zieht in den Bann – auf verführerisch sanften Pfoten. „Ian Fisher wuchs mit der Plattensammlung seines Vaters auf, mit dem Songwriting der 70er-Jahre …, als ein behutsamer Groove allgegenwärtig war", weiß der Infozettel-Schreiber. Jackson Browne käme einem in den Sinn, auch Fleetwood Mac – weniger bezüglich Song-Handschrift, eher hinsichtlich Klang-Ästhetik. Wie recht auch er hat. Warm und voll tönt es, und was ja (immerhin sofort) aufgefallen war: angenehm beiläufig, herrlich geschmeidig. Wie schnell aus Höflichkeiten Komplimente werden können.
Textlich setzt sich der seit zehn Jahren quer durch Europa tingelnde Amerikaner mit der Sehnsucht nach Selbstwirksamkeit auseinander, mit dem Gefühl, gebraucht zu werden. Wir jedenfalls brauchen dieses Album für den Herbst. Und darüber hinaus.